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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 1.1862

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Nr. 11 (November 1862)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6483#0044
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ſeits wünſchte nur: es moͤchten ſeine Worte nicht wie die
eines Rufenden in der Wüſte nutzlos verhallen!

Wir ſind nicht ganz ohne Beſorgniß, es könnte ſo etwas

eintreffen, wenn nicht weitere Schritte in dieſer höchſt wichti-
gen Angelegenheit von der zuſtändigen Behörde geſchehen.
können zur Rechtfertigung unſerer Anſicht auf eine Kundgebung

des hochw. Ordinariates der Regensburger Diöceſe hinweiſen,

wo bekanntlich die Sache der chriſtlichen Hunſtdereine ganz be-
ſonders gefördert worden iſt.

Deſe genannte hochw. Ordinariat hat nun die Förderung
der

eſchaffung kunſtgerechter, ſchöner kirchlicher Paramente
durch nachſtehenden Erlaß vom 13. April 1860 angebahnt, wie
es das hochw. Erzb. Ordinariat zu. Freiburg bereits auch in
andern Angelegenheiten gethan hat.
„Gewiß iſt es ungemein erfreulich, wahrzunehmen, mit
welchem Eifer an ſo vielen Orten unſeres Bisthums Seelſor-
ger und Gläubige für eine würdigere Herſtellung der Kirchen
und ihrer Einrichtung fort und fort ſich bemühen. Dieſer Ei-
fer hat das Oberhirtenamt ſchon wiederholt veranlaßt, an den
geſammten hochwürdigen Klerus und insbeſondere an die HH.
Kirchenvorſtände Weiſungen zu erlaſſen, damit Verſchönerungen
und Ausſtattungen der Kirchen nur nach den Beſtimmungen
und im Geiſte der Kirche und in erbauender und der Würde

des Hauſes Gottes und des göttlichen Dienſtes entſprechender
Wir mußten aber die Wahrnehmung machen,

Weiſe geſchehen.
daß dieſe Weiſungen mehrfach außer Acht gelaſſen werden, ſo
daß Manches in die Kirchen ſich eindrängt, was entweder mit

den kirchlichen Beſtimmungen oder mit der Würde des Hauſes
Gottes und des heiligen Bienſtes oder mit den gerechten An-

forderungen der wahren kirchlichen Kunſt nicht im Einklange

ſteht, ungeachtet nicht ſelten große Koſten darauf verwendet

werten
Insbeſondere halten Wir es für Unſere Pflicht, dem hoch-

würdigen Klerus bezüglich der Anſchaffung der kirchlichen Pa-

ramente, welche mit der Feier des göttlichen Dienſtes in ſo
inniger Beziehung ſtehen, jegliche Sorgfalt anzuempfehlen, und
ihn ernſtlich an das zu erinnern, was hiebei nach den Vor-
ſchriften und dem geheiligten Gebrauche der Kirche vornehmlich
zu beachten iſt. Dreierlei iſt aber hier ins Auge zu faſſen:
Der Stoff, die Farbe, die Form.
I. Der Stoff. Schon die edle Beſtimmung und die in
den liturgiſchen Büchern ſelbſt angegebene ſymboliſche Bedeutung
der Paramente macht es einleuchtend, daß für dieſelben nur
würdige, ſchöne Stoffe ſollen verwendet werden. Die Auwen-
dung von minder edlen oder durch die Mode eingeführten, meiſt
auch undauerhaften und unpractiſchen Stoffen, ſo wie alles
Scheinweſen liegt dem Sinne der Kirché ferne. (Hier werden
die kirchlichen Vorſchriften über den Stoff der Paramente aus-
führlich mitgetheilt und erörtert.) Worauf es weiter heißt:
Hieraus gehe hervor, wie wenig der Kirche mit dem Surrogat
und Scheinweſen gedient ſei. Man hat nämlich begonnen,
Paramente anzufertigen aus einem Stoffe von Seide und

Baumwolle mit eingewobenen, den Gold⸗ oder Silberglanz nach-

ahmenden äußerſt zarten Glasfäden. Die Kirche mißbilligt

dieſen Verſuch einer übel angewendeten Induſtrie aus nahelie-

genden Gründen.
Es iſt nun wohl klar, wie beklagenswerth jene Mißbräuche
ſeien, die bezüglich der Anwendung des Stoffes für liturgiſche
Kleider theils durch Unkenntniß und Sorgloſigkeit, theils durch
eine Dürftigkeit, die doch den Schein des Reichthums aus miß-
verſtandener Rückſicht auf das Urtheil und Gefallen der Leute

nicht entbehren wollte, theils durch wirkliche Betrügereien ſich

faſt allenthalben in die Kirchen aleni m.4. haben. Wir fin-
den Alben, Altartücher, Corporalien u. ſ. f. von Baumwolle

und mit Baumwollfpitzen, und wir finden ſolche nicht ſel-

Wir

ſchieden.

was die Länge als was die Breite betrifft,

ten um Preiſe angekauft, welche nicht die Armuth bietet, ſon-

dern nur das Verlangen, eine Albe, ein Altartuch (ſogenannte
Schleier Alben, Schleier Altartücher) zu haben, die koſtbaren

feinen Linnengeweben wenigſtens dem Scheine nach gleichſtün-
den, obſchon dadurch gegen die Vorſchriften der Kirche gefehlt

und ganz Unwürdiges an den Altar des Herrn getragen wird.
Nicht ſelten könnte um einen weit geringeren Preis viel Wür-
digeres und Dauerhafteres angeſchafft werden, wenn auch nicht
mit ſo prunkendem Scheine. Dann findet man oft Paramente

vom elendeſten, ganz gewöhnlichen Stoffe, aber ausgeſtattet mit

einem Flitterwerk von in Falſchgold gewobenenen Deſſins und

ächt ſcheinenden Borten, daß ſich unnöthiger Weiſe dafür eine
Summe entziffert, um welche es leicht geweſen wäre, ein zwar
beſcheidenes, aber doch ſchönes und kirchliches Gewand vom ſo-

lideſten Stoffe herzuſtellen.
Auch iſt ſehr zu beklagen, daß in manchen Kirchen die Pa-

ramente und insbeſondere das zum kirchlichen Gebrauche die-
nende Linnenzeug jener Reinlicheit entbehren,

welche die
Würde und Erhabenheit des göttlichen Dienſtes und die wie-
derholten Vorſchriften der Kirche erfordern. Was ſoll man
denken, wenn man die Kirchenwäſche, ſelbſt die Pallen, welche

den Kelch bedecken, und die Corporalien, auf welche der Leib

des Herrn gelegt wird, in ſo unreinlichem Zuſtande findet, daß
man ſich ihrer zum Privatgebrauche ſchwerlich bedienen würde!
Daher hat der heilige Karl Borromäus, welcher für die Ehre
und Zierde des Hauſes Gottes ſo ſehr eiferte, iws Einzelnſte
Leherre Beſtimmungen hierüber erlaſſen.
I. Die Farbe. Das Meßbuch hat hinſichtlich der Farben
der Pirameabe die Beſtimmung: „ Paramenta Altaris, Cele-
brantis et Ministrorum sint coloris convenientis Offcio

et Missae diei, secundum usum Romanae Ecclesiae, quae

quinque coloribus uti consuevit: Albo, KRubeo, Viridi,

Violaceo et Nigro.“ Hiedurch ſind die übrigen Farben, alſo

auch die gelbe nud die blaue, (welche nicht die violette iſt),
vom kirchlichen Gebrauche ausgeſchloſſen. Die Ausſprüche der
hl. Congregation der Riten hierüber lauten beſtimmt und ent-
Um ſo weniger kann die gelbe Farbe anſtatt mehre-
rer Farben oder gar, wie einige meinten, ſtatt aller mit Aus-
nahme der ſchwarzen gebraucht werden. Auch Goldſtoffe können
nicht für mehrere vorgeſchriebene Farben der Kirche dienen,
und noch weniger für alle, ſondern mögen nur an jenen Tagen
geduldet werden, an welchen die weiße Farbe vorgezeichnet iſt.
III. Die Form. Noch größere Willkür hat ſich im Laufe
der Zeit in die Formen der kirchlichen Gewänder eingeſchlichen,
und das ſich nunmehr kundgebende Beſtreben, auch in dieſer Be-
ziehung zu Edlerem, Würdigerem und wahrhaft Kirchlichem
zurückzukehren, verdient alle Anerkennung.
Da über dieſe Formen beſtimmte und allgemein geltende

tirchliche Vorſchriften nur wenige vorhanden ſind, und die li-
turgiſchen Bücher nur Andeutungen enthalten,
wir uns für jetzt darauf, geſtützt auf dieſe Vorſchriften und

ſo beſchränken

Andeutungen auf eine Rückkehr zu würdigeren und edleren For-
men und auf Abſtellung der beſtehenden Mißſtände zu dringen.
Solche Mißſtände, die an den Paramenten immer wieder
gefunden werden, ſind vornehmlich die Kleinheit,‚ Steif-

heit und Unförmlichkeit.

Diie Caſeln und Levitenkleider haben durch den Ungeſchmack
der Neuzeit allmälig eine Geſtalt angenommen, welche, ſowohl
im auffallend-
ſten Widerſpruche mit der Beſtimmung und Würde der heil.
Gewänder nicht minder als mit der Tradition der Kirche ſteht.
Die würdige Form der Caſula verlangt nämlich, daß ſie lang
ſei und weit über die Kniee reiche, und breit, ſo daß ſie die
Schulter gut umdecke. Die Levitenkleider ſeien gleichfalls weit
und wenigſtens bis zu den Knieen reichend; auch ſollen ſie
 
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