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82
Christliches Kunstblatt für Kirche, Zchule und Haus
Nr. 3

Schöner noch, unendlich schöner warst du, als Er durch seine Gegenwart dich
heiligte, als deine lichten Wasser mit Wonne sein Bild spiegelten, als Er ringsum
dich einfaßte mit dem herrlichen Geschmeide unzähliger Wunder und Liebestaten,
als seine Stimme, lieblicher als der Gesang deiner muntern Vogelscharen, von
deinen Ufern widerhallte.
Noch ruht auf dir der Duft seiner Gegenwart, seines gnadenreichen Aufent-
halts an deinen Ufern. Zeine Stadt, einst deine Hauptstadt, Uapharnaum, an
der großen Völkerstraße gelegen, ist nicht mehr, und nicht einmal ihr einstiger
Standort läßt sich mehr mit Sicherheit bestimmen. Sie ward verworfen, aber
du bist noch sein See. Du hast sein Undenken treu bewahrt und sprichst heute
noch ehrfürchtig von ihm im Flüstern und Murmeln deiner Wellen. Du hast
ihn erkannt und geliebt. Uls er, das vom Propheten dir und deiner Landschaft
verheißene Licht (Matth. 4, lZ- l6), von Nazareth herabstieg zu deinen Fluten,
um dich zum Mittelpunkt seiner Wirksamkeit in Galiläa zu machen, hast du ihn
freudig begrüßt. Und du bliebst ihm treu und anhänglich all die Zeit, die er
hier verweilte. Wenn er in den Uahn der Fischer trat und von einem Ufer
zum andern fuhr, freutest du dich, ihn tragen zu dürfen.
Wenn er am stillen Übend dort hinüberfuh'r ans unbewohnte Ufer, um in
der Einsamkeit zu beten, hast du sanft ihn hinübergewiegt und sein Beten mit
deinem Flüstern begleitet. Wenn er die Seinigen die Netze auswerfen hieß,
hast du eilends deine Fischlein zusammengetrieben und die Netze gefüllt, um seinem
Willen zu gehorchen. Uls die Steuereinnehmer den Herrn belästigten, ließest du
ein Fischlein auf deinem Grunde den Stater finden und ihm darreichen. Einst¬


aus: Ueppler, Wander- und wallfahrte» im Nrient. 7. Nuflage. (§reilmrg, Herder.)
 
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