Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Iuli 1913

Fünfundfünfzigster Jahrgang

Nr. 7


Große Kunstausstellung und Kunstleben
in Stuttgart 1913.
Mit 5 Abbildungen.
neue Kunstgebäude in Stuttgart von Theodor Fischer beherbergt eine
I Kunstschau großen Stils, wie sie Stuttgart noch nicht hatte. Vas Ganze
ist eine Machtprobe dafür, daß ein königlicher Kunstwille dem freien
Schaffen und wirken der Kunst der stärkste Vorkämpfer sein kann.
Wer voriges Jahr die Einweihung unserer beiden Hoftheater mitgemacht
hat, diese stimmungsvollen Tage voll Glanz und Behaglichkeit, der bekam einen
beruhigenden Eindruck vom werte des bestimmten Willens eines Mannes und
von der Wahrheit, daß jeder Gedanke, der im Volk widerklingt, auch durch-
gesetzt wird und wäre das Volk so eigensinnig wie wir lieben Schwaben es sind.
Es hat etwas versöhnendes, daß da, wo die boshafte Kritik am Ende ihres
Liedes ist, daß da der Volkswitz einsetzt, der befreit und eine Schlußabrechnung
hält. Theodor Fischers Kunstgebäude ist jetzt der „Goldene Hirsch" und im Lande
Uhlands, wo so viele „Wirte wundermild" herberg haben, ist man befriedigt
über dieses Resultat der Volkskunstkritik.
Es mag aber auch zu unsrem Zchwabentum gehören, daß unter diesem güldenen
Hirsch, der das Kunstgebäude krönt, eine Kunsthalle emporsteigt, die noch kein
anderes Volk hat, eine kuppel voll flimmernden Lichtes, ein Festraum mit zukunft-
träumenden Großflächen für deutsche Monumentalkunst, die uns aber erst geboren
werden muß, wie der Tau aus der Morgenröte. Wann wird diese Großkunst
kommen und wie wird sie sein, so fragen wir uns in dem festlichen Raum.
Vie Nachfragen nach Monumentalbildern in der evangelischen Kirche mehren
sich. Sicher wird von dieser Seite manches zur Neugestaltung geschehen. Ich
habe einmal eine Nnzahl Geistliche, Mitglieder des Presse-Verbands, durch die
 
Annotationen