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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 1.1862

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Nr. 5 (Mai 1862)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6483#0018
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cyrinuce

unmner

Organ des chriſtlichen Annſtvereins der Erddiüreſe Freiburg.

(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.) *

Nro. 5.

Der Bildercyclus in der Vorhalle des Freiburger
ö Münſters. Fortſetzung. —.
Bei der Betrachtung der einzelnen Bilder machen wir füg-
lich den Anfang mit den Gruppen der unterſten Reihe, zur
rechten Hand, welche die Geburt des Herrn darſtellen. Am

ſeine Heerde weidend. Einen Hund hält er an einem Seile feſt;

vor ihm weiden zwei Schafe, höher hinauf zwei Ziegen, die

Laub von einem Baume naſchen. Ueber denſelben ſchwebt ein

Engel, ein Spruchband haltend, worauf die Worte: „Ich
verkündige euch eine große Freude,“ womit der himmliſche

Bote das Wunder der Weihnacht offenbarte. Dann ſehen wir

nach der Mitte hin die hl. Jungfrau auf einem Lager ruhend,

welche den neugeborenen Heiland liebkoſend emporhält. Hinter
dem Lager ſtehen zwei anbetende Figuren, die wir zweifels-
ohne für die in der Hütte von Bethlehem eingetretenen Hir-
ten halten müſſen. Neben ihnen ſind Ochs und Eſel gebildet.
Zu Füßen des Lagers ſitzt ein bärtiger Greis, Joſeph, den
Kopf mit einem Reiſehute bedeckt, einen Stab in der Hand
haltend. Ein Engel hinter ihm ſchwingt ein Rauchfaß gegen
die heilige Jungfrau. 11 ö
In der gegenüberſtehenden Reihe wird uns zunächſt die
Geißelung des Heilandes vorgeführt. Chriſtus, an eine Säule
gebunden, wird von den Streichen zweier Schärgen getroffen.
Neben dieſem Vorgange iſt die Gefangennehmung am Oelberge
dargeſtellt. Der Heiland empfängt den verrätheriſchen Kuß
des Judas; von einem Kriegsknechte iſt er bereits ergriffen

worden. Ein anderer drängt ihn gewaltſam zum Weitergehen.

Noch zwei andere Kriegsknechte folgen. Petrus hat ſein Schwert

gegen den Knecht des Hohenprieſters gezückt, der mit einer

*) Wir bedauern es aufrichtig, dass der Raum der ehristlichen
Kunstblätter es nicht gestattet, den letzten Theil dieser ebenso lehr-

reichen als anziehenden Abhandlung des Herrn Prof. Dr. Corn.

Bock vollstündig mitzutheilen, und wir uns darauf beschränken müs-
sen, unsern Lesern den folgenden Auszug vorzulegen. Doch wird Herr
Prof. Bock die Güte haben. das Ganze mit einem Nachtrage in einer
Separatausgabe zu veröffentliechen, womit er sicher allen Freunden der
christlichen Kunst einen sehr erwünsehten Dienst leisten wirI.
* Die Redaction-

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

. des Unglücklichen forttragen.
äußerſten Ende erblickt man einen Hirten, auf freiem Felde

Mai 1862.

Leuchte die Häſcher begleitet; vor Schrecken iſt Malchus auf ſeine

Knie geſunken. Zu Ende dieſer Scene erblickt man Judas, der

ſich an einem Baume erhenkt hat; die Eingeweide entſtürzen
dem Unterleibe, die Silberlinge fallen aus der Hand des Selbſt-
mörders zur Erde. Im Hintergrunde ſieht man im Gebüſche,
wo die Miſſethat ſtatt fand, zwei Dämonen, welche die Seele
An den beiden Endpunkten der unterſten Reihe ſind zwei
Engel hingeſtellt, der eine neben den wachenden Hirten, der
andere neben den Judas; aber von dieſem, wie von Abſcheu
ergriffen, ſich abwendend. Sie ſtoßen in ihre Poſaunen, um
die Abgeſchiedenen zum Gerichte zu erwecken. Will man dieſe
Engel mit den beiden anderen in Verbindung bringen, welche
von dem oberſten Felde herab ihre Poſaunen ertönen laſſen,
ſo kann man dieſe Vierzahl in Beziehung auf die Worte bei
Matth. XXIV, 31 bringen, wo es von der Erſcheinung
des Menſchenſohnes am jüngſten Tage heißt: „Er wird ſeine
Engel mit der Poſaune und mit großem Schalle ſenden; dieſe
werden ſeine Auserwählten von den vier Weltgegenden und
von einem Ende des Himmels bis zu dem andern verſam-
meln; und die erſtgenannten Engelfiguren vermitteln den
Uebergang zur Darſtellung der oberhalb folgenden Scene.
beiden Seiten ſieht man hier eine Reihe Gräber, aus
welchen, dem Poſaunenſchalle gehorchend, die darin Beſtatteten
hervorgehen, „jene, welche Gutes gethan haben, zur Auferſte-
hung des Lebens, die aber Böſes gethan, zur Auferſtehung des
Gerichtes“ (Joh. V, 28, 29). Drei Schädel, die zurück-
bleibende irdiſche Hülle andeutend, ſieht man vor einer jeden
Gräberreihe liegen. Zur Rechten — über der Geburt des Hei-
landes — ſieht man acht Geſtalten mit den Gebärden des
Jammers und der Verzweifelung, werche bereits gänzlich den
Grüften entſtiegen ſind; vier andere heben mühſam die Grab-
ſteine, die ſie deckten, empor. Sie ſind nicht erwacht zum
wahrhaften, unvergänglichen Leben; der Wechſel des creatür-
lichen Seins, welchen der leibliche Tod herbeiführt, iſt für ſie

nun zwar aufgehoben, allein der zweite Tod (Apok. XXI, 8),
die ewige Trennung von Gott, iſt mit ihnen erſtanden und

wird ſie auch immerdar beherrſchen. Darum ſitzt ein Gerippe,
eine Perſonification dieſes Todes, ſchaudererweckend auf dem

letzten Grabe am rechten Ende dieſer Reihe, während ein Dä-
 
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