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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 43.1942

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Schmid, Bernhard: Burgen in Litauen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35019#0004
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Abb. 1. Burg Mir in Litauen. T°t°- 3- Bulhak, Wilna.

die militärischen Operationen des Ordens richteten sich hauptsächlich gegen die litauischen Plätze Garthen, Traten
und die Wille. Die Hauptangriffsstraße war das Memeltal, hier war Ragnit die Grenzfeste und der Ausgangspunkt.
Die wechselvolle Geschichte dieses rund 140jährigen Kampfes kann hier übergangen werden. Der Orden baute
zahlreiche Burgen:
Friedeburg 1408 Gotteswerder 1369
Georgenburg 1336 Ritterswerder 1392
Baierburg 1337 Marienwerder 1384
Christmemel 1313 auf der Thobese 1407
Marienburg 1368 Königsburg 1400

Von allen diesen Bauten sind Reste kaum noch erhalten. Der Friedensvertrag am Melden-See vom 27. Sep-
tember 1422 gab der Ostgrenze des Ordenslandes dann den Verlauf, der jahrhundertelang in Geltung war und
heute noch als Zollgrenze besteht. Trotzdem war das Memeltal die Straße, auf der die Kunst des Ordenslandes
nach Litauen eindrang, und vonKauen ab aufwärts im Tal derWilia (— Nerge) bis Wilna hin: hier ist der Punkt,
wo der byzantinische Einfluß sich mit den Deutschen begegnet, doch finden wir deutsche Baukunst auch noch in
den südlichen Gebieten, in Schwarzrußland.
Die Heirat Jagiellos mit der polnischen Thronerbin Hedwig 1386 hat dann Litauen an Polen gekettet, zunächst
nur locker, m persönlicher Hinsicht, dann 1414 auch als staatliche Union. Zum Segen für Litauen ist diese Verbindung
nicht geworden. Polen hat für die Landeskultur Litauens sehr wenig getan; die Hufenreform Sigismund Augusts
vom Jahre 1557 war nur Teilarbeit, von fiskalischen Interessen diktiert. Dann aber wurde Litauen in die verfehlte
Außenpolitik Polens verstrickt, es verlor nach und nach den größten Teil seiner russischen Provinzen, bis 1795 die
Eigenstaatlichkeit von Polen-Litauen zum ersten Male erlosch. Die Baudenkmäler behielten bis ins 16. Jahrhundert
deutsches Gepräge. Durch die Königin Bona Sforza, vermählt 1518, kommen italienische Künstler ins LandO) und
später sind es die geistlichen Orden, besonders die Jesuiten, die hier den Barockstil Pflegen. Die Baudenkmäler des
14. und 15. Jahrhunderts zeigen aber die künstlerische Überlegenheit der deutschen Baumeister, die trotz aller politischen
Kämpfe in das Land zu Litauen zogen. Einen urkundlichen Beleg hierfür bieten die Schicksale des Maurer Radike.
Er war in Königsberg ansässig, hatte eine Wallfahrt nach Wilsnack unternommen, dann aber in Litauen beim Groß-
fürst Witowd einen Bau übernommen. Am 8. Oktober 1414 bittet Witowd den Hochmeister, daß er Radikes Weib
und Kinder von Königsberg nach Litauen möge folgen lassen. Hierüber läßt sich der Hochmeister am 13. November
vom Obersten Marschall Bericht erstatten und schreibt dann am 27. November an Witowd, er habe dem Marschall
befohlen, sein Bestes dazu zu tun, daß Radikes Weib zu ihrem Ehemann zöge. Am 19. Januar 1415 schreibt Witowd
von Traken aus nochmals an den Hochmeister und bittet ihn, Weib und Kinder des Radike (oder Ratke) zu senden,
was dann wohl erfolgte, denn am 5. Februar 1415 entschuldigt sich der Hochmeister, die Verzögerung der Ausreise
0 Mehrere von der Königin bei der DO-Burg Strasburg ausgeführte Bauten waren nach alten Inventuren „auf wälsche Art",
also im Renaissancestil errichtet.
 
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