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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Editor]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 1.1862

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Nr. 11 (November 1862)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6483#0046
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—.—

Meiſterwerkſtätten zur Anfertigung irchliher Geräthe, ſo i in Aa⸗ ö

chen die der Herren Besko, Vaſters, Vieten und Vogeno; in Köln
der Herren Hermeling und Schwann, in Crefeld des Herrn Du-
tenberg, in Kempen des Herrn Hellner und mehrerer anderer.
Bei dem regen Eifer, der ſich auf allen Gebieten des ka-

tholiſch⸗ kirchlichen Lebens in neuerer Zeit kund gegeben hat,

konnte auch die Bildhauerei nicht zurückbleiben. Die Herren

Goetting in Aachen und Mengelberg aus Köln hatten die Aus-
ſtellung mit mehreren ihrer Werke beſchickt, während die treff-
lichen Arbeiten von Fuchs in Köln an dem Portale der ihrer

Vollendung entgegengehenden Votivkirche, eines der ſchönſten
Denkmale katholiſcher Opferwilligkeit, ſich dem Beſchauer dar-
boten. Sämmtliche Kunſtwerke waren auf einem großen, von
der ſlädtiſchen Behörde bereitwilligſt dargebotenen Saale aus-
geſtellt, und verdankt man es der allbekannten, nicht zu ermü-

denden Thätigkeit und Einſicht des Herrn Dr. Bock, Ehren-
Stiftsherrn am Münſter, daß die Ausſtellung ein in jeder Be-

ziehung befriedigendes Reſultat ergeben hat.

wie die Chormäntel unter Nro. 127 und 129.

Herr Dr. Bock hat auch einen ausführlichen Katalog der

Ausſtellung herausgegeben, der zufolge unvorhergeſehener Hin-
derniſſe leider erſt nach dem Schluſſe der Ausſtellung, die blos.

10 Tage lang gedauert hat, erſcheinen konnte. Indem wir die

Verehrer mittelalterlicher Kunſt auf denſelben verweiſen, können
wir es uns nicht verſagen, einzelne der hervorragendſten Kunſt-

werke, die in demſelben ſind, näher zu bezeichnen.
Unter Nro. 76 iſt eine Monſtranz beſchrieben, welche von
Herrn Hellner in Kempen,
Goldſchmiedewerkes am Rhein, gefertigt iſt.

einem der tüchtigſten Meiſter des ö
„Fräulein Merzenich geſchenkte möchte leicht einer der ſchönſten

Nicht minder würdig war die gothiſche Monſtranz. beſchrie-

ben unter 76 von demſelben Meiſter, ſo wie die überaus
gene Nachbildung des ſchönen Kelches (Mitte des 14. Jahrh.

aus
der St. Petrikirche zu Soeſt, Nro. 17 des Ratalogs.

Unter Nro. 38 des Katalogs befindet ſich ein gothiſcher ⸗
Kelch von Herrn E. Besko in Aachen, ein Werk, welches ſo-

wohl in der Technik als in der Compoſition ausgezeichnet zu
nennen war; ferner von demſelben Meiſter unter Nro. 84 ein
romaniſches Ciborinm, ein Meiſterwerk in jeder Beziehung; end-
lich von Herrn Vieten eine gothiſche Monſtranz unter Nro. 86,
eine der glänzendſten Compoſition des Prof. Schmiedt in Wien,
tadellos ausgeführt.
Die große manuelle Fertigkeit in jeglicher Technil, welche
die Arbeiten des Herrn Vogeno kennzeichnet, war beſonders
wahrnehmbar in Nro. 39:

aus

gothiſches Fahnenkrenz, Nro. 438

romaniſches Ciborium, Nro. 44 romaniſcher Kelch und Nro. 47

gothiſche Monſtranz.
Leider waren Gefäße von Herrn Leonh. Schwann ans Köln
nicht in großer Zahl eingetroffen. Das beſt Werk dieſes Mei-
ſters war nach unſerer Meinung ein gothiſcher Kelch Nro. 28,

deſſen Vergoldung ſich vor allen übrigen der Ausſtellung vor-

theilhaft auszeichnete
An dem Biſchofsſtabe Nro. 92 hat Herr Gabriel Herme-
ling in Köln bewieſen, daß er ein ſehr tüchtiger Emailleur iſt;

ſeine ömeaux translucides wetteifern in der That mit den

mittelalterlichen.

Wir kommen zur Beſprechung der Werke der Stickerei,
welche die Schweſtern der Genoſſenſchaft vom armen Kinde

Jeſu zu Aachen und Köln der Kunſtausſtellung überlaſſen hatten.

Zuerſt erwähnen wir der Mitra pretiosa (Nro. 93), Ei-

Stickerinnen der „heiligen Stadt.

liefern wird.

einer der hervorragendſten
Wie wir vernommen, hat
dieſe Dame das Techniſche des kölner Damen⸗Vereins zur An-

von Fräulein Martens in Köln,

fertigung der Wandteppiche des Domes geleitet. — Ferner die
Stola des Herrn Biſchofs Laurent (Nro. 100).

Der mittlere Theil des berühmten Dombildes (Nro. 102),
in Verbindung mit den Schutzheiligen der Kloſterkirche, war
von den Schweſtern zu einem Antipendium meiſterhaft und mit
unendlicher Geduld geſtickt worden. Ungeachtet deſſen entſprach
die Wirkung unſern Wünſchen nicht. Es möchte überhaupt eine
Frage ſein, ob die Nachbildung eines Gemäldes, und wohl gar
eines ſo vollendeten, jemals ein ganz befriebigendes Reſultat
Für jedes Material und jede Technik bedarf es
einer beſondern, darauf berechneten Zeichnung. ö
Um ſo meiſterhafter erſcheinen uns unter Nro. 115 drei
geſtickte Figuren zu einem Caſelkreuz in Form des L, ſo
Wunderbar
ſchön war der Corporalbehälter (bursa) unter Nro. 101, Ei-
genthum der Schweſtern in Aachen; Nro. 97 Röcklein Seiner
Eminenz; Nro. 105, ein reiches in Tamburetſtich geſticktes
Röcklein, Eigenthum des Domcapitulars Herrn Dr. Vill, ſo
wie die Caſeln Nro. 207 von Groß⸗St.⸗ Martin und Nro. 1¹⁸
aus St. Andreas in Köln.
Es waren auch zwei prachtvolle Traghimmel im romani-
ſchen Style eingeſandt, beide nach Zeichnungen von Withaſe,

welche die Bewunderung aller Beſucher in hohem Grade erreg-

ten. Der an die Pfarrkirche von St. Martin in Köln von
ſein, die überhaupt exiſtiren.
Die Zahl der ausgeſtellten Fahnen war ſehr beträchtlich,
und ragte unter denſelben eine Kreuzfahne mit geſtickten Bild-
werken (Nro. 135) hervor, angefertigt von der Genoſſenſchaft
vom armen Kinde Jeſu in Aachen. Die Herren Goetting in
Aachen und Mengelberg in Köln waren nebſt Herrn Pohl in
Aachen die würdigen Vertreter der Bildnerei.
Die bisher durch das Kunſthandwerk errungenen Erfolge
thun ſchon zur Genüge dar, daß es demſelben trotz der ſo ge-
fährlichen Concurrenz der Maſchine möglich iſt, auf gewiſſen
Gebieten wenigſtens, ſich wieder in voller Selbſtſtändigkeit zu
behaupten, daß das wahrhaft Kunſtreiche und Tüchtige auf die
Dauer nicht blos ſeine Bewunderer, ſondern auch ſeine Abneh-
mer findet, wie erheblich auch der Preisunterſchied ſein mag.
Es gibt doch noch immer Perſonen in großer Zahl, welche
durch Scheinluxus nicht glänzen wollen und bereit ſind, die

Dinge nach ihrem wahren bleibenden Werthe zu bezahlen. Ganz

insbeſondere aber iſt es von den Vorſtehern der Kirchen zu
erwarten, daß ſie ſich von dem vorſtehend bezeichneten Luxus
fern halten, damit alles, was dem Gottesdienſte gewidmet wer-
den ſoll, echt und recht ſei. Fehlt es an Mitteln zur Beſchaf-

fung eines koſtbaren Stoffes, ſo wähle man jedenfalls einen

ö ſtets dem u Heiligthum fern!

genthum Seiner Eminenz des Cardinals von Geiſſel, angefer-

tigt von den Schweſtern vom armen Kinde Jeſu zu Aachen.
Dieſe Mitra muß als ein Meiſterwerk der Stickerei des 19ten
Jahrh. beſonders hervorgehoben werden, ſo wie auch Nro. 94
die feſttägliche Mitra des Herrn Weihbiſchofs Dr. Baudri.
Daran — ſich unter Nro. 99 eine Stola, angefertigt

Hrn. Stadtpfarrer Miller in Krotzingen 2

dauerhaften, der ſeine Natur nicht zu verläugnen braucht,
und verleihe demſelben das Gepräge echter Kunſt; das trau-
rige, auf Täuſchung berechnete Surrogaten⸗ Unweſen aber bleibe
(ölner Dumklatr⸗)

IV. Correſpondenz.

Seit der Ausgabe unſeres letzten Blattes ſind weiter für
den chriſtlichen Kunſtverein von auswärts eingeſandt worden:
Der Eintritts⸗ und Jahres beitrag 2* 1862 von dem
fl. 15 kr.; ein
Jahres beitrag von 2 fl. vom Hrn. Decan Lender in Brei-
ſach, der Jahresbeitr. von Hru. Dee. Chriſtophl zu Neudenau
u. Hrn. Pfr. Gratz in Herbolzheim ie 4 fl. 15 kr., zuſ. 6 fl. 4⁵ kr.

Verantwortliche Redaction: Stephan Braun. — Druck und Verlag von J. Dilger in Freiburg.
 
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