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November 1913

Fünfundfünfzigster Jahrgang

Nr. 11



UWches EuiGAalt
H sürkirchk,slhuleunölhaug
8 lherausgegeben von
o D.theol. David!6och
0 trscheint monatlich in einem lieft zu 82 bis 48
Zeiten unb enthält viele vextillustrationen, 1-2
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durch alle vostä'mter und buchhanblunaen.

Vrgsn des Sundes der freunde für Volkskunst

Kants ästhetische Philosophie und Schillers
ästhetischer Idealismus.
ant verzichtet in seiner Kritik der Urteilskraft in berechtigtem Zubjektivis-
mus auf die Möglichkeit, das objektiv Schöne darstellen zu können. Er
untersucht nur den subjektiven Zustand, den das, was wir schön nennen,
in uns hervorruft, ebenso die Notwendigkeit und allgemeine Mitteilbarkeit des
Schönen. Uant scheidet das Grenzgebiet zwischen schön und angenehm einerseits
und gut andererseits gegen die völlig selbständige Kategorie des Schönen. Das
Wohlgefallen, das in uns dem Ungenehmen und Guten gegenüber auftaucht,
bezieht sich immer auf Bedürfnisse und Interessen, beim Ungenehmen sind es
sinnliche Interessen des Individuums, beim Guten ist es das sittliche Interesse
der Gattung, hier geht also immer ein Interesse dem Wohlgefallen als Be-
dingung vorauf. Lin solches Interesse liegt beim Schönen nicht vor. Vas
Schöne hat nicht sinnliche und nicht sittliche Bedürfnisse zu er-
füllen. Vas ästhetische Wohlgefallen ist ohne Interesse, ohne
(Zweck)-Begriff. Vie Wohlgefälligkeit des Ungenehmen ist sinnlich bedingt. Dafür
gibt es keine Ullgemeingültigkeit und keine Notwendigkeit, also auch kein philo-
sophisches System. Vie Wohlgefälligkeit des Guten ist bestimmt vom sittlich-
apriorischen Vernunftinteresse. Dann gibt es eine philosophische Lthik.
Ebenso erheben wir Unspruch, daß unsere ästhetischen Urteile notwendig seien
und allgemein anerkannt, wenn auch mit dem Unterschied, daß uns das weniger
wichtig ist als bei den ethischen Urteilen. Vie Prinzipien der philosophischen
Lthik müssen einen allgemeingültigen und notwendigen Grund suchen. Vieser
muß in einem Gefühl liegen. Der ästhetische Zustand liegt in der interesse-
losen Betrachtung, völlig rein stellt diesen Zustand allerdings nur das
Spiel dar, das von der empirischen Realität des Gegenstandes völlig absieht,
 
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