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Stadt Belgorod setzt diese Planung fort, es ist aber zu manchen Verschiebungen gekommen, da inan sich vor allen:
im Westen nicht genau an das vorgeschriebene Schema gehalten hat. Der Grund dafür war, wie mir scheint,
das Vorhandensein der alteren neben der Festung gelegenen Siedlung, die hier augenscheinlich nachgewirkt hat.
Die zweite Festung Belgorod lag östlich des heutigen Marktplatzes, und zwar südlich der in der Mitte durch
den Platz führenden Breiten Straße. Ihre Umrißlinie versucht unsere Abb. 23 anzugeben. Die Festung hatte ein
stark dem Rechteck angenähertes Trapez von ungefähr 500 m Länge und 300 m Breite als Grundrißform. Sind
vom Standpunkt des europäischen Westens aus gesehen die runden Bastionen der ersten Festung Belgorod
noch durchaus burgmäßig, so daß man sie mit Recht noch als Burg zu bezeichnen hat, so war die zweite Festung
Belgorod weit stärker bewehrt, und zwar durch Lünetten. Man kann nicht sagen, daß das Gelände für die
Festung eben günstig gewählt worden war, denn es steigt nach Norden allmählich an, das weite ebene Feld bot
ein außerordentlich günstiges Belagerungsfeld.
Die Festung trug dieser Tatsache insofern Rechnung,
als nach Norden hin die Bollwerke ungewöhnlich dicht
nebeneinander gelegt worden sind. Die östliche und die
westliche Schmalseite hatten überhaupt keine Lünetten,
wenn man von denen in den Ecken absieht, dann war in
der westlichen Hälfte der Südfront ein solches Werk an-
gebracht. Die gefährdete Nordlinie aber hatte mit den Eck-
bastionen zusammen fünf recht dicht nebeneinander liegende
Lünetten.
Die Tore führten in den Mitten der Schmalseiten
in die Festung, nach dem alten Plan ist eine besondere
Bewehrung der Eingänge nicht zu erkennen.
Abb. 24. Burg Belgorod am
Donez. Schnitt durch den Grabe».
Nach H. Weinelt.
Abb. 25. Burg Belgorod am Donez.
Grundriß. Nach H. Weine».
Der Aufbau bleibt unklar. Ich möchte aber in diesem Zusammenhang darauf Hinweisen, daß es die Russen
verstanden haben, sehr starke Erdfestungen zu errichten, was etwa aus der von Kirowgrad — vordem Jelisawetgrad
— in der Ukraine gut zu ersehen ist. Diese Festung hat weite und tiefe Gräben, hohe und breite Wälle mit starken
Lünetten, aber alles ist aus Erde errichtet, wodurch denn freilich die Kasematten fehlen.
Die Südhälfte der Festung, der Teil unter der durchführenden Straße, war verbaut, die Häuserblöcke waren
indessen genau so wenig regelmäßig wie die der im wesentlichen im Westen neben der Festung gelegenen älteren
Stadt Belgorod, die aus Holz errichtet war und deshalb auch so gründlich vom Feuer zerstört wurde, daß Katharina II.
die Anlage einer ganz neuen Stadt für notwendig fand.
Natürlichen Schutz hatte die zweite Festung Belgorod höchstens an der Südseite, weil hier das Überschwem-
mungsgebiet der Wesjolka, eines Nebenflusses des Donez, hart an die Wälle heranreichte. Im Westen war dann
noch ein nicht zu bedeutender natürlicher Graben vorhanden.
Wohl arbeitet die zweite Festung Belgorod mit westlichen Formen, aber sie sind nicht wirklich durchdacht ver-
wendet, denn man hat offensichtlich zunächst das Rechteck als Grundform abgesteckt und es dann mit den Lünetten
verstärkt. So konnte keine Anlage entstehen, welche die festungsmäßigen Erfahrungen der Zeit nützte. Von hier
aus lassen sich die Parallelen zu zahlreichen anderen Formen des Ostens ziehen: sie stammen aus dem Westen,
werden nur in ihren äußerlichen Erscheinungsbildern übernommen, ohne daß der wirkliche Gehalt, das Wesen,
verstanden worden wäre.
Stadt Belgorod setzt diese Planung fort, es ist aber zu manchen Verschiebungen gekommen, da inan sich vor allen:
im Westen nicht genau an das vorgeschriebene Schema gehalten hat. Der Grund dafür war, wie mir scheint,
das Vorhandensein der alteren neben der Festung gelegenen Siedlung, die hier augenscheinlich nachgewirkt hat.
Die zweite Festung Belgorod lag östlich des heutigen Marktplatzes, und zwar südlich der in der Mitte durch
den Platz führenden Breiten Straße. Ihre Umrißlinie versucht unsere Abb. 23 anzugeben. Die Festung hatte ein
stark dem Rechteck angenähertes Trapez von ungefähr 500 m Länge und 300 m Breite als Grundrißform. Sind
vom Standpunkt des europäischen Westens aus gesehen die runden Bastionen der ersten Festung Belgorod
noch durchaus burgmäßig, so daß man sie mit Recht noch als Burg zu bezeichnen hat, so war die zweite Festung
Belgorod weit stärker bewehrt, und zwar durch Lünetten. Man kann nicht sagen, daß das Gelände für die
Festung eben günstig gewählt worden war, denn es steigt nach Norden allmählich an, das weite ebene Feld bot
ein außerordentlich günstiges Belagerungsfeld.
Die Festung trug dieser Tatsache insofern Rechnung,
als nach Norden hin die Bollwerke ungewöhnlich dicht
nebeneinander gelegt worden sind. Die östliche und die
westliche Schmalseite hatten überhaupt keine Lünetten,
wenn man von denen in den Ecken absieht, dann war in
der westlichen Hälfte der Südfront ein solches Werk an-
gebracht. Die gefährdete Nordlinie aber hatte mit den Eck-
bastionen zusammen fünf recht dicht nebeneinander liegende
Lünetten.
Die Tore führten in den Mitten der Schmalseiten
in die Festung, nach dem alten Plan ist eine besondere
Bewehrung der Eingänge nicht zu erkennen.
Abb. 24. Burg Belgorod am
Donez. Schnitt durch den Grabe».
Nach H. Weinelt.
Abb. 25. Burg Belgorod am Donez.
Grundriß. Nach H. Weine».
Der Aufbau bleibt unklar. Ich möchte aber in diesem Zusammenhang darauf Hinweisen, daß es die Russen
verstanden haben, sehr starke Erdfestungen zu errichten, was etwa aus der von Kirowgrad — vordem Jelisawetgrad
— in der Ukraine gut zu ersehen ist. Diese Festung hat weite und tiefe Gräben, hohe und breite Wälle mit starken
Lünetten, aber alles ist aus Erde errichtet, wodurch denn freilich die Kasematten fehlen.
Die Südhälfte der Festung, der Teil unter der durchführenden Straße, war verbaut, die Häuserblöcke waren
indessen genau so wenig regelmäßig wie die der im wesentlichen im Westen neben der Festung gelegenen älteren
Stadt Belgorod, die aus Holz errichtet war und deshalb auch so gründlich vom Feuer zerstört wurde, daß Katharina II.
die Anlage einer ganz neuen Stadt für notwendig fand.
Natürlichen Schutz hatte die zweite Festung Belgorod höchstens an der Südseite, weil hier das Überschwem-
mungsgebiet der Wesjolka, eines Nebenflusses des Donez, hart an die Wälle heranreichte. Im Westen war dann
noch ein nicht zu bedeutender natürlicher Graben vorhanden.
Wohl arbeitet die zweite Festung Belgorod mit westlichen Formen, aber sie sind nicht wirklich durchdacht ver-
wendet, denn man hat offensichtlich zunächst das Rechteck als Grundform abgesteckt und es dann mit den Lünetten
verstärkt. So konnte keine Anlage entstehen, welche die festungsmäßigen Erfahrungen der Zeit nützte. Von hier
aus lassen sich die Parallelen zu zahlreichen anderen Formen des Ostens ziehen: sie stammen aus dem Westen,
werden nur in ihren äußerlichen Erscheinungsbildern übernommen, ohne daß der wirkliche Gehalt, das Wesen,
verstanden worden wäre.