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befindet sich im Steinerschen Album (etwa 1731—1745) im Stadtarchiv zu Thorn. Das Burgtor lag in der Nord-
ostfront, oder einfacher Ostfront, neben dem Turme; dieser war so angelegt, daß die Außenmauern sich in den
Schloßmauern fortsetzten, die Jnnenmauern aber freistanden. „Auf der linken Seite, wenn man in das Schloß
geht, ist der große gewölbte Remter, über den unteren Gewölben auf gebogener Treppe erreichbar ... in demselben
ließ er (der Starost) 3 Fenster vergrößern zur Höhe von 7 und Breite von 2^ Ellen; auch das vierte ließ er ver-
größern, doch ist es schon niedriger und enger; nämlich 5 Ellen hoch und UZ Ellen breit. In ihnen sind neue Glas-
scheiben von französischem Glase."
Hiernach handelt es sich um den Ostflügel, der den Kapitelsaal enthielt. Von den anderen Gemächern sagte der
etwas selbstherrliche Starost 1565, es sei nicht nötig, sie zu revidieren, da sie alt seien und nichts in ihnen verbessert sei;
sie wurden daher nicht geöffnet.
Zum Glück haben wir wenigstens von der Kirche eine gute Beschreibung vom Jahre 1869 im Protokoll der
Kirchenvisitation des Domherrn Ludwig StrzeszZ. Es heißt dort: „Die Kapelle der Strasburger Burg oder das Bet-
haus der Ordensritter ist mit Recht als ein Denkmal unter den Zierden des Deutschhauses zu schätzen, weil sie durch
die Großartigkeit und Majestät des Baues nicht geringer ist als die berühmten Mausoleen, griaZnikiosnt-ia st oporis
roajsstats prasolsris non inksrior limusolsis'." Der Raum war 15:35 Ellen groß und hatte 10 Fenster.
„Anstatt der Tür sind zweiteilige, eichene Türflügel da, indem in der Mitte eine Steinsäule den Anschlag aus-
nimmt. In dem oberen Stein der Vorderseite erblickt man figürliches Bildwerk. Eine altertümliche Malerei stellt den
Hochaltar dar; sie trägt eine ausgedehnte, fast drei Ellen hohe Statue der allerseligsten Jungfrau Maria mit dem Jesus
Knaben, aus weißem Stein sinnreich gearbeitet, ein Werk, das gleich ist den einst berühmten Bildhauerarbeiten, —
par ostsbribns oliin 8ontptnri8 opikioinm." Diese Kirche füllte den Südflügel aus, von u bis 8 des Grundrisses. Der
Keller ist noch erhalten, zweischiffig überwölbt, die Kirche war aber sicher einschiffig und die 10 Fenster lassen sich in
dem 25 m langen Raum leicht verteilen. Der Verlust der kostbaren Steinbildwerke ist aber tief zu beklagen; eine Be-
schreibung von 1730 sagt, daß im Hochaltar eine schöne und ganze Passion sei, was uns an den Graudenzer Altar erinnert.
Das Material der Marienstatue wird hier Alabaster genannt; ans beiden Seiten der Kapelle standen noch die alten
Ordensbänke. Die Sakristei müssen wir im Südende des Ostflügels suchen. Außer dem großen Turme waren noch
drei kleinere Ecktürme vorhanden, wie auf der Steinerschen Zeichnung.
Der Westflügel hatte drei Räume mit je zwei Pfeilern; vor dem südlichen ist noch der Kämpfer eines großen
Bogens erhalten, der jedenfalls den Danzkergang trug. Der mittlere Raum hat im Keller Reste einer Heizung, dann
hätten über ihm wohl das Komtursgemach, die Firmarie und die Amtsstube des Cappellans gelegen. Der nördliche Raum
an der Ecke hat auf der Steinerschen Zeichnung 3 lange Fenster in der Westfront und 2 m in der Nordfront, in ihm
müssen wir den Convents-Remter erblicken. Der Nordflügel enthielt 1730 die Haupttreppe, die auf den Kreuzgang
führte und bei dem sich zur rechten Hand, also wohl im Westflügel, 2 Stuben mit je 2 Fenstern und 2 Stübchen mit je
1 Fenster befanden, außerdem noch wüste Stuben. Die Wohnräume des Nordflügels waren durch den Anbau der
Königin Bona verdunkelt, daher wohl auch wüst. Jur Erdgeschoß des Nordslügels waren die Küche und der Brunnen.
Was bei der Betrachtung des Grundrisses zuerst auffällt, ist eine gewisse Verwandtschaft mit dem der Burg Schlochau.
Beide Burgen sind ungefähr gleichzeitig begonnen, Schlochau wohl etwas jünger. Die innere Raumeinteilung ist aber
verschieden, denn der Orden kannte, wie ich schon an anderer Stelle ausführte, keinen „Typus", seine Baumeister schufen
stets etwas Neues. Auch die Grundrißeinteilung des 13. Jahrhunderts, wie in Marienburg, oder der Frühzeit des 14.,
wie in Golau, ist verlassen. Das Neue an Strasburg ist die Aufteilung des Westflügels in drei Räume zu je drei Ge-
wölbejochen, und dann die verhältnismäßig große Kirche mit dem monumentalen, zweiteiligen Portal. In der Kirche
waren der Hochaltar mit einer Tafel, also einem gemalten Altaraufsatz, wie in Graudenz vom Ende des 14. Jahr-
hunderts, und der Altar „unserer Frauen". Die Altartafel des Hochaltars war noch 1669 vorhanden, 1730 fehlte sie
schon, nur die Steinfigur der Jungfrau Maria war noch erhalten: auch diese ist nach dem Abbruch von 1787 unter-
gegangen.
Die künstlerische Selbständigkeit finden wir auch in den Türinen. Der Schlochauer besteht nur aus einen: Turm-
körper von 41,5 in Höhe, der in Strasburg ist fast ebenso hoch, 41 m, hat darüber aber noch einen 7 in hohen, zurück-
gesetzten Oberteil. Diese Turmform findet sich schon früher auf hessischen Burgen, so zu Cronberg und Falkenstein im
Taunus. Nach A. von CohausenZ nannte man diese Türme „Butterfaß". Die Mauern des Aufsatzes ragen zum Teil
in das Innere des Hauptturmkörpers hinein und werden dort von hohen Auskragungen getragen, ein Anzeichen dafür,
daß dieser Turm in einheitlichem Baufortgange gebaut ist. Der untere Umgang sollte wohl als Wehrgang für die
Verteidiger dienen, der obere als Luginsland oder in der Sprache des 16. Jahrhunderts als Warte. Hinter dem
oberen Umgang steigt der gemauerte Kegel des Turmhelmes empor, ähnlich wie auf den Giebeltürmeu der Burg
Rehden. Nur die laternenartige Helmspitze stammt vom Jahre 1618, aus der Zeit der Prinzessin Anna.
Das Haus umgab allseits ein Parcham; auf dem westlichen befand sich der Bogengang für den Danzker, der
entweder auf der westlichen Ringmauer saß, wie in Rehden, oder vor dieser turmartig im Flusse stand. Die Westmauer
wurde wohl in alter Zeit von Wasser der Drewenz bespült, die zugleich die drei anderen Grabenteile speiste.
9 Locistns litsruein l'orunsnsis, Fontes VI—X Horn 1902—06, Ugg 523.
") Die Befcstignngsweiscn der Bvrzelt und des Mltteloltcrs, Wiesbnde» 1898 S. 161.
 
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