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414
Christliches Kunstblatt für Kirche, Zchule und Haus
Nr. 11

diesen will er nicht eigentlich Illustrationen zu dieser oder jener Szene biblischer
Geschichte geben. So erklärt es sich wohl auch, daß Lilien Geschichten, die
großen und kleinen Meistern der Vibelillustration als Vorwurf dienten, wie
etwa die Iosephsgeschichte, auch nicht mit einem Bilde versehen hat. Gr wollte
den Zwecken dieser Bibelausgabe entsprechend seine Zeichnungen nur als Buch-
schmuck im Zinne der modernen Buchkunst wirken lassen. Bll die Doppelbilder,
Vollbilder, Halbbilder, Umrahmungen, Kopf- und Zchlußleisten, Vignetten und
Initialen, ja selbst die Darstellungen aus Einband und Vorsatzpapier sind nicht
um ihrer selbst willen da; wie sie mitsamt den vom Künstler selbst gestalteten
Lettern unter sich Zusammenwirken, der Urbeit des Künstlers einheitliches Gepräge
zu geben, so wirkt wiederum sein Werk als Ganzes als Buchschmuck mit dem
Buchinhalt vortrefflich zusammen. Diese vorwiegend dekorativ sachliche Uusstattungs-
kunst ist nun in einer Schwarz-weiß-Technik geboten, die mit einer großzügig
einfachen und dadurch bald wuchtig und monumental, bald innig und schlicht
wirkenden Linienführung arbeitet, hier ist auch innerhalb der bis jetzt vor-
liegenden drei Bände ein erfreulicher Fortschritt von dem bisweilen zu stark
Silhouettenartigen zum Dimensionalen festzustellen. Fast alle Zeichnungen des
Bandes VII, „Die Lehrdichtung", könnten als Beweis dafür angeführt werden,
herausgehoben seien aber das Ahrenfeld auf der Zchlußzeichnung zu Ruth (5. 212),
„Jerusalem" (5. 71), „Hiobs Glück" (5. 90) mit einer wundervollen Wieder-
gabe einer palästinensischen Hirtenlandschaft und das in seiner Tiefe wie in
seinen Gegensätzen von Licht und Zchatten besonders wirkungsvolle „Km heiligen
Brunnen" (5. 77) zu den „Sprüchen Zalomonis". Die Zierleisten und Um-
rahmungen, so anerkennenswert vielseitig ihre Ornamentik ist, wirken bisweilen
etwas zu wuchtig, zumal wenn sie sich in zu großer Häufung finden wie in
dem Bande VI, „Die Liederdichtung", worin alle poetischen Stücke Seite auf
Seite eine ornamentale Umrahmung bekommen haben. Gewiß sind Lilien auch
nicht alle Bilder gleich gut gelungen; einige wenige mögen den Tadel des alt-
testamentlichen Archäologen herausfordern; nicht alle mögen vor der künstlerisch-
kritischen Betrachtung als vollwertig bestehen; nicht allen werden jene Bilder
zusagen, in denen das mystisch-symbolische Element allzu bizarr heraustritt. Uber
doch wird ein unvoreingenommener Betrachter, der sich vergegenwärtigt, was
Lilien sollte und wollte, zum mindesten nach längerer Betrachtung der Zeichnungen
Liliens zugeben müssen, daß hier ein hervorragender Künstler etwas hervor-
ragendes geschaffen hat. Seine Vielseitigkeit, sein Ideenreichtum, seine Gestaltungs-
kraft, seine Bildungsfähigkeit, seine Eigenart, seine innerliche und äußerliche
Kenntnis von Land und Leuten der Bibel lassen uns mit froher Erwartung den
Zeichnungen Liliens zu den weiter zu erwartenden sieben Bänden des groß und
großartig angelegten Werkes „Die Bücher der Bibel" entgegensehen.
Den künstlerischen wert dieses Werkes erhöht noch die ganze buchtechnische
Uufmachung, die der vornehme, rühmlichst bekannte Verlag George Westermann
ihm gegeben hat. Da ist mancherlei zu rühmen. So die Vornehmheit des
 
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