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Foix, wieder scheint auf den Fundamenten eines alten
Schalenturmes zu stehen. Sein Mauerwerk ist merklich
stärker als das der anschließenden Schloßmauer, die nicht
einfach die alte Burgmauer darstellt. Diese muß erheb-
lich dicker gewesen sein. Der Tour des Gardes dagegen
ist unten völlig massiv, und der den nordöstlichen Eck-
turm bildende Tour du Nort ist bei dickem Manerwerk
innen quadratisch. Der hier über die Nordfront vor-
springende Pavillon beim Tour du Nort ist vielleicht
ebenfalls noch mittelalterlichen Ursprungs. Alle Rund-
türme sind sehr geschickt in den Schloßbau einge-
gliedert.
Zwischen dem Pavillon und dem Tour des Gardes
liegt der ältere Flügel des Schloßbaues mit starken
Mauern; er mag noch aus den Zeiten der Gotik
stammen, ist dann auch nach Renaissanceformen um-
geändert worden und hat scheinbar nur eine nicht sehr
weitgehende Wiederherstellung erfahren, durch welche
die argen Verbauungen, die auch unsere Abbildung er-
kennen läßt, nicht beseitigt wurden. Das eigentliche
Renaissanceschloß bestand vor allem aus dem sogenann-
ten Logis seigneurial, der im stumpfen Winkel daran
anschließenden großen zweigeschossigen Galerie, der
Kolonnade und dem Bogeneingang im Westen des
Schloßhofes, der vielleicht der Rest einer ebenfalls
überdachten Galerie gewesen ist. Auch im Norden wird
ein entsprechender Abschluß nicht gefehlt haben — es
ist die ans dem Plan von Chapron als U bezeichnete
zerstörte Galerie — so daß der erwünschte Eindruck eines
geschlossenen Renaissancehoses entstanden ist.
In der Gegend des heutigen Place des Terrasses
und der Esplanade des Terrasses dürften Außenwerke,
wenn auch nur aus Erde, nicht ganz gefehlt haben. Der gegen Norden vorspringende, steil geböschte Platz hat
sich davon als einziger Rest erhalten.
Hauptburg und Vorburg bilden zusammen ohne Graben einen Komplex von 180 Meter Länge und bis
150 Meter Breite. Das sind stattliche Ausmaße, die ins Auge springen, wenn man den Umsang der mittel-
alterlichen Stadt CHLteaubriant daneben hält. Die Stadtmauer ist an einigen Stellen erhalten, wo sie fehlt,
besteht ebenfalls kein Zweifel über ihren einstigen Verlauf. Im Norden ist die Stadtmauer hinter der Rue de
11. Novembre gut zu verfolgen, an einem Knick befindet sich ein flankierender Schalenturm. An der Südseite
der Stadt ist dem zum Teil noch in größeren Resten auf uns gekommenen Zug der Stadtumwehrung die Rue
Pasteur vorgelagert. Hier steht auch ein stark verbauter — auf dem Plan nicht ersichtlicher — halb vorspringen-
der Rundturm. Die anschließende Stadtmauer ist nur dünn, und die in geringer Höhe vorspringenden Kragsteine
für den einstigen Wehrgang lassen darauf schließen, daß die Mauer auch gar nicht hoch gewesen sein kann. Beim
Place de la Motte stehen eine Reihe von Häusern und Wirtschaftsbauten an die Umwehrung angelehnt. Hier ist
auch noch das umgebaute „Neue Tor" erhalten. Gänzlich abgetragen scheint die Stadtmauer am Boulevard
Victor Hugo zu sein.
Das Gassennetz der Stadt ist keineswegs regelmäßig, es weist auf ein allmähliches Wachsen. Von planender
Hand aber ist die Hauptstraße, die Rue Aristide Briant durch die Stadt gelegt, ihre heutige breite und regel-
mäßige Führung läßt auch auf verhältnismäßig späte Veränderungen schließen.
' Die heutige Pfarrkirche nur Place St. Nicolas ist ein nicht nennenswerter, neugotischer Bau. Von mittel-
alterlichen Bürgerhäusern hat sich nicht eben viel erhalten, obwohl mancher Bau spätmittelalterliche Einzelheiten
anfweist. Das älteste Haus ist das Eckhaus Rue du Pelikan — Grande Rue. Die Obergeschosse liegen leicht
vorgekragt auf Holzbalken bzw. Steinkonsolen mit figural geschnitzten Köpfen. Ein schöner alter Bau ist ferner
das Haus in der Mitte der Rue de Couere mit seinem reichen Fachwerk.

Abb. 19. ChLteaubriant. Das Torhaus Porte des Champs
der Borburg. Foto: 0r. Weinelt.

Schrifttum: I. Chapron, b,s Mrütssu äs MiLtss.ubi-iuut, CHUeaubriant 19.10.
 
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