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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 3.1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.6485#0013
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Knnſtvereins der Erzdiöceſe reiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 27.

Domine dilexi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

März 1864.

I. Katholiſches Geſangbuch. Herausgegeben vom biſchöfl.
Ordinariate des Bisthums St. Gallen. Verlag von A.
J. Köppel. 1863.

(Fortſetzung und Schluß.)

A-ve Je — ſu, wahres Manhu, Chriſterc.
während es in Corner's Geiſtl. Nachtigall (1631), im Würz-
k EoeO) und andern alten Geſangbuchern ſo heißt:


A- ve Je- ſu Wah-res Man-hu.
Nach der ganzen rythmiſchen Anlage des Liedes muß dieſer

Be s cil u e ee oinhchele e—
lobet ſeiſt du Jeſu Chriſt'' erfahren. Jn den Geſangbüchern
i' l nd e nt eoo o d eſes eis ſ


Gegen dieſe Grundſätze, wie ſie in der Vorrede auseinander
geſetzt werden, haben wir nichts einzuwenden. Sie ſind bei-
nahe allgemein als die allein richtigen anerkannt, und haben
auch bei Bearbeitung der neuen Geſangbücher für die Diöceſen
Mainz, Limburg, Köln, Paderborn, Trier u. a. Anwendung
gefunden. Es erübriget uns daher nur noch die Aufgabe, zu
prüfen, in wieweit die Bearbeiter ſich an dieſe Grundſätze ge-
halten haben. Denn in keinem Zweige der chriſtlichen Kunſt
geſchieht es ſo häufig, als in dem der Tonkunſt, daß man die
Regeln, die man als maßgebend erkannt und ſich als Richt-
ſchnur vorgeſetzt hat, ſelbſt wieder verläßt, theils wegen der
Schwierigkeit der Aufgabe, theils wegen der in Praxi noch viel-
fach herrſchenden verkehrten Geſchmacksrichtung, die Manchen,
der auf dieſem Gebiete thätig ſein will, oft unbewußt wieder
in die alten Bahnen zurücktreibt, dem Schiffer gleich, der von
der Brandung zurückgeworfen, umſonſt das erſehnte Land zu,
erreichen verſucht. Wir ſind weit entfernt, den Bearbeitern
des vorliegenden Geſangbuches dieſen Vorwurf machen zu wol-
len, denn derſelbe Geiſt, der uns aus der Vorrede entgegen-
weht, ſpricht uns aus dem ganzen Werke an; nur rückſichtlich
der Form haben wir manche Bedenken und Wünſche, und zwar
in rythmiſcher, melodiſcher und harmoniſcher Beziehung.
Wer aus den alten Geſangbüchern, jedenfalls den beſten
Quellen, ſchöpft, hat vor Allem die Aufgabe, die Melodieen,
die ſich gewöhnlich ohne Bezeichnung des Taktes vorfinden, in
einen, unſern jetzigen muſikaliſchen Begriffen entſprechenden
Rythmus zu bringen. Dieſe rythmiſche Eintheilung iſt aber
mehr für das Auge des Sängers, als für das Ohr des Zu-
hörers. Sie ſoll dem erſteren die Ueberſicht und Eintheilung
der ſich darbietenden Tonreihen erleichtern, ohne den urſprüng-
lichen Character der Melodieen zu verwiſchen oder zu ver-
ändern, wie es z. B. bei dem ſehr alten Liede ,,O Chriſt hie
merk'' geſchehen iſt. An der Stelle ,Ave Jeſu'' hat man
demſelben folgende Geſtalt gegeben:

Ge-lo-bet ſeiſt du Je-ſu Chriſt, daß du
Das Andernacher (1608) und Conſtanzer (1613) haben
bei ,,Jeſu'' auf die erſte Silbe die Note e ſtatt h. Wie wird
weiereehe ehnehee eien

, aanen vieſe Berfahrungsweiſe durchaus nicht billigen,
da ſie die Melodieen ihres einfachen volksthümlichen Characters
beraubt und dadurch Veranlaſſung wird, daß ſie ſchwerer zu
ſingen ſind.
Kleinere Verſtöße gegen den Rythmus finden ſich auch ſonſt
noch, beſonders in den Meßgefängen. Jm erſten ſollte z. B.
 
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