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Die großartige Ruine, voll edelster Architekturtrümmer, Kapitalen, Sockeln, romanischen Bogenfenstern,
ist eine der bedeutendsten des Landes, heute aber so verwachsen, so unzugänglich durch französische Vernachlässigung
wie nie zuvor. Es ist eine Schande, daß sie anstatt liebevoller Sorge und Erhaltung, die sie zu beanspruchen hätte,
seit 20 Jahren dem dichtesten Baumwuchs überlassen blieb.
Weiter nördlich ragt als zweite viel besungene und berühmte Burg, die auf den ungebärdigsten Felssäülen
errichtet wurde, Burg Hohbarr, berühmt durch die edle Trinkgesellschaft zum Horne, deren letzte „Brüder" noch
1635 ausgenommen wurden.
Hier stehen, am Ende einer ganz „modernen" Kraftfahrstraße, in dem gewaltigen Felsenkamm ein neuerer
Gasthaus-Fachwerkbau, neue Leitern zum Ersteigen der Felsen und neue kleine Hausbauten durcheinander, so daß
der Ernst und die Würde des geschichtlich wichtigen Baues —- der 1744 noch von Panduren belagert wurde — ver-
lorengeht.
„Das Auge des Elsaß" nannte das Volk die uneinnehmbare Burg, „des Landes Auge" wurde sie schon
ans dem Konzil zu Konstanz genannt.
Bon hier sichtbar liegen die Groß-und Klein-Geroldsecker Ruinen, oberhalb Zabern, deren Herren gleichen
Namens schon 1127 genannt werden. Ausgedehnte Trümmer, fast regelmäßige Grundrißreste, zeugen auch hier noch
von vergangener Pracht und klarer, zielbewußter Meisterschaft der Baumeister.
Vorüber am Herrenstein erreichen wir einen ganz besonderen Wehrbau — die unvergleichlich köstlich ge-
legene Burg Lichtenberg. Fast möchte man sie noch für bewohnbar halten.
Eine vom Graben umschlossene hohe Ringmauer umfaßt neben bedeutenden Nebenbauten, Kaserne, Spital,
Magazin, Kirche, eine monumental gewölbte Torwache, die hochemporragende Kernburg mit Bergfried und
Schildmauer.
Mächtig ist der Eindruck beim Ersteigen der Burg. Wundervoll erhalten sind die hohen Mauern in schönstem
Quaderbau. Kein Wunder, daß trotz der leeren Bauten alles noch so stark und fest erscheint. Reicht doch die Geschichte
der Burg zurück vom 13. Jahrhundert bis 1678 als die einer echt deutschen Burg, ehe die raubenden und schändenden
Franzosen unter dem Marschall Crequi sie bombardierten und zerstörten. Damals verloren die letzten Herren von
Hanau-Lichtenberg, die durch unseren großen deutschen Festungsbaumeister Daniel Specklin die Burg nochmals ver-
stärkten, ihr herrliches Erbe.
Selbst die Franzosen erkannten freilich bald die Stärke des Platzes, sie ließen die Burg als kleine Festung
ausbauen und änderten bis 1870 noch mancherlei. Damals eroberten die Württemberger nach starker Beschießung
die Feste und brachten sie wieder in deutsche Hand.


> sc


Abb. 38. Burg Phlixburg im Elsaß. »ez.: B. E.
 
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