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damals nur in lockerer Verbindung mit Großpolen, wurde das Aufmarschgebiet in einem etwaigen Kriege. Das
Jahr 1309 brachte also wohl den Entschluß, in Strasburg eine starke Burg als Steinbau zu errichten. Schlochau gelangte
1312 durch Kauf in den Besitz des Ordens und bald darnach wird auch hier der Burgbau begonnen sein. Strasburg
und Schlochau haben eine auffallende Übereinstimmung in der Grundrißgestaltung, die Lage des achteckigen Berg-
friedes neben dem Tore, der quadratische Grundriß in Schlochau von 47,5 in Seitenlänge, in Strasburg von 45 in,
also 11° bzw. 10° 6' kulmischen Maßes, der Vorhof am Turme u. a. m. weisen auf denselben Baumeister hin, während
der Aufbau nachher verschieden gestaltet wurde. Strasburg, das noch Ecktürme hat, scheint etwas früher geplant
worden zu sein, und ich möchte das Jahr 1317 als das des Baubeginnes ansehen. In diesem Jahre wird auch zum
ersten Male ein Vizekommendator von Strasburg, Conrad, genannt. Der Krieg mit Polen brach 1327 aus, im Jahre
1329 kamen auch die Litauer wieder in diese Gegend, machten aber eine halbe Meile vor Strasburg Halt. Am 14. Sep-
tember 1329 fand in Strasburg ein Ordenskapitel statü), an welchem der Hochmeister Werner von Orseln sowie die
Meister von Livland und in den deutschen Landen teilnahmen: damals muß der Steinbau in vollem Umfange fertig-
gestellt gewesen sein. Wir hätten also die zehn Jahre von 1317 bis 1327 als Hauptbauzeit. Ein Komtur wird 1331
erstmalig erwähnt ch. Die Ausschmückung der Kapelle wird sich länger hingezogen haben, Strzesz gibt das Jahr 1339
als das der Weihe an.
Die Lage an der Grenze gab Strasburg besondere Bedeutung. 1402 fanden hier Verhandlungen des Hoch-
meisters mit den Herzögen von Masowien statt, 1406 Verhandlungen von Gesandten des Ordens und des Königs von
Polen. 1409 brach der Krieg mit Polen aus, alle wehrfähige Mannschaft war beim Feldheere, die Burg geriet im
Juli 1410 in Feindeshand, und wurde vollständig ausgeplündert. Die Polen raubten alles Kirchengerät, das Haus-
gerät, selbst die Türbänder und Schlösser von den Toren und Fenstern; alle 8 Geschütze wurden mitgenommen. Der
gesamte Schaden am Ordenshause und der Vorburg wurde ans 2000 Märk damaligen Geldes beziffert, etwa 300000
Mark von 1914. Nach dem 1. Thorner Frieden, Februar
1411, erhielt der Orden Strasburg zurück, der es sofort
wieder bestückte und instand setzte. 1412 war der Hoch-
meister Heinrich von Plauen in Strasburg. 1414 brach
der Krieg abermals aus, Strasburg wurde vier Wochen
lang tapfer von: Orden verteidigt, Komtur war Johan
Spedt, unter den Verteidigern zeichnete sich der Söldner-
führer Niclos von der Rybenitz besonders aus. Am 7. Ok-
tober 1414 wurde im Lager vor Strasburg ein zwei-
jähriger Waffenstillstand abgeschlossen. Im März 1415
reiste Niclaus Fellensteyn, der Baumeister des Hoch-
meisters, nach Strasburgs), es wurden also bauliche In-
standsetzungen geplant; in demselben Jahre waren wieder
13 Steinbüchsen und 28 Lotbüchsen auf der Burg. Im
13 jährigen Kriege geriet die Burg schon am 28. Februar
1454 in die Hand des preußischen Bundes, dessen Haupt-
leute mehrere Jahre hier saßen und schließlich die Polen
einlassen mußten. Am 11. November 1461 gelang es aber
dem Söldnerhauptmann des Ordens, Bernhard von
Zinnenberg und dem Ordensritter Ulrich von Kinsberg,
die Stadt und die Vorburg zu besetzen. 1462 gelangte
Zinnenberg in den Besitz der Bing, mußte aber im De-
zember 1463 vor König Kasimir kapitulieren; doch blieb
er Pfandinhaber der Burg bis zu seinem Tode 1470. Im
2. Thorner Frieden 1466 fiel das Land Michelau mit
Strasburg an den König von Polen. Zinnenbergs Nach-
folger wurde aber 1470 Bernhard von Zedlitz, der das
Schloß auch nicht an den Polenkönig auslieferte. Im
Pfaffenkriege rückten die Ordenstruppen im Juli 1478
in Strasburg ein und auf dein Schlosse wurde wieder
ein Komtur des Deutschen Ordens eingesetzt. Erst beim
Friedensschluß Oktober 1479 gelangte der Polenkönig
in den Besitz der Ordensburg Strasburg. Ihren Amtssitz
hatten hier Hauptleute, seit Anfang des 16. Jahrhunderte
0 Wigand von Marburg in den Script. 1-8,Nruss. II 469.
2) Script, rsr. Uruss. II 725.
h Ziesemer, das Ausgabebuch des Marienburger Haus-
Abb. 46. Ordensburg Strasburg. komturs, Königsberg 1911, S. 185.
damals nur in lockerer Verbindung mit Großpolen, wurde das Aufmarschgebiet in einem etwaigen Kriege. Das
Jahr 1309 brachte also wohl den Entschluß, in Strasburg eine starke Burg als Steinbau zu errichten. Schlochau gelangte
1312 durch Kauf in den Besitz des Ordens und bald darnach wird auch hier der Burgbau begonnen sein. Strasburg
und Schlochau haben eine auffallende Übereinstimmung in der Grundrißgestaltung, die Lage des achteckigen Berg-
friedes neben dem Tore, der quadratische Grundriß in Schlochau von 47,5 in Seitenlänge, in Strasburg von 45 in,
also 11° bzw. 10° 6' kulmischen Maßes, der Vorhof am Turme u. a. m. weisen auf denselben Baumeister hin, während
der Aufbau nachher verschieden gestaltet wurde. Strasburg, das noch Ecktürme hat, scheint etwas früher geplant
worden zu sein, und ich möchte das Jahr 1317 als das des Baubeginnes ansehen. In diesem Jahre wird auch zum
ersten Male ein Vizekommendator von Strasburg, Conrad, genannt. Der Krieg mit Polen brach 1327 aus, im Jahre
1329 kamen auch die Litauer wieder in diese Gegend, machten aber eine halbe Meile vor Strasburg Halt. Am 14. Sep-
tember 1329 fand in Strasburg ein Ordenskapitel statü), an welchem der Hochmeister Werner von Orseln sowie die
Meister von Livland und in den deutschen Landen teilnahmen: damals muß der Steinbau in vollem Umfange fertig-
gestellt gewesen sein. Wir hätten also die zehn Jahre von 1317 bis 1327 als Hauptbauzeit. Ein Komtur wird 1331
erstmalig erwähnt ch. Die Ausschmückung der Kapelle wird sich länger hingezogen haben, Strzesz gibt das Jahr 1339
als das der Weihe an.
Die Lage an der Grenze gab Strasburg besondere Bedeutung. 1402 fanden hier Verhandlungen des Hoch-
meisters mit den Herzögen von Masowien statt, 1406 Verhandlungen von Gesandten des Ordens und des Königs von
Polen. 1409 brach der Krieg mit Polen aus, alle wehrfähige Mannschaft war beim Feldheere, die Burg geriet im
Juli 1410 in Feindeshand, und wurde vollständig ausgeplündert. Die Polen raubten alles Kirchengerät, das Haus-
gerät, selbst die Türbänder und Schlösser von den Toren und Fenstern; alle 8 Geschütze wurden mitgenommen. Der
gesamte Schaden am Ordenshause und der Vorburg wurde ans 2000 Märk damaligen Geldes beziffert, etwa 300000
Mark von 1914. Nach dem 1. Thorner Frieden, Februar
1411, erhielt der Orden Strasburg zurück, der es sofort
wieder bestückte und instand setzte. 1412 war der Hoch-
meister Heinrich von Plauen in Strasburg. 1414 brach
der Krieg abermals aus, Strasburg wurde vier Wochen
lang tapfer von: Orden verteidigt, Komtur war Johan
Spedt, unter den Verteidigern zeichnete sich der Söldner-
führer Niclos von der Rybenitz besonders aus. Am 7. Ok-
tober 1414 wurde im Lager vor Strasburg ein zwei-
jähriger Waffenstillstand abgeschlossen. Im März 1415
reiste Niclaus Fellensteyn, der Baumeister des Hoch-
meisters, nach Strasburgs), es wurden also bauliche In-
standsetzungen geplant; in demselben Jahre waren wieder
13 Steinbüchsen und 28 Lotbüchsen auf der Burg. Im
13 jährigen Kriege geriet die Burg schon am 28. Februar
1454 in die Hand des preußischen Bundes, dessen Haupt-
leute mehrere Jahre hier saßen und schließlich die Polen
einlassen mußten. Am 11. November 1461 gelang es aber
dem Söldnerhauptmann des Ordens, Bernhard von
Zinnenberg und dem Ordensritter Ulrich von Kinsberg,
die Stadt und die Vorburg zu besetzen. 1462 gelangte
Zinnenberg in den Besitz der Bing, mußte aber im De-
zember 1463 vor König Kasimir kapitulieren; doch blieb
er Pfandinhaber der Burg bis zu seinem Tode 1470. Im
2. Thorner Frieden 1466 fiel das Land Michelau mit
Strasburg an den König von Polen. Zinnenbergs Nach-
folger wurde aber 1470 Bernhard von Zedlitz, der das
Schloß auch nicht an den Polenkönig auslieferte. Im
Pfaffenkriege rückten die Ordenstruppen im Juli 1478
in Strasburg ein und auf dein Schlosse wurde wieder
ein Komtur des Deutschen Ordens eingesetzt. Erst beim
Friedensschluß Oktober 1479 gelangte der Polenkönig
in den Besitz der Ordensburg Strasburg. Ihren Amtssitz
hatten hier Hauptleute, seit Anfang des 16. Jahrhunderte
0 Wigand von Marburg in den Script. 1-8,Nruss. II 469.
2) Script, rsr. Uruss. II 725.
h Ziesemer, das Ausgabebuch des Marienburger Haus-
Abb. 46. Ordensburg Strasburg. komturs, Königsberg 1911, S. 185.