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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 43.1942

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Schmid, Bernhard: Burgen in Litauen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35019#0003
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Zeitschrift für Wehrbau, Wohnbau unü Städtebau
der Burgwart
Jahrbuch der Vereinigung zur Erhaltung üeutscher Burgen
Herausgeber: Professor Boöo Ebharöt, Architekt, Marksburg b. Braubach a. Rhein
Burgverlag, G.m.b.H., Marksburg b. Braubach a. Rhein
4Z. Jahrgang - ver Burgwart erscheint jährlich ^ Mitglieder der Vereinigung zur - 4ribpb»R
1^42 ^ Erhaltung deutscher Burgen erhalten den Burgwart unentgeltlich ^ ^ ^ ^
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Burgen in Litauen.
Bon Oberbaurat Prof Or. Bernhard Schmid, Marienburg.

Deutsche Orden hatte von 1231—4283 in planmäßigem Kampfe die Preußen bezwungen, von der
bis über den Pregel hinaus; die preußischen Landschaften Nadrauen und Schalauen bildeten
damals die Ostgrenze. Im Jahre 1289 gründete der Landmeister Meinher von Qnerfurt am Memelstrom
Burg Landshut, heute Ragnit genannt, im südlichen Teile von Schalauen. Die Litauer hatten
schon früher gelegentlich an der Seite der Preußen gekämpft, nun aber begann der Orden aktiv den
Kampf gegen Litauen. Trotz der sprachlichen Verwandtschaft hat man im Orden doch scharf zwischen Preußen und
Litauen unterschieden; Dusburg, der seine Chronik des Landes Preußen 1326 abschloß, betont ganz ausdrücklich
das Jahr 1283 als Abschluß der Eroberung Preußens. Tie Litauer saßen südlich von Kurland und Semgallen, bis
heran an Memel und Wilia (früher Nerge), und darüber hinaus bis etwa zu 54° 30" nördlicher Breite. Das östliche
Litauen hieß Auxstvte, das obere, die westliche Hälfte Szomoith, oder wie wir heute sagen: Samaiten, d. h. das
Niederland. Tie alten Herzogsburgen lagen aber in Aupstote, nämlich Wilnas, Traten und Kauen. Schon im
13. Jahrhundert hatten die Litauer sich das Land der Jadzwinger, zwischen mittleren Memel und den Ostgrenzen
des Ordenslandes (Sudauen) und Masowien unterworfen, später unter Gedimin 1316—1341 große Teile von
Schwarzrußland-). Damit war hier zugleich der Ausdehnung von Großpolen nach Osten hin eine Schranke gesetzt.
In Rußland hatte das Christentum unter Wladimir 1. (980—1015) endgültig Eingang gefunden, Wladimirs Ge-
mahlin war neben anderen Anna, eine griechische Kaiserstochter aus Byzanz. Dadurch kamen starke Kultureinflüsse
von Süden her auch nach Litauen und die Fürsten waren, obwohl das ganze Land heidnisch blieb, nicht gerade christen-
feindlich. Die Unternehmungen des Ordens gegen Litauen, die 1283 einsetzten, waren vom Missionsgedanken erfüllt,
sie wurden vom Papst gefördert, da dieser ein Interesse daran hatte, daß Litauen für die römische Kirche und nicht
für die schismatische der Russen gewonnen wurde; die mehrfachen Ehebündnisse litauischer Großfürsten mit russischen
Fürstentöchtern zeigten, daß hier die griechische Kirche Eingang gewinnen könnte, was später in den russischen Pro-
vinzen Litauens auch wirklich eintrat. In gleicher Weise lag dem Orden daran, zwischen Preußen und Kurland,
das er seit 1237 allmählich erobert hatte, die Landbrücke zu gewinnen, um dadurch Livland fester an seinen Staat
zu binden. Freilich war dabei Samaiten das eigentliche Kampfziel des Ordens, nicht Ostlitauen und die russischen
Landesteile. Die litauischen Herrscher, Mindowe, Troiden, und dann Lutuwer und seine Nachkommen waren eigent-
lich nur dieHerren von Ostlitanen, mitWilna und Traten als ihren Hauptsitzen, die Samaiten waren unabhängig
und ohne einheitliche Führung, aber sie standen im Kampf gegen den Orden immer an der Seite der Litauer und

9 Der ordenszeitliche deutsche Nuiue „Die Wille" läßt sich setzt schwer wieder nufnehmen Wege» des Gleichklniiges mit dem deutschen
Worte „Der Wille". Dagegen können Kowno, Troki und Grodiw unbedenklich durch die deutschen Sprachformen Kauen, Traken und
Gnrthen ersetzt werden.
-) So Stählin, Geschichte Rußlands, Band I, Stuttgart usiv. 1923, S. 197. — Schiemann, Rußland, Polen und Livland bis
ins 17. Jahrhundert, Band I, Berlin 1886, S. 215 schreibt dieser Eroberung schon Mindowe 1240—1263 zu.
 
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