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Jhm folgte am 26. Januar nach längerem schwerem Leiden
Kirchenrat Karl Holsten, der große neutestamentliche Exegete, der
seit 1876 der hiestgen Universitat angehörte, der Älteste der
theologischen Fakultät. Ein geborener Mecklenburger (er war am
31. März 1825 in Güstrom geboren) hatte er außer an der heimat-
lichen Universität in Lcipzig und Berlin Philologie und Theologie
studiert, war aber nach Ablegung seiner theologischen Prüsung nicht
in das Amt eines Geistlichen eingetreten, sondern hatte eine Lehrstelle
am Gymnasium in Rostock vorgezogen, die er von 1852—1870 mit
großem Erfolge bekleidete, ansänglich hauptsächlich als Religionslehrer,
später auch als Lehrer der deutschen und griechischen Sprache in
den Oberklassen. Doch blicb trotz aller Befriedigung, die seine Lehr-
und ErziehungSthätigkeit ihm und anderen brachte, die Theologie,
wie er selbst sagte, Herrscherin in scinem Gemüte, und stalt mir allein
sür die Schule zu arbeiten, verwendcte er namentlich die Ferien auf
die Bearbeitung theologischer Fragen, deren Lösung ihm seit seiner
Studienzett Herzensbedürsnis geworden war. Tie' so entstandenen
Aussätze machten ihn weithin bekannt und waren Veranlassung, daß
er im Jahre 1870 zunächst als Lehrer am Gymnasium und als
außerordentlicher Profestor nach Bern berufen wurde; doch trat er
schon im nächsten Jahre als ordentlicher Profestor ganz zur theo-
logischen Fakultät über. Obwohl er sich rasch in der Schweiz ein-
gewöhnte, zögerte er doch nicht, einem Rufe zu folgen, der ihm 1876
den Lehrstuhl sür Neues Testament an unserer Universitäk anbot.
Mit jugendlicher Begeisterung hat er dann hier zwanzig Jahre ge-
wirkt, in treuer Arbeit seiner Wissenschast lebend und vor allem die
Herzen seiner Schüler sich gewinnend. Denn er war eine sieghafte
Persönlichkeit, die durch Erscheinung und zündende Beredsamkctt auch
weite Kreise ergriff, besonders aber die Gemüler seiner Schüler,
deren Wesen er verstand, und deren Jnteressen er zu fassen wußte,
bewegte und mit sich sortriß. Wie er überall durch seine ideale und
reine Natur Freunde fand, so hat er solche auch in der Bevölkerung
unserer Stadt sich erworben nnd ihr auch in engerer Gemeinschaft
seine Kräsle gewidmet: jahrelang ist er ein eisriges Mtglied des
eoangelischen Kirchengemeiuderats gewesen. Von seiner Beliebtheit gab
 
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