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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 41.1940

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Wurzler, H.: Burg Kapellendorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.35017#0026
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18


In damaliger Zeit
entstand auch das Ge-
rücht von einem im
Schloß verborgenen
Schatz. In einem der
Kellerräume der Kirch-
berger Burg befindet
sich noch ein tiefes
Loch, das noch heute
von dem vergeblichen
Suchen nach versunke-
nen Schätzen zeugt.
Weiner berichtet uns
hierüber in seiner Ge-
schichte des Ortes Ka-
pellendorf folgendes:
Unter dem 25. Oktober
1775 berichtet Johann
Christoph Müller in
Kapellendorf an Her-
zog Karl August zu
Sachsen: Der Pachter
Eisenbrand zu Weni-
genjena habe ange-
geben, im fürstlichen Schlosse zu Kapellendorf liege ein Schatz. Der Pachter Eisenbrand wird am 11. November
1775 in Weimar vernommen. Es ist daraufhin nichts amtliches erfolgt, jedenfalls aber „Privatgrabungen". Er fügr
dann noch einen Bericht vom 23. Mai 1846 bei, den der Hegemeister Bernhard Berger an den Großherzog Karl
Friedrich über das Schloß, besonders aber über den zeitweiligen Aufenthalt des Herzogs Ernst August von Weimar in
demselben, gerichtet hat. Darin heißt es unter anderem: „Einstmals kam ein sogenannter Zigeuner zu Jhro Durch-
laucht den Herzog Ernst August und gab an, daß in dem Schlosse ein großer Schatz verborgen sei, namentlich ein
goldener Sarg, den er unter den gewöhnlichen Vorgaukeleien, doch gegen eine angemessene Renumeration zu heben
gedenke. Wohlan denn, so hebe ihn und sei der Renumeration versichert, wenn du ihn gefunden hast! Unglück-
licherweise fand der Kerl nichts und 60 Peitschenhiebe waren die Renumeration, die er davon trug."
Goethes Sohn August arbeitete hier 1811 ein dreiviertel Jahr lang unter der gewissenhaften Aufsicht des Rent-
amtsmannes Johann Heinrich Urlau. Auch Schillers Sohn Einst war kurz vor Aushebung des Justizamtes in Kapellen-
dorf. Während der unglücklichen Schlacht von Jena und Auerstedt beherbergte die Burg am 13. und 14. Oktober
1806 das Hauptquartier Hohenlohes. Nach Aushebung des Justizamtes und des Rentamtes dienten die freigewor-
denen Räume als Wirtschaftsräume des Gutspächters, teilweise auch als Wohnung der Hegereiter. Von 1866—1879
fanden 50 Pfleglinge und Pflegepersonal der Irrenanstalt Jena Aufnahme; von 1893—1901 dienten einige Räume
als Schule und Lehrerwohnung. Immer mehr sank die Bedeutung der Burg bis sie zu Schutträumen für den Wirt-
schaftsbetrieb des Kammergutes und als Polenkaserne benutzt wurde.
1922 ging sie in Privathand über und 1930 nahm sie die neugegründete Burggemeinde in ihren Schutz, die in
ihren alten Mauern ein neues Leben erblühen ließ.

Abb. 17. Burg Kapellendorf in Thüringen. Längsschnitt durch Stallgebäude 1:250; gez. H. Wnrzler.

Zeittafel.
Um 2200—1700 v. Ehr. srühbronzezeitliche Siedlung der Aunjetitzer Kultur auf dem Burggelände.
Um 900 n. Ehr. Kapellendorf urkundlich zuerst genannt.
1149 Herren von Kapellendorf werden Burggrafen von Kirchberg.
1216 Nennung der Dorfinsassen „oivss".
1235 Klostergründung in Kapellendorf durch Friedrich III. v. Kirchberg (1210—1237).
1248 13. Juli Burggraf Hartmann v. Kirchberg bekennt, daß er mit Zustimmung seiner Hausfrau, seinen Söhnen
und seiner Tochter das Haus mit allem Zubehör an Bischof Heinrich v. Constantia verkauft habe.
1348 7. Oktober. Bischof Heinrich von Constantia schenkt die eine und verkauft die andere Hälfte von Kapellendorf
an Erfurt.
1348 11. Oktober. Hartmann, Burggraf v. Kirchberg belehnt die Stadt Erfurt mit Burg und Dorf Kapellendorf,
welche sie vom Bischof von Constantia gekauft hatte.
1348 bis 1508 Erfurter Besitz.
1352 10. November. Kaiser Karl IV. belehnt den Rat und die Bürger zu Erfurt mit der Burg Kapellendorf.
Nach 1352 Verzeichnis der Bestandteile des Amtes Kapellendorf.
 
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