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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 4.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.7150#0027
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Chriſtliche

Kunſtblätter

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe Freiburg
(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 3.

Domine diloxi decorem domus tuae. Ps. 25, 8.

Juli 186s.

Um aber anſchaulich zu machen, worauf dieſe Gewalt ſich
bezieht, mußte zuerſt die Sünde ſelbſt in ihrem Urſprunge nach-
gewieſen und in ihrer Haſſenswürdigkeit und ihren entſetzlichen
Folgen bezeichnet werden, und deshalb erſcheint zunächſt in der
Seiten⸗Einfaſſung zur Linken der Sündenfall der erſten Eltern
im Paradieſe, als die Wurzel, aus der das ganze Gezücht der
Sünden erwachſen, die deshalb von da aufſteigend, in den
ſieben ſogenannten Todſünden, oder richtiger Hauptlaſtern, zu-
ſammengefaßt, verſinnlicht ſind.
Dann aber unterhalb im Sockel der Fluch Gottes, der die
Sünde zur Folge gehabt, doch gleichzeitig die Verheißung des
zukünftigen Erlöſers, der von der Jungfrau geboren, der
Schlange den Kopf zertreten, und ſo die Sünde hinwegnehmen
werde.

J. Die ſieben heiligen Sacramente.
Tableaux von Friedrich Overbeck.
(Von dem Künſtler ſelbſt ertlärt.)
(Fortſetzung.)
3. Die Buße.
Wohl aber kannte, der den Menſchen nach ſeinem Eben-
bilde geſchaffen, die Schwachheit und Hinfälligkeit ſeiner in
Adam gefallenen Creatur; wohl ſah Er vor, daß ſelbſt die
durch den heiligen Geiſt alſo Gekräftigte, dennoch wieder und
wieder fallen werde; aber ſeine unendliche Liebe hat auch dann
noch die Gefallenen nicht aufgeben wollen, ſondern der Reue
einen Rückweg in ſeine Arme übrig laſſen wollen durch die
Buße. Und ſo leuchtet nun ſeine Barmherzigkeit und ſeine
Wahrheit wiederum auf ganz neue Weiſe in dieſem dritten
Sacramente, in welchem Er uns ſeine Arznei bereitet hat, durch
welche wir von allen Krankheiten der Seele, in die wir, nach
der Wiedergeburt aus Waſſer und Geiſt durch die Sünde zu
fallen das Unglück haben, geheilt werden können, ja ſogar die
Seele, in welcher durch ſchwere oder Todſünden das Leben der
Gnode gänzlich erſtorben iſt, von dieſem geiſtigen Tode wieder
ins Leben zurückzurufen vermag. Denn deutlich hat der Herr
es ſeiber bezeugt, als Er, nach ſeiner Anferſtehung, inmit-
ten ſeiner Apoſtel erſchienen, ſie angehaucht und geſprochen:
,Nehmet hin den heiligen Geiſt, welchen ihr die Sünden ver-
geben werdet, denen ſind ſie vergeben, und welchen ihr ſie be-
halten werdet, denen ſind ſie behalten'', wodurch Er ihnen
offenbar richterliche Gewalt ertheilt, zu unterſcheiden zwiſchen
Sündern und Sündern, d, h. zwiſchen ſolchen, welche ſie der
Vergebung würdig, und ſolchen, welche ſie derſelben unwürdig
finden würden, aber keinen Unterſchied zwiſchen Sünden und
Sünden bezeichnet, mithin ihre Gewalt über alle ausdehnt.
Da er ihnen aber dabei nicht zugleich Allwiſſenheit ertheilt
hat, ſo iſt indirect den Gläubigen, die der Gnade der Sünden-
vergebung theilhaftig werden wollen, die Pflicht auferlegt, den
auf dieſe Weiſe von Jhm beſtellten Aerzten, den Prieſtern, die
Krankheiten ihrer Seele zu offenbaren, d. i. ihre Sünden zu
bekennen oder zu beichten.
Und dieſe Erſcheinung des Herrn inmitten ſeiner Apoſtel,
und die Ertheilung dieſer Gewalt an ſie, iſt deshalb der Ge-
genſtand des dritten Bildes.

Wie aber im neuen Bunde Alles ſein Vorbild im alten
findet, ſo iſt auch von dieſer Gnade der ſacramentaliſchen
Sündenvergebung ein deutliches Vorbild in den geſetzlichen An-
ordnungen enthalten, denen die Ausſätzigen unterworfen waren,
und darum ſchließt ſich im zweiten Sockelbilde die Darſtellung
eben dieſer geſetzlichen Behandlung des Ausſätzigen, in welcher ſich
die verſchiedenen Momente des Sacramentes der Buße leiblicher
Weiſe vorgebildet finden, unmittelbar an das Bild vom Fluch
der Sünde und Verheißung des Erlöſers an. Da erſcheint zuerſt
der Ausſätzige in ſeiner Abſonderung vom Volke Gottes mit
ſeinen anfgetrennten Kleidern, die ſeine Häßlichkeit aufdecken,
wodurch ſo treffend der Zuſtand des Sünders vor den Augen
Gottes gezeichnet iſt; es naht ihm ein Prieſter, um ſeine Krank-
heit zu beſichtigen und nach dem Ausdruck des Geſetzes zu
unterſcheiden zwiſchen Ausſatz und Ausſatz, dem er deshalb ſei-
nen kranken Theil zeigen mußte, was der Beichte entſpricht.
Vom Prieſter ward ferner der Geheilte rein erklärt und
ihm der Verkehr mit dem Volke Gottes wieder geſtattet, ein
Bild der prieſterlichen Abſolution; und endlich ward dem Ge-
heilten vom Prieſter das Opfer eines Lammes auferlegt, als
klares Vorbild des Lammes Gottes, das für unſere Sünden
ſich geopfert, und genug gethan hat, und zugleich der Buße,
die der Prieſter dem Beichtenden auferlegt.
Wenn aber in dieſen drei bezeichneten Momenten ſich dem
Kranken und dem Geheilten eine weibliche Geſtalt zugeſellt
findet, die man etwa für ſein Weib nehmen mag, ſo iſt durch
 
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