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Pallas eine Notwohnung ein-
richten, und zwar durch Ein-
ziehen einer waagerechten
Decke in der Kaiser- oder
Herrenstube, die außerdem
nochmals durch eine senk-
rechte Wand in zwei etwa
gleich große Zimmer geteilt
wurde. Diese Einbauten in
einem der wichtigsten Räume
der Burg blieben bis zun:
heutigen Tage bestehen, ob-
wohl schon im Laufe der
1560 er Jahre über dem nörd-
lichen Burgtor zwischen Berg-
fried und Pallas für den
Pfleger eine Schreib-, das
heißt Amtsstube samt Kam-
mer und darüber im zweiten
Stockwerk eine Wohnstube
nebst kleinen anstoßenden
Kammern errichtet wurde
uud gleichzeitig auch auf dem
Bergfried wieder das obere
Abb. 31. Burg Lauf a. d. Pegnitz. Waudteilstück der „Kaiserkammer" nach der Wiederherstellung Stockwerk mit einem großen
und Freilegung 1939. Zimmer, einer Kammer und
Küche erstand. Damit konnte
der Wiederaufbau als abgeschlossen gelten, aber an Schönheit, an malerischem Reiz, ja vielleicht auch an Behag-
lichkeit der Einrichtung standen die neueren Wohnaufbauten sicher denen von 1526/27 erheblich nach.
Schon in den Jahren 1577—80 erwies sich wieder eine Gesamtreparatur der Dächer als notwendig und bei
dieser Gelegenheit ließ der Pfleger seine Wohnung in mancher Hinsicht verbessern. Das große Zimmer auf dem
Bergfried trägt von dieser Zeit an die Bezeichnung „Herrenstube". Vor allem aber wurden damals die sämtlichen
Zwingermauern, d. h. die gesamte äußere Befestigung einer durchgreifenden Erneuerung unterzogen, u. a. erhielt
das Torhaus am Südeingang und der Torbau an der Brücke zur Stadt die heutige Gestalt. Auch die zwei noch er-
haltenen runden Mauertürmchen der äußeren Ilmwallung an der Ostseite der Burg stammen aus dieser Zeit, während
die erst 1613/14 umgebauten nordöstlichen Teile der Zwingermauer, denen ein Stallgebäude eingefügt war, im 19. Jahr-
hundert abgebrochen worden sind.
Im weiteren Verlauf des 17. Jahrhunderts und im 18. Jahrhundert wurden keine großen Veränderungen
mehr an der Burg vorgenommen. 1646—48 suchte man den gotischen großen Saal durch Einfügen von gemalten
Scheiben mit den Wappen der Nürnberger Landpfleger etwas repräsentativer zu gestalten. In der gleichen Zeit
erhielt die Herrenstube auf dem Bergfried eine kunstvolle bemerkenswerte Stuckdecke, deren Hauptschmuck ein Reichs-
adler und die drei Wappen der Stadt Nürnberg bilden. 1679 konnte die Wohnung des Pflegers durch einige Kammern
vergrößert werden. Bei allen späteren Bauarbeiten in reichsstädtischer Zeit handelte es sich nur noch um sogeuannte
Schönheitsreparatur oder um dringend notwendige Instandsetzungen.
Infolge desMbergangs der Reichsstadt Nürnberg mit ihren: gesamten Landbesitz an das Königreich Bayern
(1806) wurde die Burg zu Lauf nach Aufhebung des Pflegamtes der Sitz eines bayerischen Rentamtes. Damals
erfolgte der erste schwere Eingriff in den alten Baubestand.
Der große Saal mußte durch Einziehen von Wänden eine Aufteilung in fünf Wohnräume erfahren. Die Kaiser-
kammer mit ihren prächtigen Wappen aus der Zeit Karls IV. wurde in eine Küche verwandelt. Auch sonst trug man
der geschichtlichen Bedeutung der einzelnen Bauteile der Burg in diesem Jahrhundert keineswegs Rechnung, auch
dann nicht, als sie ganz dem Amtsgericht Lauf überlassen wurde. In die Jahre 1830—34 fällt die Abtragung des
größten Teiles der alten Zwingerbefestigung mit ihren schmucken Türmchen, 1856 verschwand das bemerkenswerte
gotische Chörlein an: großen Saal des Pallas (Nordseite). Die umfangreichsten Veränderungen traten jedoch erst 1900
bis 1902 ein: da wurde der einstige Geschützboden in: obersten Stockwerk des Pallas zur Dienstwohnung des Ober-
amtsrichters ausgebaut, die beiden Treppenhäuser samt den anstoßenden Räumen im westlichen wie auch im östlichen
Teil brach man ab und führte sie völlig verändert wieder auf, so daß die Burg von: inneren Hofe aus heutzutage
einen nur allzu modernen Eindruck macht.
Erfreulicherweise ist seit 1933 diese Baugesinnung endgültig einer anderen gewichen. Auch die Justizverwaltung
des Reiches hat in Erkenntnis ihrer hohen verpflichtenden Aufgabe für die Erhaltung und Pflege dieses wertvollen
 
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