DOI Heft:
Nr 10 (1. Oktober 1890)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.24471#0152
I. Oktober I8S0.
Zweinnddreißigster Jahrgang.
Nr. 10.
für Kirche, schule und Haus.
Herausgegeben von
Heinrich Merz.
Erscheint monatlich in einem Bogen. Preis des Jahrgangs 4 Mark. — Zu beziehen Lurch alle Postämter
und Buchhandlungen.
Die I.XII. Kunstausstellung in Berlin.
Es ist bemerkenswert, daß die akademischen Kunstausstellungen in Berlin seit
der Jubiläumsausstellung in Bezug aus Tüchtigkeit der Durchschnittsleistungen mehr
und mehr zurückgehen. Mehr als sonst tritt diese Thatsache in der diesjährigen
Ausstellung zu Tage, und man ist nur zu leicht geneigt, dieselbe darin zu finden,
daß die Meister von altem gutem Rufe fast gar nicht mit Arbeiten vertreten find.
Dem werdenden Künstlergeschlecht muß aber leider die Hauptschuld zugemessen
werden; denn abgesehen von der Mache, die ja mit seltenen Ausnahmen meisterlich
betrieben wird, macht sich in den vielen glänzenden Werken ein so entsetzlicher
Mangel an würdigen Vorwürfen und eine so tiefe Ideenarmut geltend, daß es
einem aufmerksamen Verfolger der heutigen Kunstströmung um das Ziel derselben
bangt. Vom Geschichtsbilde bis zum Stillleben (des religiösen Bildes ganz zu
schweigen) überall mehr oder weniger tiefe Öde. Um so aufrichtiger freilich dann
Zweinnddreißigster Jahrgang.
Nr. 10.
für Kirche, schule und Haus.
Herausgegeben von
Heinrich Merz.
Erscheint monatlich in einem Bogen. Preis des Jahrgangs 4 Mark. — Zu beziehen Lurch alle Postämter
und Buchhandlungen.
Die I.XII. Kunstausstellung in Berlin.
Es ist bemerkenswert, daß die akademischen Kunstausstellungen in Berlin seit
der Jubiläumsausstellung in Bezug aus Tüchtigkeit der Durchschnittsleistungen mehr
und mehr zurückgehen. Mehr als sonst tritt diese Thatsache in der diesjährigen
Ausstellung zu Tage, und man ist nur zu leicht geneigt, dieselbe darin zu finden,
daß die Meister von altem gutem Rufe fast gar nicht mit Arbeiten vertreten find.
Dem werdenden Künstlergeschlecht muß aber leider die Hauptschuld zugemessen
werden; denn abgesehen von der Mache, die ja mit seltenen Ausnahmen meisterlich
betrieben wird, macht sich in den vielen glänzenden Werken ein so entsetzlicher
Mangel an würdigen Vorwürfen und eine so tiefe Ideenarmut geltend, daß es
einem aufmerksamen Verfolger der heutigen Kunstströmung um das Ziel derselben
bangt. Vom Geschichtsbilde bis zum Stillleben (des religiösen Bildes ganz zu
schweigen) überall mehr oder weniger tiefe Öde. Um so aufrichtiger freilich dann