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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Editor]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 15.1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.7193#0016
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— 342

der Sonne ein leiſes Wehen durch die ſchweigende Erde
zieht und alle Stimmen und Blüthen wachruft, ſo muß in
unſerem Geiſte beim Anblicke eines wahren Kunſtwerkes
eine innere Rührung und Bewegung erwachen, die in uns
zum geiſtigen Ebenbilde deſſen ſich ausgeſtaltet, was im
Kunſtwerk leiblich vergegenwärtigt vor uns ſteht. Wie im
Winterfroſt die erſtorbene Natur unter der verhüllenden
Schneedecke begraben liegt, ſobald aber die Frühlingslüfte
erwachen und die Sonne neubelebend die verſchlafene, wie
mit einem Schlage die Blüthen aus dem Boden brechen
und die ganze Welt in Schmuck und Duft ſich hüllt, ohne
daß man weiß und ſieht, wie es gekommen.
Dr. M. Deutinger.

Mittheilungen.

reien an dem patriotiſchen Unternehmen betheiligt haben, ferner
die koſtbaren Alterthümer der Münſterkirche zu Eſſen,
100jährige Meßgewänder aus Xanten rc. Aber nicht nur
Städte und Kirchen, ſondern auch Private haben eine zum
Theil ſehr rege Theilnahme entfaltet. Die Gemälde, mehr
durch ihren innern Werth als durch ihre Zahl hervor-
tretend, gehören zum größten Theil der kölniſchen und der
niederländiſchen Malerſchule an. Jm Einzelnen freilich wird
man ſie beſſer zu beurtheilen vermögen, wenn erſt der bis-
her noch nicht vollendete Katalog erſchienen iſt, was in
dieſen Tagen der Fall ſein wird. Die Dauer der Ausſtel-
lung hat man von jetzt ab auf zwei Monate feſtgeſetzt; doch
iſt es möglich, daß dieſer Zeitdauer, im Falle das Publikum
eine rege Betheiligung zeigen ſollte, noch ein weiterer Monat
hinzugefügt wird. (Rh. Vbl.)
M inchen, 12. Juli. Ueber die hieſige Kunſtaus-
ſtellung ſchreibt man u. A. der ,,Frkf. Ztg.'': Es iſt äußerſt
wohlthuend, endlich einmal eine deutſche Ausſtellung zu
ſehen, die nicht nur was den Jnhalt betrifft ſich ſehen laſſen
kann, ſondern auch äußerlich durch geſchmackvolle Anordnung
ein Gefühl für die Würde der künſtleriſchen Arbeit an den
Tag legt; denn die jämmerliche Weiſe, in welcher ſich der
deutſche Kunſtfleiß auf der Wiener Ausſtellung präſentirte,
liegt uns noch immer im Magen. Jm Uebrigen muß man
ſagen, daß, was die Einſendungen betrifft, Preußen hinter
keinem andern Staate an Bereitwilligkeit zurückblieb und
zum Gelingen der Münchener Ausſtellung das Seinige bei-
getragen hat. Jm Uebrigen iſt von überall her zu dieſer
nationalen Ausſtellung bereitwilligſt beigeſteuert worden.
Liebhaber und Sammler, Gemeinden und Muſeen, die
deutſchen Höfe und Fürſten mit wenigen Ausnahmen, haben
ihr Beſtes ausgeliefert. Die Münchener Reſidenz hat ihre
Schatzkammer und ihre reiche Kapelle geplündert; auch der
König Wilhelm hat ſein Privatzimmer manchen Schmuckes
beraubt, um die Ausſtellung damit zu bereichern. Eben ſo
entgegenkommend waren die Kirchen, Klöſter, Domkapitel
und Stifte c., und die hiſtoriſche Sammlung ſtrotzt von
Prachtwerken, welche zum kirchlichen Gebrauche beſtimmt
ſind; namentlich hat Oeſterreich ein reiches Contingent ge-
liefert. Man braucht kein Verehrer von Kirche und Kloſter
zu ſein um zu ſehen, daß mehr darin gewachſen iſt als in
den Kaſernen. Selbſt das Kenſington-Muſeum war ſo
freundlich, vier große Kaſten mit Gegenſtänden deutſchen
Urſprungs zn ſenden, und zwar gleich mit gedruckten deut-
ſchen Legenden verſehen; praktiſche Leute, die Engländer.
Wenn die Abtheilung der alten Arbeiten eine ganze Schaar
der ſeltenſten und intereſſanteſten Kunſtwerke verſammelte,
wie man ſie ſobald nicht wieder unter Einem Dache ſehen
wird, ſo hat auch die moderne Jnduſtrie ſich angeſtrengt,
und von allen Seiten ſind überraſchende Einſendungen ge-
kommen, überraſchend allerdings mehr im relativen als im
abſoluten Sinn, aber doppelt überraſchend nach den in Wien
geſchehenen Proben. Jedenfalls war ſeit Ausſtellungszeiten
das deutſche Kunſtgewerbe nie und nirgends ſo glänzend
vertreten. Freilich kommt uns einerſeits die Anweſenheit
der Oeſterreicher mit ihrer reichen Beiſteuer zu ſtatten, wie
uns anderſeits die Abweſenheit der Franzoſen, Jtaliener
und Engländer vor einer mißlichen Vergleichung bewahrt;
aber ein entſchiedener Fortſchritt ſeit Wien und durch Wien
iſt nicht zu verkennen und kaum wird Jemand angeſichts
dieſer Thatſache noch behaupten wollen, die Ausſtellungen
ſeien zu nichts nütze

Aus Heſſen, 12. Juli, ſchreibt man dem ,,Mainzer
Journal'': ,Die zweite Ständekammer hat für Herſtellung
der Katharinenkirche in Oppenheim 50,000 Mark bewilligt.
Außer dem Streben, eines der ſchönſten Kunſtdenkmäler zu
erhalten, war für ſehr viele Abgeordnete gewiß auch das
von Bedeutung, daß die ſchöne Katharinenkirche in den
Händen von Proteſtanten iſt. Denn für die eben ſo ſchönen
Baudenkmale in Worms und Mainz hat der Staat bis jetzt
keine Geldunterſtützungen gegeben. Und doch ſind die Dome
in Worms und Mainz nicht blos ſchöne Baudenkmale, ſondern
werden auch von den Katholiken fleißig beſucht, während die Ka-
tharinenkirche in Oppenheim an den Sonntagen des Jahres
eine äußerſt ſpärliche Zahl von Andächtigen, in ſich auf-
nimmt. Für die Proteſtanten Heſſens iſt es unrühmlich, daß
ſie nicht im Stande ſind, oder vielmehr nicht den Willen
haben, aus ihren Mitteln ein Kunſtdenkmal zu erhalten,
was ſie von uns Katholiken haben. Wäre die ſchöne Kirche
in den Händen der Katholiken geblieben, deren fromme
Vorfahren ſie gebaut, dann wäre dieſe Kirche nicht in dem
verwahrloſten Zuſtande, in welchem ſie gegenwärtig ſich be-
findet. Wie ſchön iſt dagegen die katholiſche Kirche zu
Oppenheim reſtaurirt worden, ohne daß dafür die zweite
Kammer auch nur einen Pfennig bewilligt hat! Herr Ab-
geordneter Freiherr von Nordeck zur Rabenau hat ein ſehr
wahres Wort geſprochen, als er ſagte: ,,Ein Land, welches
Nichts mehr zur Erhaltung ſeiner großen Kunſtwerke bei-
trage, ſcheide aus der Zahl der Culturſtaaten aus.'' Laſſen
ſich dieſe Worte aber nicht auch auf jene Religionsgeſell-
ſchaften anwenden, welche ihre Kirchen und Heiligthümer
verfallen laſſen?''

Köln. (Die kunſthiſtoriſche Ausſtellung.) Am 1. d.
wurde hier in den Räumen des Caſino die früher auch von
uns angekündigte Ausſtellung von Gegenſtänden aus dem
Gebiete des Kunſthandwerks im Beiſein des Herrn Ober-
präſidenten der Rheinprovinz eröffnet. Kann dieſelbe auch
der gegenwärtig in München veranſtalteten nicht an die
Seite geſtellt werden, ſo iſt ſie doch höchſt beachtenswerth;
denn ſie umfaßt ein gutes Theil jener herrlichen Werke der
Kunſt und des Handwerks, an denen der Niederrhein und
Weſtfalen ſo reich ſind; da entrollen zahlreiche Gemälde,
Gobelins, Waffen, Glas- und Töpferarbeiten, Holzſchnitzereien,
Arbeiten in getriebenem Silber und unzähliges Andere
mehr ein im höchſten Grade anziehendes Bild von dem ge-
ſammten reichen Kunſtleben unſerer engeren Heimath im
Mittelalter. Unter Anderm iſt der berühmte Kunſtſchatz des
Domes vertreten, wie ſich denn überhaupt 17 hieſige Pfar-

Verantw. Redact. und Herausgeber: Dr. Stephan Braun in Freiburg. — Druck von J. Dilger in Freib urg
 
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