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56
Christliches Kunstblatt für Kirche, Zchule und Haus
Ur. 2

haglichkeit, von W. Schüssen voll grüblerischer Innerlichkeit, von Robert
Gechsler, Therese Röstlin und Martin Lang. Nur ein Dramatiker fehlt.
Warum? Mit denen hat Schwaben trotz Heinrich Lilienfein und etlichen andern
kein Glück. Dazu sind wir zu schwer und zu ernst, zu scheu vor der modernen
Lebensphilosophie mit ihren schillernden Thesen und Rntithesen und zu pflicht-
getreu einer Ethik gegenüber, die mit ihren tiefsten Problemen nicht Fangball
spielen lassen will. Geschichtliche Essays von Th. Heuß, Gtto Harnack, Lugen
Schneider und Ernst Fäckh machen den Schluß!
Schwaben marschiert. Damit ist unserem Jahrbuch die Signatur gegeben.
Und was ist's mit der? Sie ist keine großzügige und nicht die eines von über-
starkem Selbstbewußtsein getragenen Vorstoßes und Rufmarsches. Meine Lands-
leute kommen still und friedlich daher. Da und dort ein kleiner Seitenhieb, ein
kleiner Stich nach den Blößen derer, die meinen, über das Helle Häuflein der
Tapferen ihren überlegenen Spott ausgießen zu dürfen. Rber alles in allem:
Ruhe und Frieden, und nur das Bestreben, zu zeigen, was man kann. Und das
ist nicht so klein und arm, wie man gemeinhin glaubt. Ist ein Leben für sich,
voll stillen Behagens und voll Lust am Fabulieren. Die Schwaben haben sich
nicht auf dem Wege und Boden des Realismus wunde Füße und zwiespältige
Herzen geholt. Sie haben es ruhig abgewartet, bis der Sturm sich gelegt und
die Schwarmgeister einer gährenden Zeit sich ausgetobt haben. Und greifen nun
mit zufriedenem Schmunzeln in das literarische Räderwerk unserer Zeit. Sie
stehen dabei mit ihrem alten Eigensinn auf den Hinterfüßen. Schaffen wie und
was sie wollen. Und lachen über die, denen es nicht besser gelingt. Und ihrer
sind nicht wenige.
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Unsre Rirche.
Line Christenlehre.
H^^un haben wir also unsre Rirche wieder. Lange hat es gedauert, bis die
I I mancherlei Bauarbeiten darin fertig geworden sind. Fast fünf Monate
hindurch haben wir drüben im Zchloßpark Gottesdienst gehalten. Schön
ist's gewesen, unter freiem Himmel, an dem herrlichen Platz, den man uns ein-
geräumt hat, zu singen und zu beten und zu predigen. Rber froh sind wir
doch, daß sich uns die Tore unsrer alten lieben Rirche nun wieder aufgetan haben.
Za, wahrhaftig, ein ehrwürdiger alter Bau, an dem man seine Freude haben
muß, ist dieses unser Gotteshaus, wann mag es wohl erbaut worden sein?
(Um das Jahr l400.) wie alt ist es also? (Rund 500 Fahre.) Ein Graf
Wilhelm von Rdelmann, der um diese Zeit das hiesige Schloß bewohnte, hat es
errichten lassen. Einem Heiligen zu Ehren ist unsre Rirche erstellt worden. Der
Graf hatte ein besonderes Rnliegen. Er wandte sich an den Heiligen und ver-
 
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