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Asche liegen, als sie, von dem erzürnten König an das Reich zurückgeführt, bald wieder in die Hand des Bayernherzogs
Ludwig kam, der die Feste 1322 vorübergehend an Burggras Friedrich von Nürnberg verpfändete, aber schon im
nächsten Jahre ausgelöst haben muß. Ein Wiederaufbau wurde erst in Angriff genommen, nachdem im Jahre 1353
Lauf samt verschiedenen anderen Herrschaften und Ämtern an Kaiser Karl IV. veräußert und 1355 von ihm feierlich
übernommen war.
Das Aussehen der Lauser Ministerialienburg des 12. und 13. Jahrhunderts ist uns völlig unbekannt; aus roma-
nischer Zeit haben sich keinerlei Spuren erhalten. Lauf samt seiner Burg gelangte schon 1373 wieder in die Hand der
Wittelsbacher Herzoge von Bayern und ging erst im Jahre 1504 an die Reichsstadt Nürnberg über, die ihren Besitz
drei Jahrhunderte hindurch behauptete, bis sie 1806 samt ihrem ganzen Landgebiet selbst dem damals neuen König-
reich Bayern zufiel. Da wurde die bis dahin von den Nürnberger Pflegern bewohnte Burg zunächst Sitz eines baye-
rischen Rentamtes, dann eines Amtsgerichts, und dieser Zweckbestimmung dient der ganze Gebäudekvmplex seit 1813
unverändert bis zum heutigen Tag. In ihren wesentlichsten Teilen stammt die Burg, so wie sie sich heute darbietet,
aus den Tagen Kaiser Karls IV. Zwar sind über die Erbauung selbst keine urkundlichen Nachrichten auf uns gekommen;
aber wir wissen, daß sich der Kaiser 1361, 1362, 1363 und 1366 jeweils längere oder kürzere Zeit in Lauf aufgehälten
hat. Die Neugestaltung des Schlosses — das in seinen Hauptteilen gleichsam aus einen: Guß erscheint — muß etwa
in die Jahre 1358—60 gesetzt werden. Seitdem hat die Burg keine längere Belagerung durchgemacht.


Baubeschreibung.
Sämtliche Außenwände der Burg sind aus regelmäßigen Bossen-Sandsteinquadern (mit Randschlag) aufgeführt.
Die Umfassungsmauer hat fast durchwegs eine Stärke von 2 bis 2^ m; gegen den Hof zu mißt die Wand des Pallas
noch 1,65 rn. Der Hauptbau der Burg, der sogenannte Pallas, besteht aus zwei im spitzen Winkel aneinanderstoßenden
Flügeln. Der etwa 2lL/g in lange und lU/s m breite Ostflügel ist der wichtigere von beiden, der eigentliche Wohnbau.
Sein etwas in die Erde ragendes, wie bei fast allen Burgen nicht zu Wohnzwecken benütztes Untergeschoß ist
durch eine dünne Wand in zwei Räume von 6x11,6 und 6x8 in geteilt. Über beide spannt sich je ein flaches
Gewölbe aus rohen Hausteinen, das im Laufe der Jahrhunderte mehrmals Veränderungen erfahren hat. Diesen:
Keller- bzw. Erdgeschoß entspricht in der Einteilung genau das Hauptgeschoß; es enthält die zwei wichtigsten Wohn-
räume der Burg: das Empfangs- sowie das Wohn- und Schlafzimmer des Kaisers. Beide waren ursprünglich mit
je zwei Jochen kreuzgewölbt. Das etwas größere nordöstliche Empfangszimmer des Kaisers ist heute durch eine in
halber Höhe waagrecht eingezogene Decke in zwei Räume gegliedert, wobei den unteren nochmal eine senkrechte
Wand in zwei ungefähr gleich große Zimmer teilt. Die alten Kreuzrippen dieses ehemaligen Empfangszimmers
wurden zum Teil zerschlagen und entfernt, auch die Schlußsteine herausgenommen; vom einstigen Wandschmuck,
der vielleicht in Gemälden bestand, ist nichts erhalten. Um so besser, ja beinahe unversehrt, ist des Kaisers Wohn-
und Schlafzimmer auf uns gekommen, das seit einer 1938/39 durchgeführten Wiederherstellung in alter Schönheit
neu erstand. Besondere Be-
achtung verdienen die zwei
Kreuzgewölbe mit ihren
Schlußsteinen (Wappen des
Königs von Böhmen samt
Helmzier). Was aber den
Saal erst so interessant macht
und ihm eine gewisse Ein-
zigartigkeit verleiht, ist sein
Wandschmuck; etwa 110 in
Stein gehauene farbige Wap-
penbilder treten dem Be-
schauer entgegen: zunächst
die Wappen des Königs von
Böhmen und seiner Länder,
dannSchilde böhmisch-mähri-
scher Adelsgeschlechter, ja wir
finden hier fast den gesamten
Hofstaat Karls IV. So spie-
gelt der Saal in weitgehen-
dem Maße die Kultur seiner
Entstehungszeit wider und
wird wohl künftig dank der
verständnisvollen Wiederher-
Abb. 23. Burg Lauf a. d. Pegnitz. Ansicht von Südwesten. Heutiger Zustand. stellung stets das Interesse
 
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