Zeitschrift für Wehrbau, Wohnbau unü Stäütebau
Ser Burgwart
Jahrbuch öer Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Soöo Ebharöt, Architekt, Marksburg b. Braubach a. Rhein
Burgverlag, G.m.b.h., Marksburg b. Braubach a.Rhein
41. Jahrgang - der Burgwart erscheint jährlich ^ Bezugspreis 0,75 Mark für den Vogen --- 8 Seiten -
1^4Ö ß Mitglieder der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen erhalten öen Burgwart unentgeltlich ß ^
Tausend) äh vige Burgen bezeugen das Deutschtum
des Elsaß.
Von Professor Bodo Ebhardt, Marksburg.
zer aus dem Inneren Deutschlands sich von Nordosten her dem blühenden Garten des Elsaß nähert
> und einen freien Blick von der Ebene auf die stolze Kette der Vogesen gewinnt, wird den ungeheueren
Unterschied in der Wirkung und Tönung dieser stolzen und schroffen Bergkette gegenüber den glück-
Bergzügen der Pfalz und vor allen Dingen des Schwarzwaldes tief empfinden.
Alle alten Sagen, so die von den Kämpfen der Burgunder und des Flüchtlings vom Etzelhofe,
Walter von Aquitanien mit seiner Braut Hildegunde, der Tochter des Königs von Burgund (Waltharilied), sieht
man vor seinem Geiste aufsteigen. Die schroffen und kurzen Bergtäler, die von den Vogesen fast grätenförmig senk-
recht zur Tiefebene abbrechen und die dem Schwarzwald gegenüber nur wenig Wasserreichtum zeigen, haben sich
durch die eigentümliche Beschaffenheit der Felsmassen und des Gesteins ganz besonders schroff gestaltet. Schon die
Burgfelsen des Pfälzerwaldes und des Hardtgebirges zeigen merkwürdige Felsengruppen, die dort so viele stolze
Burgen tragen, aber diese Felsbänke ruhen auf breiter gelagerten Hügeln und Bergen. Schroffer sind dagegen die
gesamten Abhänge der Vogesen. Und wieviel Wasser trotz allem die Bergkette der Ebene abgibt, sehen wir erst an
der Menge der Wasserarme, die zwischen Jlltal und den: Strombett des Rheines über- und unterirdisch dahin-
strömen.
Es müssen die Nebel dieser Gewässer sein, die oft dem Bilde der Gebirgskette so märchenhafte, düstere Färbung
geben, die geheimnisvoll die Taleinschnitte und die kühnen Hänge umdräuen. Damit bieten sie auch der ununter-
brochenen Kette der Höhenburgen den märchenhaften Rahmen und Sockel, der die ganze Wucht dieser alten Wehrbau-
technik so überwältigend fühlbar macht.
Das Elsaß mit seinen Burgen bietet nördlich von Straßburg die breite oberrheinische Ebene als Vorland der
Wasgauberge, die auch ihrerseits schon mit geschichtlich hochbedeutenden, wehrhaften Orten zusammenhängt, wie der
berühmten Hohenstaufenpfalz Hagenau an der Moder. Hoch ragen dann die mehr als 40 Höhenburgen weiter zurück
auf den Wasgaubergen, während in der Ebene die Wasserburgen lagen, wie z. B. die heute verschwundene Burg
Dachstein im Unterelsaß, die Burgen der Ebene, die als eine besondere Gestaltung der Wehrbauten jahrhundertelang
hier auch ihre Rolle spielten. Von Girbaden ab aber bis zur Engelburg, Hugstein oder Hohlandsberg drängen
sich Burg an Burg auf den Höhen der vielgespalteten Vogesen. Im ganzen zählen wir im alten Reichsgebiet des
Elsaß 555 Burgen und feste Schlösser, einen Reichtum an Schönheit und trotziger Gewalt, wie er wohl in keinem
anderen, so kleinen Landbezirk des Reiches sich wiederfindet.
Unter den Burgen sind viele, die im ganzen deutschen Volke durch Sagen und Geschichte berühmt geworden
sind. Wir nennen nur ganz willkürlich die berühmten Drei Exen auf der Höhe über Colmar und die uralte Kaiser-
pfalzin Egish eimim Tal. Wir nennen Wasigenstein mit der lieblich gewalttätigen Sage des obenerwähnten Kamp-
fes, wir nennen Girbaden, das Auge des Elsaß und seinen berühmten Willkommbecher oder die Drei Rappolts-
Ser Burgwart
Jahrbuch öer Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Soöo Ebharöt, Architekt, Marksburg b. Braubach a. Rhein
Burgverlag, G.m.b.h., Marksburg b. Braubach a.Rhein
41. Jahrgang - der Burgwart erscheint jährlich ^ Bezugspreis 0,75 Mark für den Vogen --- 8 Seiten -
1^4Ö ß Mitglieder der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen erhalten öen Burgwart unentgeltlich ß ^
Tausend) äh vige Burgen bezeugen das Deutschtum
des Elsaß.
Von Professor Bodo Ebhardt, Marksburg.
zer aus dem Inneren Deutschlands sich von Nordosten her dem blühenden Garten des Elsaß nähert
> und einen freien Blick von der Ebene auf die stolze Kette der Vogesen gewinnt, wird den ungeheueren
Unterschied in der Wirkung und Tönung dieser stolzen und schroffen Bergkette gegenüber den glück-
Bergzügen der Pfalz und vor allen Dingen des Schwarzwaldes tief empfinden.
Alle alten Sagen, so die von den Kämpfen der Burgunder und des Flüchtlings vom Etzelhofe,
Walter von Aquitanien mit seiner Braut Hildegunde, der Tochter des Königs von Burgund (Waltharilied), sieht
man vor seinem Geiste aufsteigen. Die schroffen und kurzen Bergtäler, die von den Vogesen fast grätenförmig senk-
recht zur Tiefebene abbrechen und die dem Schwarzwald gegenüber nur wenig Wasserreichtum zeigen, haben sich
durch die eigentümliche Beschaffenheit der Felsmassen und des Gesteins ganz besonders schroff gestaltet. Schon die
Burgfelsen des Pfälzerwaldes und des Hardtgebirges zeigen merkwürdige Felsengruppen, die dort so viele stolze
Burgen tragen, aber diese Felsbänke ruhen auf breiter gelagerten Hügeln und Bergen. Schroffer sind dagegen die
gesamten Abhänge der Vogesen. Und wieviel Wasser trotz allem die Bergkette der Ebene abgibt, sehen wir erst an
der Menge der Wasserarme, die zwischen Jlltal und den: Strombett des Rheines über- und unterirdisch dahin-
strömen.
Es müssen die Nebel dieser Gewässer sein, die oft dem Bilde der Gebirgskette so märchenhafte, düstere Färbung
geben, die geheimnisvoll die Taleinschnitte und die kühnen Hänge umdräuen. Damit bieten sie auch der ununter-
brochenen Kette der Höhenburgen den märchenhaften Rahmen und Sockel, der die ganze Wucht dieser alten Wehrbau-
technik so überwältigend fühlbar macht.
Das Elsaß mit seinen Burgen bietet nördlich von Straßburg die breite oberrheinische Ebene als Vorland der
Wasgauberge, die auch ihrerseits schon mit geschichtlich hochbedeutenden, wehrhaften Orten zusammenhängt, wie der
berühmten Hohenstaufenpfalz Hagenau an der Moder. Hoch ragen dann die mehr als 40 Höhenburgen weiter zurück
auf den Wasgaubergen, während in der Ebene die Wasserburgen lagen, wie z. B. die heute verschwundene Burg
Dachstein im Unterelsaß, die Burgen der Ebene, die als eine besondere Gestaltung der Wehrbauten jahrhundertelang
hier auch ihre Rolle spielten. Von Girbaden ab aber bis zur Engelburg, Hugstein oder Hohlandsberg drängen
sich Burg an Burg auf den Höhen der vielgespalteten Vogesen. Im ganzen zählen wir im alten Reichsgebiet des
Elsaß 555 Burgen und feste Schlösser, einen Reichtum an Schönheit und trotziger Gewalt, wie er wohl in keinem
anderen, so kleinen Landbezirk des Reiches sich wiederfindet.
Unter den Burgen sind viele, die im ganzen deutschen Volke durch Sagen und Geschichte berühmt geworden
sind. Wir nennen nur ganz willkürlich die berühmten Drei Exen auf der Höhe über Colmar und die uralte Kaiser-
pfalzin Egish eimim Tal. Wir nennen Wasigenstein mit der lieblich gewalttätigen Sage des obenerwähnten Kamp-
fes, wir nennen Girbaden, das Auge des Elsaß und seinen berühmten Willkommbecher oder die Drei Rappolts-