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Koblenz-Lütticher Bezirksstraße, der den Verkehr von diesem Tore ab über den Marktplatz lenkte. Auf lange
Strecken verschwand die Mauer völlig, das Neutor und alle Vortore wurden als verkehrshindernd niedergelegt.
Durch Beschluß des Stadtrates wurden die Bürger sogar zum Abbruch der Mauern ermuntert, falls sie in deren
Zuge ein Haus mit Front zum Graben erbauen wollten. Ja, noch im 20. Jahrhundert, wo doch anderwärts
schon Verständnis für die Erhaltung mittelalterlicher Bauwerke erwacht war, wollte man das Brückentor und die
eindrucksvolle Mauerstrecke an der Herz-Jesu-Kirche beseitigen. Zum Glücke griff die Rheinische Denkmalpflege
ratend und rettend ein, die auch für neue Bedachung der Türme Sorge trug. Ihr ist es zu verdanken, daß
Mayen nicht nur eine Reihe wohlerhaltener malerischer Tore, sondern auch noch beachtliche Reste der Stadt-
mauer besitzt. Zwei der Türme stehen seit einer Reihe von Jahren im Dienste der Jugend, womit ihre Erhaltung
auf lange gesichert sein dürfte.
Auch für die Burg hat uicht immer das rechte Verständnis obgewaltet. Sie kam in der Franzosenzeit durch
Verkauf in Privatbesitz, wurde durch allerlei Anbauten, zum Teil in ortsfremdem rotem Sandstein, entstellt, einem
verheerenden Brande vom 7. November 1902 fielen alle nach 1700 entstandenen Bauteile und der Helm des
Bergfrieds zum Opfer. Der letzte private Besitzer, Diplomingenieur Schölten, ließ aber nach dem Weltkrieg durch
großzügigen Umbau unter möglichster Anlehnung an die alten Formen wieder eine Baugruppe erstehen, die von
allen Seiten her eine Zierde der Stadt bildet. Die Burg ist heute Eigentum der Stadt, und es besteht die Absicht,
darin nach dem Kriege ein Landschaftsmuseum der Eifel und Festräume für Stadt und Kreis einzurichten.

Es wurde absichtlich vermieden, im Text die heute vielfach üblichen Namen Genovevaburg und Golo-
turm zu verwenden, die unsere kurfürstliche Burg in Verbindung bringen möchten zu der in der nahen Pellenz
lokalisierten Legende von der tugendsamen Pfalzgräfin Genoveva. Für den Bergfried gebraucht Hansen in seiner
Stadtgeschichte 1828 zum ersten Male den Namen Genovevaturm, während er die Burg stets Schloß ohne weite-
ren Zusatz nennt. Obige Bezeichnungen haben sich also erst seit den Tagen der Romantik nach und nach ein-
gebürgert.

Wichtigstes Schrifttum.
Wyttenbach und Müller, Ossta 'Irsvirorum 8 Bde. Trier 1836—39. — I. A. I. Hansen, Beitrüge zur Geschichte der
Stadt Mayen, Trier 1828. — Schannat und Barsch, titiklin iltuslrntn oder geograph. und histor. Beschreibung der Eifel, Aachen
und Leipzig 1824—54. — H. Sauerborn, Geschichte der Pfalzgräfin Genoveva und der Kapelle Frauenkirchen, Regensburg 1856. —
Statistische Darstellung des Kreises Mayen pro 1864, Mayen. — A. Goerz, Mittelrheinische Regesten 4 Bände, Koblenz 1876—86. —


Abb. 10. Mayen, um 1785. Kopie nach kolorierter Federzeichnung von Heinr. Alken.

Foto: Hch. Pieroth, Mayen.
 
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