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Christlicher Kunstverein der Erzdiözese Freiburg [Hrsg.]
Christliche Kunstblätter: Organ des Christlichen Kunstvereins der Erzdiözese Freiburg — 15.1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.7193#0021
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Chriſtliche

Kunſtblätter.

Organ des chriſtlichen Kunſtvereins der Erzdiöceſe reibnrg.

(Beilage zum Freiburger Kirchenblatt.)

Nro. 161.

Domine ilexi decorem domus iuae. Ps. 25, 8.

1876

Der Dom zu Köln.

tende Froſtwetter nur die Vollendung der beiden ſüdlichen
Eckfialen am ſüdlichen Thurme. Mit Beginn des Monats
März 1876 ſind die Verſetzarbeiten an den 6 übrigen Eck-
fialen wieder aufgenommen und gehen zur Zeit die 2 nörd-
lichen Oktogonfialen des ſüdlichen Thurmes, desgleichen die
nordöſtliche Eckfiale des nördlichen Thurmes ihrer baldigen
Vollendung entgegen. Eine große Anzahl geübter Stein-
metzen, die während der Jahre 1871- 1874 bei Privat-
bauten thätig geweſen, trat in Veranlaſſung der ungünſtigen
Geſchäftsverhältniſſe beim Kölner Dombau wieder in Arbeit
und erhöhte ſich die Zahl der Werkleute, welche in den
Jahren 187174 auf durchſchnittlich 350 reducirt war,
bis zum Schluſſe des Jahres 1875 auf 550 Arbeiter.
Gleichzeitig wurden in Privatwerkſtätten zu Köln, Königs-
winter, Staudernheim, Obernkirchen, Rinteln und Heides-
heim ca. 150 Steinmetzen mit Ausführung von Werkſteinen
für die Kölner Domthürme andauernd beſchäftigt, ſo daß
die geſammte an dem Dombau zu Köln im Jahre 1875
thätige Arbeiterzahl auf 709 Mann zu berechnen iſt. Seit
Beginn des Jahres 1876 ſind in den Dombauhütten die
Werkſteine zu den Umfaſſungswänden des Oktogons des
nördlichen Thurmes nahezu vollendet und die Gurte, Gräte
und Schlußſteine zu den beiden großen Sterngewölben des
vierten Stockwerkes beſchafft. Fertig bearbeitet lagen ferner-
hin in den Brüchen zu Staudernheim an der Nahe die
großen Entlaſtungsbögen und Fenſterwölbungen des nörd-
lichen Thurmes, ſo daß zu Ende des Jahres 1876 die
Vollendung beider Domthürme bis zur Höhe von 300 Fuß
(ca. 94 Meter) in ſichere Ausſicht zu nehmen iſt. Bereits
im Laufe des Winters 187677 wird mit der Bearbeitung
der Werkſtücke zu den Steinhelmen begonnen werden und
ſind namentlich die Vorarbeiten zur Beſchaffung der 448
großen Kantenblätter für die Gräte beider Thurmhelme
rechtzeitig in Angriff zu nehmen, da die Ausführung dieſer
Ornamentſtücke eine große Anzahl der gewandteſten Ver-
zierungsarbeiter für die Dauer von mehreren Jahren be-
ſchäftigt. Zur Herſtellung der 448 großen Kantenblätter iſt
ein Steinquantum von ca. 10,000 Cubikfuß aus den Obern-
kirchener Steinbrüchen in großen Blöcken zu beziehen, deren

Dem 66. Baubericht des Bauraths Voigtel über den
Fortbau des Domes zu Köln entnehmen wir Folgendes:
Die beiden Thürme des Kölner Domes, ſeit Einwölbung
des Hochſchiffes der Vorhalle in ihren Umfaſſungswänden
getrennt emporſteigend, waren im Laufe des Jahres 1875
die alleinigen Objecte der Bauausführung und konnte deren
Aufbau, entſprechend der größeren Arbeiterzahl, über die im
Betriebsplane vorgeſehenen Höhen hinaus gefördert werden.
Die Umfaſſungswände des ſüdlichen Domthurmes ſchließen
mit der Oberkante des 4. Hauptgeſimſes ab, während der
nördliche Thurm zu Ende des Jahres 1875 die Linie der
Fenſterkapitäle bei einer Geſammthöhe von 16,,, Meter über
dem 3. Hauptgeſimſe erreichte. Jn Folge der vermehrten
Arbeitsleiſtung hat ſich auch die pro 1875 verausgabte Bau-
ſumme auf 1,011,578 M. 76 Pf. erhöht und iſt der Mehr-
betrag gegen die im Betriebsplane vorgeſehene Verwendung
von 750000 M. ſpeciell für den Ankauf der Werkſteine und
die Ausführung der Hauſteinarbeiten zu den acht großen
Eckfialen in Rechnung zu ſtellen. Da jede der Eckfialen,
welche das Octogon beider Thürme umgeben, eine Höhe
von circa 33 Metern bei einem Durchmeſſer am Sockel von
6 Metern aufweist, ſo ſind im Laufe des Jahres 1875 im
Ganzen ca. 264 ſteigende Meter dieſer umfangreichen und
mit Ornamenten allſeitig überdeckten Fialen-Entwickelungen
einſchließlich aller Figurenlauben, Säulen, Baldachine und
Bekrönungen fertig gearbeitet. Für die Ausführung der
frei abgelösten Ornamente an den 8 Eckfialen, beſtehend in
Kreuzblumen, Frieſen, Fronten, Pfeilern, Säulen, kleinen
Fialen und Kapitälen, deren Zahl ſich auf 1510 Stück be-
läuft, wurden im Ganzen rot 159,000 M. verwendet und
berechnet ſich unter Hinzunahme der Ausgabe für die 32
großen Engelfiguren unter den Baldachinen zum Betrage
von rot. 48,500 M., die Verwendungsſumme für die von
dem Pfeilerkerne abgelösten Ornamente im Ganzen auf ca.
207500 M. Die dauernd ungünſtige und ſtürmiſche Wit-
terung während des Winters 1875/76 verhinderte den Auf-
bau der ſämmtlichen 8 Eckfialen und geſtattete das anhal-
 
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