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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 43.1942

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Schmid, Bernhard: Burgen in Litauen
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Weinelt, Herbert: Burg, Festung und Stadt Belgorod am oberen Donez
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https://doi.org/10.11588/diglit.35019#0014
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mit dem Könige Sigismund I. Durch Johann Radziwill sind dann die Italiener auch nach dein Schloßban von Mir
berufen; als Gründer der Pfarrkirche von Nieswiez ist Johann ausdrücklich verbürgt. Die Fertigstellung von Mir
ist spätestens inr 3. Jahrzehnt erfolgt, etwa nur 1525.
Jetzt steht es als einsamer Bau, innen ruinenhast, vor uns, neben Traten mit die eindrucksvollste Wehr-
anlage Litauens, schon inr libergange zum Palastban.
Schrifttum.
Böhler, Stadt und Schluß Mir in der Beilage „Der Bevbachter" zur Zeitung der 10. Armee, Wilna, Nr. 170 und 171 vvm 10.
und 24. Oktober 1918.
Sämtliche Pläne sind eigene Ausnahmen des Verfassers.


Burg, Festung und Stadt Belgorod am oberen Donez.
Bon Dozent Or. habil. Herbert TUeinclt, z. Zt. im Osten.
?an möchte sagen, daß sich im Schicksal von Burg, Festung und Stadt Belgorod ein Stück russischer
' Volkstumsgeschichte spiegelt, es ist das Schicksal einer Wehrsiedlung, die auf Befehl der Herrscher
mehrmals Standort und Gesicht gewechselt hat.
Belgorod oder richtiger Bjelgorvd bedeutet „weiße Burg (Stadt)" und ist ein sehr weit ver-
breiteter slawischer Ortsname. In diesem Fall besteht die Ortsbezeichnung zu ganz besonderem
Recht, lag doch die alte Burg und Stadt Belgorod auf einer hohen, an drei Seiten ganz steil zum breiten Lauf
des Donez abfallenden Taluferzunge, dem Ausläufer einer weiter nördlich liegenden Terrasse. Die ganze Er-
hebung besteht aus Kreide, blendend weiß fallen die Hänge ab. Heute nützt ein Kreidebergwerk das reiche Lager
wirtschaftlich ans.
Der an drei Seiten natürlich so gut geschützte Rücken bot eineu ganz vortrefflichen Bauplatz für eine Wehr-
siedlung, die an dieser Stelle das breite Tal des Donez vollständig zu beherrschen imstande gewesen ist. Heutzutage
erscheint der Donez an dieser Stelle kaum mehr als ein mehrteiliges Rinnsal im breit versumpften alten Strom-
gebiet, es klingt deshalb ganz unglaublich, daß er vordem bis Belgorod schiffbar gewesen ist.
Der weiße Kreidehang rückt von Westen her ganz hart an das ehemalige Stromgebiet des Donez heran, im
Osten dagegen bleibt der allmähliche Anstieg des Talufers recht unbedeutend, zur Zeit der Schneeschmelze wurde
hier ein breiterer Streifen überschwemmt. Es war deshalb sicherer, die Wege trotz der Beschwerlichkeiten des Ge-
ländes infolge der breiten Risse in die Schwarzerde und den Lehm auf das trockene westliche Ufer zu verlegen.
Zur Kontrolle dieser Straße, des Wasserweges und vor allem der hier den Donez überquerenden Straße ist
wohl schon im 8. Jahrhundert der erste feste Platz am Standort der späteren Burg Belgorod geschaffen worden,
denn bis in diese Zeit zurück lassen sich Besiedlungsspuren Nachweisen. Die Gunst der wirtschaftlichen Lage hat die
Bedeutung von Belgorod gewiß früh vergrößert. Denn sie befindet sich zwar noch im Steppengebiet, aber doch
im nördlichen Grenzstreifen gegen den ursprünglichen Waldgürtel. Der Übergang zwischen zwei wirtschaftlich ver-
schieden gearteten Räumen hat das Entstehen von größeren Handelsniederlassungen bewirkt, und auch die anderen
Brennpunkte menschlischen Lebens wurden von dem Aufschwung erfaßt. So kommt es, daß die Festung Belgorod
mehrmals vergrößert worden ist, allein nur die letzte Anlage ist mehr aus dem Gelände zu erschließen.
Ihr Kern war die Burg, ein fast regelmäßiges Quadrat von etwa 230 Schritten Seitenlänge. Die Reste der
Umwehrungsmauer heben sich heute als ungefähr 2'^ m breiter, niedriger Wall von der Umgebung ab, davor liegt
im Westen und Süden und au der einen Hälfte der Nordseite ein im Durchschnitt heute 20—21 Schritte breiter Graben,
der, wie aus alten Berichten hervorgeht, mit Wasser gefüllt gewesen ist. Im Osten und an der anschließenden Hälfte
der Nordfront war des steil abfallenden Geländes wegen ein Graben nicht notwendig. Der Graben ist vom Außen-
rand — nicht von der Innenkante aus, die der zusammengefallenen Burgmauer wegen höher ist — aus gemessen
ungefähr 3,50 m tief. Er wurde im weiten Winkel eingeschnitten, hat also keine breite Sohle. Das ist bei seiner Breite
immerhin eine bemerkenswerte Technik, die festungsmäßig aber ohne besonderen Wert gewesen sein muß.
Die Bolschewisten haben die Schutthalde der alten Umfassungsmauer an zahlreichen Stellen sauber für ihre
Schützengräben und Maschinengewehrnester durchstochen, und man kann an diesen Schilitten sehr gut den Aufbau
der Mauer verfolgen.
Wie noch heute, so hat durch alle Jahrhunderte vorher die Menschen dieses Raumes das Problem eines festen
Baugrundes beschäftigt, denn man kann so tief graben wie man will, einen wirklich soliden Boden findet man nicht.
Die Erbauer der alten Burg Belgorod haben sich da auf eine einfache Art zu helfen gewußt: sie stachen die oberste
Schicht des Humus ab, nicht weiter, als die Wurzeln der Gräser und Kräuter reichten, und stellten darauf eine feste
Balkenlage. Darauf wurde dann eine Ziegelmauer gesetzt. Diese einfache Lösung hatte begreiflicherweise ihre großen
 
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