DOI Heft:
Nr. 1 (Januar 1913)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.44561#0027
Nr. I
19
Christliches Kunstblatt für Kirche, 5chule und Haus
Nicht eine einzige Stimme ist laut
geworden, als ob Altgewohntes
schmerzlich vermißt und das Gebotene
als unverständlich empfunden würde.
Umso bemerkenswerter, als es sich
um ein Volkstemperament handelt,
dem alles Neue sehr schwer auf- und
eingeht. So hat sich die künstlerische
Art dieser Paramente in einer Ge-
meinde den Platz erobert, und das
Pasewalker Gotteshaus ist um einen
Schmuck reicher, der in seinem Kunst-
wert würdig sich anreiht dem, was
einst die Alten in dem mächtigen
Gebäude schufen.
Vie einzelnen Stücke, die bisher durch Frau IN. lviegand-vehn gearbeitet
wurden, sind: 1) eine vollständige Altar- und Kanzelbekleidung mit dazu gehörigen
weißen Altartüchern, mit Hohlsaum gearbeitet, bei dem Hochaltar die seitlichen
Überfülle mit kostbarer, unendlich sauber und ausdrucksvoll gearbeiteter Richelieu-
Stickerei- 2) eine Taufsteindecke, deren Motiv die Lilie, die aus dem Wasser
steigt, zeigte 3) ein velum und ein Lorporale für die Abendmahlsgeräte, letzteres
in Leinen mit rotseidener Stickerei, ersteres in edler Seide- 4) ein weißseidenes
Antependium für den Lektionsaltar.
Allen Stücken gemeinsam ist der wohltuende Eindruck, daß prunkendes,
glitzerndes Material wie Gold- und Silberkantille, die so schnell im Gebrauch
unansehnlich wird, vermieden ist. Schlichtes aber echtes Material ist gewählt,
so bei dem Passionsparament ein¬
faches, gutes schwarzes Tuch. Statt
der großen Kosten für solch prunken¬
des Material konnten die Mittel —
aber sehr erheblich geringer — für
die technische Ausführung der minu¬
tiösen Stickereiarbeit verwendet wer¬
den. Schon jetzt zeigt sich, daß diese
Paramente in dieser Herstellung Dauer
haben werden bei guter Behandlung,
für die gesorgt werden konnte, wäh¬
rend sonst diese Paramente um so
schneller unansehnlich werden, je kost¬
barer sie sind.
Bemerkenswert ist zum anderen
die glückliche Fernwirkung dieser
Parament von Prof. D. Gutzmann-Vresden.
Parament von Prof. 0). Luhmann-Vresden.
19
Christliches Kunstblatt für Kirche, 5chule und Haus
Nicht eine einzige Stimme ist laut
geworden, als ob Altgewohntes
schmerzlich vermißt und das Gebotene
als unverständlich empfunden würde.
Umso bemerkenswerter, als es sich
um ein Volkstemperament handelt,
dem alles Neue sehr schwer auf- und
eingeht. So hat sich die künstlerische
Art dieser Paramente in einer Ge-
meinde den Platz erobert, und das
Pasewalker Gotteshaus ist um einen
Schmuck reicher, der in seinem Kunst-
wert würdig sich anreiht dem, was
einst die Alten in dem mächtigen
Gebäude schufen.
Vie einzelnen Stücke, die bisher durch Frau IN. lviegand-vehn gearbeitet
wurden, sind: 1) eine vollständige Altar- und Kanzelbekleidung mit dazu gehörigen
weißen Altartüchern, mit Hohlsaum gearbeitet, bei dem Hochaltar die seitlichen
Überfülle mit kostbarer, unendlich sauber und ausdrucksvoll gearbeiteter Richelieu-
Stickerei- 2) eine Taufsteindecke, deren Motiv die Lilie, die aus dem Wasser
steigt, zeigte 3) ein velum und ein Lorporale für die Abendmahlsgeräte, letzteres
in Leinen mit rotseidener Stickerei, ersteres in edler Seide- 4) ein weißseidenes
Antependium für den Lektionsaltar.
Allen Stücken gemeinsam ist der wohltuende Eindruck, daß prunkendes,
glitzerndes Material wie Gold- und Silberkantille, die so schnell im Gebrauch
unansehnlich wird, vermieden ist. Schlichtes aber echtes Material ist gewählt,
so bei dem Passionsparament ein¬
faches, gutes schwarzes Tuch. Statt
der großen Kosten für solch prunken¬
des Material konnten die Mittel —
aber sehr erheblich geringer — für
die technische Ausführung der minu¬
tiösen Stickereiarbeit verwendet wer¬
den. Schon jetzt zeigt sich, daß diese
Paramente in dieser Herstellung Dauer
haben werden bei guter Behandlung,
für die gesorgt werden konnte, wäh¬
rend sonst diese Paramente um so
schneller unansehnlich werden, je kost¬
barer sie sind.
Bemerkenswert ist zum anderen
die glückliche Fernwirkung dieser
Parament von Prof. D. Gutzmann-Vresden.
Parament von Prof. 0). Luhmann-Vresden.