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ermannte. Als in den Kirchentagen und den mit ihnen verbundenen Congressen
für innere Mission aus allen deutschen Landen die Männer zusammentratcn, die
den wankenden Bau der evangelischen Kirche auf ihrem ewigen Grunde neu
festigen und die Lebenskräfte des Evangeliums in das Volksleben mit neuer
Liebe tragen wollten: da regte sich alsbald die Erkenntnis von der Mission der
Kunst für das religiöse Leben des Volkes. Eine Gläubigerin, trat sic mahnend
vor das Gewissen unserer Kirche. Die Träger jener Bewegung, bei denen längst
mit den Heiligtümern des Glaubens auch die der Kunst treue Pflege gefunden,
vernahmen den Mahnruf und konnten nicht ruhen, bis sie Wahlverwandte ge-
sammelt, die zur Sühne der Schuld die Hände zusammenlegten.
Es war bei dem Congresse für innere Mission, der mit dem vierten deut-
schen Kirchentage in Elberfeld tagte, als auf Anlaß des Ccntralausschusses eine
Specialconferenz zusammentrat, um über „die bildende Kunst in der evangelischen
Kirche" zu beraten. Von vornherein galt der Gesichtspunkt, daß es nicht bloß
nm ästhetische oder um kunsthistorische Erörterungen sich werde zu handeln haben,
sondern vor allem um praktische Impulse zur Eröffnung neuer Kanäle, durch
welche die religiöse Kunst in die kunstarme evangelische Kirche getragen werden
könne. Ain 19. Septbr. 1851 trat jene Specialconferenz zusammen. Es war
nicht allzn verheißungsvoll, daß für sie kein anderer Raum zur Verfügung stand
als der Saal des reformierten Armenhauses. Aber wenn es ein Zeichen für
das Kommen des Reiches Gottes ist, daß den Armen das Evangelium verkündet
wird, so durfte auch jene Stätte daran erinnern, daß evangelische Kunst auch
das Leben der Armen schmücken und mit dem Lichte ewiger Ideale verklären
soll. Die Leitung der Konferenz übernahm von Bethmann-Hollweg, der sie mit
warmem, ermuthigendem Worte eröffnete. Sodann erörterte der Geschichtsmaler
Mengelberg ans Düsseldorf in einem Vortrage die Bedeutung der Kunst für
die evangelische Kirche, die Unerläßlichkeit der Bildung eines christlich gerichteten
Künstlerstandes in ihr, und das Bedürfniß der Gründung eines religiösen Kunst-
vereins, den er sich, auf den evangelischen Gehalt auch innerhalb der katholischen
Kunst rechnend, zunächst als einen interkonfessionellen dachte. Hieran schloß sich
eine lebhafte Discussion, in welcher u. A. Ehrenfeuchter aus Göttingen, von
Grüneisen aus Stuttgart, Nathusius aus Reinstadt ihre zustimmenden oder ab-
weichenden Überzeugungen geltend machten, und an welche der Geschichtsmaler
Schubert aus Berlin, zugleich im Namen Hermanns und Pfannschmidts, ein
inhaltsreiches Separatvotum knüpfte. Das Resultat dieser Verhandlungen war
der Beschluß, einen evangelisch-kirchlichen Kunstverein zu schaffen.
Ein Teil der Anwesenden erklärte sogleich seinen Zutritt zum Vereine, und es
bildete sich ein provisorisches Konnte, dessen Mitglieder von Bethmann-Hollweg,
von Mühlcr, Schnaase, Hermann und Nitzsch waren. Durch diese wurde unser
Verein dann im Jahre 1852 constituiert.
Wir können diese Männer, die längst ihre Augen geschlossen haben, heute
nicht nennen, ohne dessen zu gedenken, wie viel der Verein ihnen verdankt. Und
wir dürfen auf die vergangenen drei Jahrzehnte nicht znrückschauen, ohne mit
jenen auch die anderen Männer zu nennen, denen es mitten unter wcitreichen-
 
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