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Chronik.
Gerlin. Am 4. Januar starb der Geschichtsmaler Professor August Kaselowsky im
80sten Lebensjahre. Er wurde im Jahr l810 zu Potsdam geboren, kam 1827 durch Unter-
stützung der Friedensgesellschaft daselbst und einiger hoher Gönner als Zögling in die Akademie
der Künste zu Berlin, wo er sich unter Hensel ausbildete. Nachdem er 1836 für ein Ge-
mälde den großen Preis gewonnen hatte, ging er nach Paris, von da 1839 nach Rom, wo
er im Auftrag des Königs von Preußen die durch Daniel bewirkte Freisprechung der Susanna
malte. Im Jahr 1850 kehrte er aus Italien nach Berlin zurück. Das Jahr darauf machte
er eine Knnstreise nach Spanien, im nächsten Jahr auch nach Athen und Konstantinopel. Als
Professor der Malerei hat er sich insbesondere durch edel aufgefaßte und warm empfundene
Altarbilder einen Namen gemacht. Sein Christus am Ölberg, den er für die Andreaskirche
in Berlin und für die Nikolaikirche in Greifenhage gemalt hat, ist auch durch Farbendruck
verbreitet. Für die Stephanskirche zu Gartz an d. Oder hat er die Taufe und Auferstehung
Christi, für die Kirche zu Wangten in Schlesien Christus und Thomas, für die Königin von
Preußen die Grablegung Christi gemalt.
Düsseldorf. Am 16. Januar starb der letzte Meister der altdüsfeldorser Malerei, der
älteste der Düsseldorfer heutigen Künstler, Heinrich Karl Anton Mücke, im Lösten Lebensjahre.
Geboren zu Breslau im Jahr 1806 genoß er den Unterricht Schadows in Berlin, mit welchem
er 1826 nach Düsseldorf zog. In den Jahren 1833 bis 1834 bereiste er mit Staats-
nnterstützuug Italien und Sizilien. Im Jahr 1836 malte er für die Galerie des Konsuls
Wagner in Berlin das Ölbild der von Engeln zum Sinai getragenen heil. Katharina, welches
von ihm mehrmals wiederholt und wegen seiner eigentümlichen Poesie mit großem Beifall
begrüßt, auch in die Denkmäler der Kunst von Lübke und Caspar (Taf. 128, T) ausgenommen
worden ist. Im Jahr 1844 hat er einen Lehrauftrag für Anatomie und Proportionen an der
Akademie in Düsseldorf, 1848 dazu den Titel eines Professors, 1851 Sitz und Stimme in den
akademischen Konferenzen, und 1852 den roten Adlerorden vierter Klasse erhalten. Seine sehr
sorgfältigen Arbeiten bewegten sich im Gebiete der religiösen, geschichtlichen und romantischen
Malerei. Er war der erste unter den Düsseldorfer Malern, welcher sich in der Freskomalerei
versuchte, und wurde der Lehrmeister der übrigen. Im Schloß zu Helldorf malte er die Ge-
schichte des Kaisers Rotbart, im Saal des Rathauses zu Elberfeld die Einführung und Aus-
breitung des Christentums in einem Wandfriese nl trosoo. An seinem Ölgemälde der Auf-
erstehung Christi wurde die scharfe Zeichnung und wohlberechnete Färbung gerühmt. Auch
als Radierer hat Mücke seine kunstreiche Hand erprobt.
GertlN. Am 21. Januar ist der älteste der deutschen Bildhauer, Professor August
Wredow, im Alter von 86 Jahren gestorben. Er wurde in Brandenburg 1805 geboren,
trat 1822 in Rauchs Werkstatt ein, ging 1827 nach Italien und wurde 1843 Mitglied der
Akademie. Von ihm ist die auf der Berliner Schloßbrücke stehende Marmorgruppe der Sieges-
göttin, welche einen gefallenen nackten Krieger umfaßt, um ihn nach oben zu tragen, wohin
sie mit dem Palmzweig in der Rechten deutet. (Abgebildel in den Denkmälern der Kunst
Taf. 113.)
Wien. In der Nacht vom 22. zum 23. Januar starb im 67sten Jahr der Meister
des neugotischen Stils, Friedrich Schmidt, geboren 1825 als Sohn eines evangelischen
Pfarrers zu Frickenhofen in Württemberg, gebildet an der polytechnischen Schule in Stuttgart
unter Manch und Breymann, 1843 als Steinmetze am Kölner Dom thätig, 1848 Steinmetz-
meister, 1856 Baumeister in Wien, 1857 Professor der Baukunst in der Akademie in
Mailand, wo er katholisch wurde, 1859 Professor der Baukunst, 1862 Dombaumeister in Wien,
wo er die Lazaristenkirche, die Pfarrkirche zu Fünfhaus bei den Weißgerbern, das neue Rat-
haus in gotischem Stil erbaute und in den Freiherrnstand erhoben wurde.
Inhalt: „Wie ich ein Archäolog wurde." — Neuentdeckte alte Wandmalereien in Memmingen.
Mit 2 Bildern. — Ein neues Konfirmationsgedenkblatt. — Chronik.
Verantwortliche Redaktion: Prälat vr. Mer; in Stuttgart.
Druck und Verlag von I. F. Stemkspf in Stuttgart.
 
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