Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 10

363

Christliches Kunstblatt für Kirche, Zchule und Haus
eine Gesamtwirkung erreicht wird, wie sie niemals durch reine Nichtigkeit allein
erzielt werden kann.
Über eines der bedeutendsten Werke Manets, sein „frühstück im Ntelier",
sich besonders zu äußern, wird kaum mehr nötig sein. Dagegen kann man
dieses Meisterwerk hier besonders in vergleich ziehen mit seinem portrait der
Berthe Nlorrissot, einer Freundin, die später die Gattin seines Bruders wurde,
von ihr selbst ist ein reizvolles und interessantes Bild an einer anderen Wand
zu sehen. 3m Aufbau, nahezu als Dreiecksform, ist das Manet'sche portrait so
in Kontrast gestellt zur viereckigen Bildfläche. Die Ausnützung einfacher Lokal-
töne unterstützt die Größe der Wirkung. Das der Freundin gewidmete portrait
ist künstlerisch ohne Rücksicht und Konzessionen gemalt. Die stellen mit der
durchscheinenden Leinwand und den klingenden, prima hingesetzten Tönen, erheben
dieses Kunstwerk fast über das in jeder Hinsicht durchgearbeitete meisterliche
Frühstück. Ls ist begreiflich, daß diese scheinbar flüchtige Technik, mit welcher
doch alles klarer und deutlicher als durch mühsame Arbeit zum Ausdruck kommt,
vorbildlich wurde.
ständiges eingehendes Studium der Natur, Wahl der natürlichen Objekte
vom Standpunkte der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten, Unterstützung und
Förderung aller künstlerischen Probleme durch Staat, Stadt und Mäcene, Probleme,
die zur Klärung und vollen Kenntnis der künstlerischen Ausdrucksmittel führen.
Verwertung dieser Mittel in zweckentsprechender Weise, Ankäufe hervorragendster
Kunstwerke für die Staatssammlungen, um in jeder weise die künstlerische Tradition
zu heben und zu fördern, selbstverständlich mit Betonung der schwäbischen Kunst,
die uns allen so sehr am Herzen liegt, und deren ständige wirkliche Förderung
gleichzeitig unsere höchste Aufgabe sein muß.

Oie Ztadtkirche zu 5t. Jakobi in Chemnitz,
von G. Weißflog, Chemnitz. — Mit 15 Abbildungen.

Stadtkirche zu St. Jakobi in Themnitz mußte in den Jahren 1910/12
I einer gründlichen Erneuerung unterzogen werden. Sie war anfangs des
15. Jahrhunderts in gotischem Stil erbaut worden. Schmucklos war
ihr Außeres, besonders ihr Westgiebel, bis bei einer umfassenderen Renovation
1875 — 1880 der gotische Charakter des Bauwerks durch Anbringung reichen
Zierats hervorgehoben wurde. Da jedoch der Sandstein dieser Verzierungen
sehr schnell verwitterte und Teile der Simse, Kreuzblumen usw. abgenommen
werden mußten und da außerdem dieser gotische Schmuck, so sehr er dem Publi-
kum gefiel, nicht die erhoffte Würdigung von Seiten der Fachmänner und zu-
letzt der Kgl. Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler fand, so entschloß
sich der Kirchenvorstand zu einem gründlichen Umbau der Kirche.
 
Annotationen