Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 41.1940

DOI Artikel:
Wurzler, H.: Burg Kapellendorf
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35017#0018
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10


Abb, 10. Burg Kapellendorf in Thüringen. Ansicht gezeichnet nach Handzeichnung in der Landesbibliothek Weimar von 1658;
gez. H. Wurzler.

Wenn der Burggraf Dietrich 1216 die Dorfinsassen „Bürger" (oivos) nennt, so ist der Ort nicht etwa eine
oivitas, d. h. Stadt gewesen, sondern man bezeichnete ganz allgemein im Mittelalter im Gegensatz zu offenen Dörfern,
Dörfer und Flecken mit einer Burganlage ebenfalls mit oivitas oder urbs. Es hatten also damals schon die Herren
von Kapellendorf zur Sicherung ihres ausgedehnten Besitzes ein festes Schloß innegehabt, dessen Ruinen noch auf
uns gekommen sind.
Auch der größte Besitz kann verlorengehen, wenn nicht wirtschaftlich damit umgegangen, auch die angesehenste
Stellung untergraben werden, wenn sie durch unvorsichtige Handlungen gefährdet wird. So finden wir, nur wenig mehr
als 100 Jahre später, daß durch eine schlechte Finanzlage bedingt, der Niedergang des Geschlechtes unaufhaltsam war,
und daß 1348 und 1350 das Stammschloß und der größte Teil der Stammgüter mit den zahlreichen Lehen verlorenging.
Die Stadt Erfurt hatte inzwischen schon die Grafschaft Vieselbach erworben, die bis Nohra und somit schon
bis in die Nähe von Weimar reichte. So ist es nicht verwunderlich, daß sie, um die Handelsverbindungen nach dem
Osten noch weiter zu sichern, die Herrschaft Kapellendorf erwarb, um die Burg selbst dann zu einer Schutzfeste auszu-
bauen. Zunächst kam ein Scheinkauf zustande, und der Mittelsmann war der Bischof Heinrich von Constantia. Dieser
erwarb, nachdem der Landesherr, Landgraf Friedrich von Thüringen, den Verkauf gestattet hatte, „das Schloß mit
allen Besitzungen in der Flur und im Dorf mit Gericht und aller Freiheit und Herrschaft für 300 Mark lötigen Silbers".
Am 13. Juli 1348 bekennt Burggraf Hartmann von Kirchberg, das Haus mit allem Zubehör an den vorerwähnten
Bischof verkauft zu haben. Bereits am 7. Oktober 1348 bestätigt eine andere Urkunde den Übergang der Herrschaft
Kapellendorf an Erfurt. Es heißt hierin:
,,1Vir Usinrioll, vun Outis Znadin bisobvk der Kiroüen xu Lonstaatia, belcennen ukkinlioben. . . dax wir. . .
ckoin rate, den burKgrn g'emezmlioben und der stat xu lilrt'orte ckurob sundirliobe liebe null kruntsokakt, dv wir xu
va traMn, (tax balde tezd unsirs bases Lappelndork mit allem dem, ciax darxu Zeborit, reotit null redelioben ZsZebin
badin uncl Zebin an lliesem dr^ve, uinl clax wir dax ancieru balde tezd desselbin buses cken vorZenanten burZer»
unck ller stat mit alle ckem, ciax clarxu Zeborit, reobt null recleliobea vorlcaukt babiir unck vorlcaukin an dieser sebrilt
nmme tünkoxen marZ lotiAis sildirs Lrkortis Aswiobtis ierliokes xinses und Zulde, di sie uns als lanAe, als wir lebin,
alle iar gutlieben und »entxlioben leistiu und bexalin sollin und wollin . . . lXaob Lbristi Zeburteu dritxenbundirt
isr in dem aobten und kirtxiAestin isre, an dem dinstsKS in der Zeme^ntwooben."
Und schon vier Tage später am 11. Oktober belehnt Hartmann, Burggraf von Kirchberg, die Stadt Erfurt
mit Burg und Dorf Kapellendorf. Die Art der Übertragung und die kurze Zeit des Besitzes läßt den Zwischenkauf
durch den Bischof von Constantia unzweifelhaft ersehen.
 
Annotationen