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1, Iuni 1891.

Dreiunddreißigster Jahrgang.

Nr. 6.


für Airche, schule und Haus.
Herausgegeben von
Heinrich Merz.

Erscheint monatlich in einem Bogen. Preis des Jahrgangs 4 Mark. — Zu beziehen durch alle Postämter
und Buchhandlungen.

Die Siegesfahne Christi.
„Woher stammt die Fahne, welche dem Auferstehenden oder dem Auferstan-
denen in die Hand gelegt zu werden pflegt, und wann findet sie sich zuerst auf
den bildlichen Darstellungen?" So fragt uns ein geehrter Leser unseres Blattes.
Mit dieser Frage hat sich unseres Wissens die Kunstwissenschaft noch nicht
beschäftigt. Sehen wir uns in der Kunstgeschichte um, so begegnet uns zuerst
das halbrunde Mosaikgemälde über der Eingangsthnre zur Grabkapelle der byzan-
tinischen Kaiserin Galla Plazidia in Ravenna aus dem Jahr 440. Da sitzt „der
gute Hirte" in jugendlicher Gestalt und edler Haltung auf einem Felsen zwischen
sechs Lämmern. Einem derselben streckt er liebkosend die rechte Hand hin, mit
der linken faßt er ein ganz schmales, hohes, neben ihm stehendes Kreuz (Lübke,
Gesch. d. ital. Malerei 1, 33). Das ist wohl der „Stecken und Stab," welcher das
folgsame Schaf tröstet beim Gang durchs dunkle Thal nach dem 23. Psalm.
 
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