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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 3.1864

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https://doi.org/10.11588/diglit.6485#0044
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—136 —

ſchulen, wie wir ſie jetzt als ihrer Aufgabe gewachſen beſitzen,
außer der Sixtina zur Hand hatten; ob aber auf leichterem
und mehr ſicherem Wege, darüber mögen jene Männer ein Ur-
theil abgeben, die mit unſäglichen Kämpfen ſich aus den Lockun-
gen der weltlichen Muſik herausgearbeitet haben zur Erkenntniß
und Liebe heiliger Tonkunſt.

ſtanden die beim Dombau betheiligten Meiſter und Polirer
während die anderen Arbeiter am Eingange poſtirt waren. Auf
einem Tiſche daneben lag die in dem Knopf unter dem Kreuz
aufzubewahrende Urkunde, welche von Sr. Majeſtät und den
andern hohen Anweſenden ſpäter unterzeichnet wurde. Gegen
halb ein Uhr verſammelte ſich in der Kirche die hohe Geiſt-
lichkeit, der Erzbiſchof, die beiden Biſchöfe und das hochwürdige
Domcapitel an der Spitze, die Miniſter Schmerling, Laſſer,
Mecſery, Plener, der Hofkanzler Graf Zichy, der Statthalter
Graf Chorinsky, der Polizeidirector v. Strobach, der Bürger-
meiſter Dr. Zelinka mit den Gemeinderäthen; ferner erſchien
der Kriegsminiſter Ritt. v. Frank an der Spitze der geſammten
Generalität und einer Menge von Stabs- und Oberofficieren.
Jn der Kirche, die von Andächtigen überfüllt war, bildete Mi-
litär vom Rieſenthor bis zum Gitter des Presbyteriums Spa-
lier. Gegen 1 Uhr begab ſich der Erzbiſchof unter Vortragung
des Kreuzes und gefolgt von den obengenannten Würdenträgern
zum Rieſenportal, um dort Seine Majeſtät den Kaiſer Franz
Joſeph von Oeſterreich zu begrüßen, der um 1 Uhr in Be-
gleitung der Erzherzoge Wilhelm und Leopold und des erſten
Generaladjutanten FM. Grafen Crenneville anlangte. Nach-
dem Se. Majeſtät nach dem ihm reſervirten Platz links vom
Hochaltare geleitet worden war, trat der Erzbiſchof vor den
Altar und hielt eine die Bedeutung des Feſtes erläuternde Rede.
Nach Beendigung derſelben nahm Se. Eminenz die Weihe des
Kreuzes und des Adlers-vor, worauf der Chor ein eigenes für
dieſe Feier componirtes Lied ſang. Der Fürſterzbiſchof ertheilte
ſodann den Segen, den die ganze Verſammlung knieend em-
pfieng, worauf ſich ſeine Majeſtät erhob nnd vom Erzbiſchofe
wieder bis an den Ausgang geleitet wurde.
Trotz der ungünſtigen Witterung hatte ſich am Stephans-
platze eine zahlreiche Menſchenmenge eingefunden, um das ſel-
tene Schauſpiel zu erwarten. Tags darauf, den 16., veran-
ſtaltete die Genoſſenſchaft der bildenden Künſte zu Ehren des
Dombaumeiſters, Prof. Schmidt, und der hervorragenden Be-
theiligten am Dombau ein Feſtmahl. — Am 18. endlich, nach
Beendigung des zur Feier des kaiſerlichen Geburtstages im
Dome gehaltenen Hochamtes, wurde die Errichtung des Kreu-
zes mit dem Adler auf der Spitze des Thurmes glücklich be-
werkſtelligt. Von den 16 Gerüſten, die den Neubau umgeben,
wehten 64 Fahnen herab. Jn allen Straßen, von welchen der
Thurm ſichtbar iſt, waren dichte Menſchenmaſſen verſammelt,
um dieſes ſeltene Schauſpiel mit anzuſehen. Auch die Miniſter
wohnten dem feierlichen Acte bei. Jn dem Augenblicke, als
Adler und Kreuz ſich emporhoben, ſtimmte die Muſik die Volks-
hyine an. Das Wetter ließ dieſes Mal nichts zu wünſchen
übrig und trug dazu bei, daß auch von auswärts mit den Ver-
gnügungszügen zahlloſe Schaaren von Gäſten eintrafen. Für
Alle, namentlich aber die Wiener, wird dieſer Tag, wo zum
erſten Male wieder das alte Wahrzeichen der Stadt, die Spitze
des Stephansthurmes, vollendet ſich präſentirt, ein unvergeßli-
cher Feſttag ſein.

II. Miscellen.
Wien. Jm Juli wurde der letzte Stein auf der äußerſten
Spitze des Stephansthurmes durch den Steinmetzenmeiſter
Prandtner und den Dombaumeiſter Schmidt eigenhändig ge-
legt, ſo daß der Steinbau vollendet daſtand.
Der Adler, welcher die Spitze krönt, war in den Ateliers
der Herren Brix und Anders aufgeſtellt und in allen Theilen
einer gründlichen Nachſchau unterzogen; er iſt nach der Zeich-
nung des Herrn Prof. Schmidt aus freier Hand ausgeführt,
beſteht aus mehr als 2500 einzelnen Theilen, darunter bei
605 Stück diverſe ·Federn'', welche Beſtandtheile durch meh-
rere Tauſend ſtarke Schrauben an einander gefügt ſind. Der
Schwung der Federn iſt überraſchend leicht und Scepter und
Reichsapfel ſind den in der kaiſerlichen Schatzkammer aufbe-
wahrten Originalien nachgebildet. Die Höhe des Adlers ſammt
dem aufgeſetzten Doppelkreuz beträgt neun, jene des Adlers
allein ſechs Schuh. Zur Vergoldnng wurden 500 Stück Du-
caten verwendet. Die Arbeit, kein Guß, iſt durchwegs aus
freier Hand ausgeführt. Es iſt im Antrage, nun auch den
zweiten Thurm der St. Stephauskirche auszubauen.
Wien. Am Montag den 15. Auguſt ſollte die feierliche
Weihe und Aufſetzung des Kreuzes und des Adlers für den
Stephansthurm Statt finden. Da indeſſen ein orkanartiger
Sturm über die Stadt hinbrauſ'te und das Arbeiten der Werk-
leute auf den Gerüſten zur Unmöglichkeit machte, ſo wurde
noch am Morgen der Beſchluß gefaßt, die Kreuzerhöhung ſelbſt
bis Donnerſtag den 18. zu verſchieben. Demgemäß wurde das
für den Kaiſer beſtimmte Zelt Vormittags wieder abgebrochen
und das bereits in der Aufſtellung begriffene Bataillon zurück-
beordert. Dagegen fand die Feierlichkeit der Einweihung dem
Programme gemäß Statt. Um 10 Uhr verſammelte der Dom-
baumeiſter Prof. Schmidt ſeine ſämmtlichen Arbeiter und ver-
theilte unter ſie die Summe von 1000 Fl., welche vom Dom-
bau-Comité bewilligt worden war. Darauf verfügten ſich die-
ſelben nebſt allen beim Bau beſchäftigten Technikern, Meiſtern
und Polirern in das erzb. Palais. Jn dem großen Empfangs-
ſaale daſelbſt vertheilte Se. Em. der Cardinal und Fürſtbiſchof
Joſeph Othmar v. Rauſcher unter Aſſiſtenz des Herrn Weih-
biſchofs und des ganzen Domcapitels diejenigen Auszeichnun-
gen, welche von Sr. kaiſer. Majeſtät bewilligt worden waren.
Dombaumeiſter Schmidt, deſſen ausgezeichnetes Wirken ſchon
vielfach die verdienteſte Anerkennung gefunden hat, erhielt die
Ernennung zum k. k. Ober-Hofbaurath; Hr. Prandtner, Leiter
der Steinmetzarbeiten, und Hr. Zimmermeiſter Fellner erhiel-
ten das goldene, zwei Polirer das ſilberne Verdienſtkreuz;
außerdem wurden mehreren Perſonen die allerhöchſte Anerken-
nung ausgeſprochen. Nachdem ſodann der Herr Cardinal eine
längere Anrede an die Leiter des Baues, deren Thätigkeit und
Kunſt er lobend anerkannte, gehalten und in Erwiederung dar-
auf der Baumeiſter im Namen Aller für die erhaltenen Ans-
zeichnungen, ſowie für die beſondere Protection, welche Seine
Eminenz dem Werke gewährt, den gebührendſten Dank ausge-
ſprochen hatte, ſetzte ſich der Zug gegen halb 1 Uhr nach dem
Dome in Bewegung. Der Dom war feſtlich erleuchtet, das
Presbyterium mit rothdamaſtenen Tapeten geſchmückt. Jn der
Nähe des Altares zur rechten Seite deſſelben war der neun
Fuß hohe Adler mit dem Kreuz aufgeſtellt; hinter demſelben

IV. Correſpondenz.

Für den christlichen Kunstverein sind folgende woitere Beiträge ein-
gegangen: von Hrn. Pfrv. Viorneiss1 ahresb.pro 1863n. 1864 mit 2 fl.
30 r.; von Ern. Caplan Gut in Carlsruhe Eintritts- und ahresb. 2 fl.
15 r.; von Hrn. Pkr. Erbacher zu Plfringen ahresb. 1 l. 15 kr.;
von rn. Pfr. Phoma zu Achdorf ahresb. 1 . 15 r.; von Hrn. Geistl.
Rath eger in Bamlach 1 l. 15 kr.; zus. 8 fl. 30 kr. Mit den in
Nr. 33 angezeigten 143 fl. 48 r. orgibt die Gesammtsnmme von 152 f.
18 r. der Beiträge seit annar 1864. — In der nächsten oche wer-
den in hiesiger Stadt die ahresbeiträge eingezogen werdsn, worauf n
der Dezember Nnmmer dieser Blätter ein Rochensehaftsberieht veröffent
lieht werden soll.

Verantwortliche Redaetion: Repetitor Stephan Braun. — Druck und Verlag von J. Dilger in Freiburg
 
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