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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 41.1940

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Lübbecke, Fried: Das Fürsteneck in Frankfurt am Main
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https://doi.org/10.11588/diglit.35017#0036
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Das Fürsteneck in Frankfurt am Main.
Bon Oe. Fried Lübbecke, Frankfurt a. M.
ieser Aufsatz wird im Hause zum Fürsteneck geschrieben. Seit 1923 gehört es dem Bunde tätiger Alt-
stadtfreunde zu Frankfurt a. Nt. Der Schreiber ist der Gründer und Vorsitzer dieses Bundes und arbeitet
in seiner Geschäftsstelle, die sich im zweiten Stock dieses alten Hauses behaglich eingenistet hat. Die Mit-
glieder dieses Bundes sind für die Erhaltung und Pflege der Frankfurter Altstadt tätig, glücklich, wenn
sie einen Bau, eine Gasse retten können, traurig, wenn wieder ein Stück des unwiederbringlichen Erbes
unter der Spitzhacke stirbt.
Nach dieser Vorstellung werde dem Wunsche des Deutschen Burgenmeisters Bodo Ebhardt entsprochen und
einiges über das Fürsteneck erzählt. Dankbar sei vermerkt, daß manches davon sich erst aus der Forschung ergab,
die diese Bitte anregte.
Kommt der Fremdling vom Römer über den Alten Markt zum Dom, so steht er an seinem Chor vor einem
schiefwinkligen, sanft abschüssigen Platz. Er führt den seltsamen Namen Garknchenplatz. Was sind Garküchen? Die
putzigen kleinen Häuser auf der Südseite dieses Platzes, die mit vier breiten Zwerchhäusern vor dem durchlaufenden
Mansarddach auf einen Baumeister des 18. Jahrhunderts schließen lassen. Wenn ringsum auf diesem Platze — wäh-
rend der Frankfurter Reichsmessen — die Steinschneider, Starstecher, Zahnbrecher und Quacksalber aus ganz Europa
hier auf offenem Markte mit großem Orchester praktizierten, unter ihnen lange Jahre der keineswegs sagenhafte
Doktor Eisenbarth aus Hannöverisch-Münden, dann konnte man in diesen kleinen Häusern ein billiges warmes Essen
holen, um es in seiner Bude oder auf dem nächsten Prellstein zu verzehren. Diese Garküchen wurden bald nach 1510
erbaut. In diesem Jahre machte man aus dem Domfriedhof diesen Platz. Auf Merians Plan von 1628 haben die
Garküchen bereits die gleiche Größe wie heute. Im 18. Jahrhundert hat man sie erneuert, wie die Mehlwaage links
daneben. Auch sie stammt aus spätgotischer Zeit, war aber 1716 so baufällig, daß der Rat sich zum Neubau entschloß.
Ähnlich erging es allen Bauten ringsum. Fachwerk hält selten länger als 300 Jahre. Nur über dem Fürsteneck in der
Südostecke des Platzes schwebt die Devise: 1'^ sois, sF rs8l6. Es blieb, wie es Johann der Alte von Holzhausen
 
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