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die Feier seines siebzigsten Geburistages im Jahre 1895 beredtes
Zeugnis und nun die Teilnahme an seiner Beerdigung und an der
ihr vorausgehenden akademischen Trauerfeier, bei welcher nach dem
Geistlichen Professor Hausrath im Namen der Fakultät sprach und
die Entwicklung und das Wesen des verstorbenen Kollegen, wie die
Bedeutung seines Wirkens in der Wissenschast und aus dem Katheder
in tiefbewegten Worten schilderte.

Jm Alter von 69 Jahren starb am 13. April ein in vielen
hiesigen Kreisen wohlbekannter und mit Recht geschätzter Mann,
Privatmann JohannWerner. Lange Zeit hatte er eine angeschene
Elfenbeinschnitzerei betrieben, die er später seinem ältesten Sohne
übergab. Fast ein Vierteljahrhundert war er als Mitglied des großen
Ausschusses und nach Einsührung der Städteordnung als Stadtver-
ordneter in der Geineindeverwaltnng thätig; seit 1879 bekleidete er
auch das Amt eines Kirchengemeinderats. Jmmer gab sein ruhiges
und sachverständiges, ersahrenes Urteil seiner Teilnahme in allen
Körperschasten besonderen Wert.

Aus einer vielversprechenden Thätigkeit wurde der Lehramts-
praktikant Adols Merkel an der Höheren Mädchenschule durch
eine tödlich verlaufene Lungenentzündung geriffen. Geboren 1869 in
Freiburg i. B. war er nach ausgezeichneter Vorbildung auf Schule
und Universität 1893 in den Schuldienst getreten; seit zwei und
einem halben Jahre wirkte er zu Heidelberg. Feinfühlig, von großer
Allgemeinbildung, unablässig an seiner Vervollkommnung arbeitend,
war er eine Persönlichkeit, die unbedingt erziehend und veredelnd auf
die Jugend wirken mußte. Dabei beschränkte er seine Tellnahme
nicht auf seinen Beruf, sondern war für alle humanen und nationalen
Beftrebungen, besonders für das deutsche Kolonialwesen von warmer
Begeisterung erfüllt. Allen, die sein Wesen gekannt haben, wird er
als ein Bild der Reinheit und des Edelsinns in Erinnerung bleiben.

Durch einen Schlaganfall wurde am 24. April Oberstlieutenant
a. D. Keller aus dem Leben gerufen, der im hiesigen Bataillon als
Hauptmann stand, als dasselbe 1881 von Durlach hierher verlegt wurde.

Am 28. Mai starb nach langem Siechtum Sanitätsrat
Dr. Rawitz, der vor vielen Jahren aus Osnabrück hierher über-
 
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