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Nr.io Christliches Kunstblatt für Rirche, Zchule und Haus

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der Erinnerung vom Wurzelstocke" wird illustriert an der Gedächtnisrede, die Professor
Heinrich Uraeger in der Akademie zu Düsseldorf gehalten. Uns Freunde der Volkskunst
mag gerade dies Beispiel besonders betrüben. Demgegenüber kann man für U.'s Anregung
nur dankbar sein, Männer wie pork, Gneisenau, Blücher, Freiherr von Stein, Fichte sich
etwas gründlicher anzusehen, Arndts „Katechismus" und seinen „Geist der Zeit" zu
studieren, Schenkendorf, Falke, Körner, Claudius und die anderen Dichter in ihren
Andachtsstunden kennen zu lernen. An des Königs Dank an Schleiermacher, an die
Krieger und ihre Seelsorger, an die kleinen und großen Helden ist zu denken, denn „es
wäre eine große Verkennung der deutschen Wiedergeburt, wenn wir lehrten, sie sei aus
sich selbst entstanden." Lin stattlicher Literaturnachweis für Spezialstudien und zur all-
gemeinen geschichtlichen Orientierung auch für den Familientisch schließt sich an. U. a.
wird auf liturgische Gottesdienste mit Selbstzeugnissen der Helden vor WO Jahren (Verlag
Franz Sturm in Dresden: Steffens, Arndt, Gneisenau, Blücher) hingewiesen. Auch an
Familienabende ist gedacht mit Gesang der Lieder von 1813, Deklamationen und Theater-
stücken; die Volksbibliotheken mit ihren besonderen Bedürfnissen sind nicht vergessen.
Doch vermissen wir bei aller Freude über diese Reichhaltigkeit eines: die Würdigung
dessen, was die bildende Kunst getan für „Deutsch-evangelisches Gedenken an 1813."
Nur von einem Bilde wird berichtet und das mehr beiläufig: „das Bild von p. C. Geißler:
„Der heilige Augenblick", wo die drei Monarchen nach der Schlacht bei Leipzig knieend
Gott danken, kündet nichts anderes als die vielen frommen Sänge der großen Zeit."
Ls bedarf ja keines Wortes, wie sehr nur das Bild im Stande ist, den Eindruck z. B.
der hier empfohlenen Gemeindefeiern frisch zu erhalten; es sollte aber doch auch nicht
ungesagt bleiben, wenn man zu deutsch-evangelischem Gedenken aufruft, daß viele Verlage
auf dem Gebiete der bildenden Kunst ihre Schuldigkeit getan haben, andere freilich auch
nicht. Ls sind auch auf diesem Kampfplatz des Geisteslebens im Gpferjahr Opfer ge-
bracht worden von Verlegern und wohl auch von Künstlern. Spemann's Kunstkalender
z. V. hat 1913 seine Freunde, zu denen auch ich mich zähle (s. auch meine kritische Be-
trachtung 5.69), arg enttäuscht dadurch, daß er auch nicht ein Blatt brachte, das an
die Zeit vor WO Jahren erinnert. Vie Besitzer des Abreißkalenders „Natur und Kunst"
aber dürfen in guten Wiedergaben von Bildern eines Bleibtreu und Donner v. Richter,
eines Arthur Kampf und Knötel jene Zeit, in solchen von Anton v. Werner die vor
23 Jahren grüßen. K. hat sicher seine Freude gehabt an den Illustrationen vieler der
von ihm erwähnten Bücher — das von ihm genannte „herrliche" Iubiläumswerk von
Müller-Bohn mit Bilderschmuck von Karl Nöchling, Richard Knötel, Woldemar Friedrich
und Franz Stassen darf nicht zuletzt auch um der Zeichnungen des Illustrators der Menge-
Stassen-Bibel (s. 2 Abb. daraus 1910, 5. 13, 23) willen auf unser besonderes Interesse
rechnen — umsomehr wird es in seinem Sinne sein, wenn ich in Nmprägung eines Satzes
von ihm (S. 415) sage: „Hier liegt eine evangelische Pflicht für uns, einander zu dienen
durch Hinweisen und verbreiten von Bildern, deren Betrachten kein Zeitverlust, sondern
Lebensbereicherung ist." Auf Einzelheiten brauche ich mich hier nicht einzulassen. Ls
wird unsere Aufgabe sein, auf solcherlei Lücken in Abhandlungen dieser Art nachdrücklich
hinzuweisen, sonst könnten die versuche, so wichtige Fragen ohne die Volkskunst zu lösen,
typisch werden zum Schaden der Sache. Wenn wir das in öffentlichen Diskussionen tun,
so stehen wir vielleicht hie und da im verdacht, als verließen wir die wissenschaftliche
Höhe der Debatte, wenn wir es wagen, von Bildern zu reden. Wir wollen uns aber
nicht beirren lassen und fröhlich immer „wieder unser Kunstroß reiten" (das wurde —
aber „ohne daß es einen Vorwurf enthalten sollte" — mir jüngst einmal konstatiert). Die
Vertrauensmänner nicht nur, sondern noch recht viele sonst im v. K. B. wird es freuen
zu hören, daß, als ich auf der Hauptversammlung des Hessischen Pfarrvereins in der
Diskussion über Professor O. Schian's (Mitherausgeber von „Veutsch-Lvangelisch") Referat:
„welche Aufgaben stellen patriotische Gedenktage, besonders die des Jahres 1813, an die
 
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