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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 42.1941

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Lincke, Julius: Der Ausbau der Burg Hoheneck in Mittelfranken zu einer Schulungsburg der Reichstierärztekammer als praktisches Beispiel für die nützliche Verwendung einer mittelalterlichen Burg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35018#0018
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Der Ausbau der Burg Hoheneck Ln Mittelfranken
zu einer Schutungsburg der Reichstierärztekammer als praktisches
Beispiel für die nützliche Verwendung einer mittelalterlichen Burg.
Von Baurat Julius Lincke, Nürnberg.
eit der Machtergreifung ist so manche stolze Burg als Schulungsburg eingerichtet und so mancher
umfassende und eindrucksvolle Neubau zu demselben Zwecke ausgeführt worden. Wenn auch die
BurgHoheneck bei Windsheim sich nicht zu den umfassendsten Schulungsburgen rechnen kann, so kann
sie doch wohl für sich in Anspruch nehmen, daß sie als alte Hohenzollernfeste eine besonders weit
zurückreichende und schicksalsschwere Geschichte besitzt und darüber hinaus schon von den ersten An-
fängen der nationalsozialistischen Bewegung an ein wichtiger Stützpunkt für diese war. So kann sie auch hier auf
eine besonders stolze Vergangenheit zurückblicken. Der Vaterlandsliebe und Opferbereitschaft eines Mannes, des
bekannten Münchener Verlegers I. F. Lehmann, war dies zu verdanken. Der Führer selbst hat in ihren Mauern
geweilt, General Ludendorff war wiederholt auf der Burg zu Gast. Sogar den Toten bot sie Zuflucht. Ter
um die nationale Bewegung so verdiente ehemalige Münchner Polizeipräsident Pöhner wurde im Ehrenhain
der Burg beigesetzt, bis er 1933 wieder nach München überführt werden konnte.
Nach dem Tode Lehmanns wurde Hoheneck vom Reichstierärzteführer Friedrich Weber für die deutsche
Tierärzteschaft zu deren beruflichen Schulung erworben. Die wichtigsten Daten aus der Geschichte der Burg, die
auch gleich beim Eintreten in dieselbe, auf eine Holztüre aufgemalt festgehalten sind, sind folgende:
1132. Dietmar von Hoheneck als Zeuge in der Stiftungsurkuude des Klosters Heilsbroun genannt.
Im 13. Jahrhundert ist Hoheneck unter Obereigentum der Hohenzolleru.
1246. Arnold von Seckendorf Burgherr von Hoheneck.
1344. Hoheneck bekommt Lehen von den Herren von Hohenlohe.
1373. Amt und Burg wird an Ernst von Seckendorf verpfändet.
1381. Burggraf von Nürnberg kauft Burg Hoheneck zurück.
1381. Die Windsheimer brennen die Burg nieder.
1382. Hoheneck wird auf Kosten der Stadt Windsheim wieder aufgebaut und zum Oberamt.
1393. Ulrich Schedel burggräflicher Vogt auf Burg Hoheneck.
1461. Hoheneck wird in den Fehden der Markgrafen von Hohenzollern gegen Bischöfe und Reichsstädte
niedergebranut.
1553. Hoheneck wird abermals niedergebranut und „der große Turm mit Pulver umgelegt".
1664. Die Burg wird von Markgraf Christian Ernst als Bergschloß ausgebaut und erweitert.
1810. Hoheneck kommt an Bayern.
1866—70. Die Burg wird auf Abbruch verkauft und tatsächlich zur Hälfte auch abgebrochen.
1920. Verleger I. F. Lehmann, München, kauft Schloß Hoheneck
und baut es zu einem Mittelpunkt der nationalen Erneue-
rungsbewegung aus.
1936. Die Reichstierärztekammer erwirbt Hoheneck.
(Als Quelle für das Geschichtliche standen zur Verfügung:
Ein Aufsatz von I. F. Lehmann „Bergschloß Hoheneck"
im „Bayerland".)
1937—39. Ausbau von Burg Hoheneck zur Schulungsburg der
Reichstierärztekammer.
Hieraus läßt sich entnehmen, daß die Burg nicht weniger als
viermal Zerstörungen ausgesetzt war, wovon der vollständige
Abbruch des Hauptflügels am Eingang und des Wehrganges mit
Anbauten im Jahre 1866 fast als die schwerste auzusehen ist,
denn wenn die Burg sonst auch ausgebrannt wurde, so blieben
doch die mächtigen Mauern größtenteils stehen. Die so gründliche
Austilgung blieb also dem Zeitalter des Kapitalismus — nur
einiger weniger Gulden wegen — überlassen.


Abb. 20. Burg Hoheneck. Grundriß 1:1000.
Aus „Dcutschcs Tierärztcblutt" IS. Juui 1937, S. 13.
 
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