Wohuansprüchen der Zeiten Schritt hal-
ten müssen, wenn sie nicht verfallen
sollen. Es kann demnach von einer sehr
alten Burg manchmal gar nichts mehr
vorhanden sein, was noch aus der Grün-
dungszeit stammt. In CHLteaubriant
ist dies der Fall, denn die Burg gehört
noch der ersten Halste des 11. Jahr-
hunderts an, sie trägt den Namen ihres
Gründers, eines Grafen Brianftf. 1041
lesen wir: eastruin Liieni. Sie wird
dann der Sitz der gleichnamigen Baronie
und spielt in den um die Bretagne gehen-
den Erbfolgekämpfen eine Rolle. Es gab
mehr als einmal Grund zu Erneue-
rungsbauteu. Aber die Fundamente des
Donjon werden sich seit der Frühzeit
erhalten haben; am Aufriß änderte sich
freilich mancherlei bis in die Zeit der
Renaissance.
Von: Standpunkt der Wehrbau-
technik am bemerkenswertesten ist die
Front gegen die Vorburg hin, die zu-
nächst wohl nicht viel mehr als ein ein-
fach umfriedeter Vorhof ohne starke
Wohneinrichtungen gewesen ist. Der
Ringmauer gegen die Vorburg hin war
zuerst ein Graben vorgelegt, über den
eine Brücke zum Tor führte. Dieses
Burgtor ist ciuev der in Frankreich so Mb. 13. Burg und Schloß CHLteaubriant in Frankreich. Lageplan 1:2000.
häufigen: Das eigentliche Tor ist von gcz.: B. E. »an, J.Chaprm.
zwei starken flankierenden Rundtürmen
geschützt, der Gesamtbau war oben mit
festen Wehrgängen versehen. Die beiden das Tor schirmenden Türme geben sich heute als zwei nach hinten
offene Halbrundtürme, die an der Innenseite drei grade Wände zeigen. Die Mauern brechen indes nach
innen ab, und es scheint, daß der ganze Torbau hinten in der Art, wie es I. Chapron auf seinem Plan
angibt, geschlossen gewesen ist. Den Balkenlöchern und den Fensteröffnungen nach zu schließen, hatte der
Torbau über dem Ebenerd zwei Geschosse und über einem Mauerabsatz noch ein drittes. Hier sind auch von
außen gesehen die Mauern ähnlich wie beim Bergfried ein gutes Stück nach innen verlegt, an den Türmen
springen außen zudem lange gemauerte Steinkonsolen vor, so daß Raum für einen breiten Wehrgang gebildet
war. Die Verbindung über dem Tor selbst wurde von einem mit Abstand vor die Mauer gesetzten gotischen
Spitzbogen hergestellt, auf dem der Wehrgang ohne Vorkragung lief. Es war aber dafür möglich, dem sich
unmittelbar am Tor befindlichen Angreifer wirkungsvoll zu begegnen. Im zweiten Stock befindet sich bei beiden
Türmen vorne noch je ein tiefes Schießfeuster, im Mittelstück aber nur ein einfaches, von einen: späteren
Umbau herrührendes einfaches Fenster. In: ersten Stock sind die genau so gestalteten Fenster bis auf das im
Südturm vermauert. In das vermauerte Fenster über dem Tor reicht ein Renaissancetorschmuck über dem alten,
ganz einfachen und glatten spätgotischen Torbogen, dessen beide Wappen durch Abmeißlung unkenntlich sind. Das
Tor ist jetzt durch eine Senkung des Niveaus des durchführenden Weges erheblich nach unten verlagert, die
einstige Höhe ist noch erkennbar an den: nur an einer Seite vorhandenen unteren Auflager und an der Rinne
für das Falltor. Die vordem selbstverständlich vorhanden
gewesene Zugbrücke ist noch erkennbar an der Aussparung
für das hochgezogene Tor und an den verschmierten
Rollenlöchern oben zu beiden Seiten der Toröffnung.
Das Mauerwerk der Türme ist durch große Schiefer-
platten mehrmals ausgeglichen. Gegen den Graben hin sind
die Türme stark geböscht. Innen sind an die Türme neu-
zeitliche, unbedeutende Wirtschaftsgebäude augebaut.
Nur durch ein kurzes Stück Ringmauer getrennt, schließt
sich an denTorbau im Nordosten ein zurHälfte vorspringender
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Abb. 14. Torbau von CHLteaubriant in Frankreich.
1» 350. gez.: B. E. nach vr. Weinelt.