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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 43.1942

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Seebach, C.H.: Die Königspfalz Werla
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https://doi.org/10.11588/diglit.35019#0017
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Die Köntgspfalz Werla.
Von Dipl.-Ing. C. H. Seebach.

Name Werla bedeutet eine Wende in der Erkenntnis der Burgenforschung auf deutschein Boden.
Ü^MMMl Bis zur Auffindung der ehemaligen Pfalz WerlaZ durch Forschung von Historikern und Prähistorikern
sowie Architekten gab es über Aussehen einer Burg aus der Zeit Heinrichs I. keine Urkunde und keine
Grabung deutete uns die berühmte Stelle in den Schriften des Widnkindch, wie eine derartige Trutzburg
gegen die Ungarn angelegt war.
Wir wissen wohl aus den bedeutsamen Forschungen von Ebhardt und Schuchhardt, wie eine fränkische Pfalz
oder eine sächsische Burg zur Zeit Karls des Großen aussahen. Zwischen der Zeit der Karolingischen Pfalz und den
Pfalzen der fränkischen Kaiser (Goslar) liegt ein Zeitraum von zirka 200 Jahren. Es ist die Periode der großen
Sachsenkaiser.
Was hatte Heinrich für Vorbilder im Lande, als er seine Grenzfestungen anlegte? Er mußte einmal gerade hier
im Osten seine ganze Machtfülle zeigen, zum anderen brauchte er auch aus reinen Repräsentationspflichten einePfalz.
Es gibt eine Gruppe von Burgen von der Spät-La-Töne-Zeit bis zur Werla, die durch ihre Anlage eine auffallende
Verwandtschaft zeigen. Alte liegen im ehemaligen cherusk.-sächs.-angelsächsischen Gebiet. Zunächst die Babilonie
bei Lübbeke westlich der Weser, dann Winkelburry Camp südwestlich Salisbury, Hohensyburg a. d. Ruhr,
Pipinsburg, schließlich die Werla am Harz. Gemeinsam ist allen Anlagen folgendes: Eine kleinere, fast immer kreis-
runde Hauptburg, die so angelegt ist, daß sie auf einem Hügel liegt, der auf der einen Seite steil abfällt und zur anderen
entgegengesetzten Seite sich allmählich im Gelände verläuft. Auf der letzteren Seite sind dann immer ein bis drei
weiträumige Vorburgen angelegt. Die Ausdehnung von einer Seite zur anderen beträgt bis zu 600 m.
Die Verteidigung einer derart großen Burg muß zu allen Zeiten große Schwierigkeiten gemacht haben. Auf-
fallend ist es, daß die Seite mit den Vorburgen in der Regel nicht zum Feind zeigt, sondern zum eigenen Land. Zwar
ist die Feindseite besonders bei der Werla durch die Oker und den davorliegenden breiten Sumpf ausgezeichnet
geschützt, so daß nur eine Mauer die Hauptburg schützen braucht, doch mutet uns eine Verteidigung gegen das eigene
Land eigenartig an. Sollten die Werla und die anderen Burgen eine Fluchtburg gewesen sein, so war es mit den
Trinkivasserverhältnissen auf längere Zeit schlecht bestellt. Wie Historiker, insbesondere Prof. Brandi (Göttingen)ch,
nachgewiesen haben, war die Werla zur Zeit Heinrichs und seiner Nachfolger bis zu Friedrich Barbarossa, das sind
über 250 Jahre, ein bedeutsamer altsächsischer Thingplatz. Bekannte Reichstage wurden hier abgehalten. Große
Fürsten- und Volksversammlungen fanden statt. Der Name Werla sagt uns, daß es ein Ort war, an dem Männer


0 K. Brandi, Die Ausgrabung der Pfalz Werla durch Reg.- und Baurat vr. K. Becker. Nachrichten von der Gesellschaft
der Wissenschaften zu Güttingen,
phil.-hist. Klasse, Fachgruppe 2,
N.F. Baud 1, H. 2. — Hermann
Schroller, Bericht über die Unter-
suchung der Königspfalz Werla im
Jahre 1937. Ebenda, N.F., Band
2, H. 6. — Derselbe, Bericht
über die Untersuchung der Königs-
pfalz Werla im Jahre 1938.
Ebenda, N.F. Band 2, H. 3. -
Derselbe, Berichte über die
Untersuchung der Königspfalz
Werla im Jahre 1939. Ebenda,
N.F. Band 3, H. 2. — Der-
selbe, Die Untersuchung der säch-
sischen Königspsalz Werla bei
Goslar. Die Kunde Hannover,
Jahrg. 6, Nr. 3 bis 4, 1938. -
Derselbe, Die Untersuchungen
der sächsischen Königspfalz Werla
bei Goslar. (Bericht 1938.) Die
Kunde, Jahrg. 7, Nr. 4 bis 5
(1939). — Zeitschrift des Harz-
vereins, 68. Jahrgang, 1935, 70.
Jahrg., 1937, H. 2.
y Widukind, Ueeum Os-
starum Laxoniearum lüb. Im
924. XXXII, XXXV.
Ü K. Brandi a. a. O. Abb. 26. Königspfalz Werla. Luftbild von Süden. S°t°: »-»'amch-ae Hildesheim.
 
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