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I. Ueberle geboren, wollten ihin dic Kenntmffe, die er in der cin-
fachen Volksschule seines Heimatsortes gewonnen hatte, nicht genü-
gen; von unablässigem Wissensdrang getrieben, suchte er sich zn
weiterer Bildung emporzuarbeiten und unermüdlich die gebliebenen
Lücken seines Wiffens auszusülle». Da er erkannte, daß ihn das
Fischergewerbe dcs Vaters nicht vorwärtsbringen werde, sing er einen
anfangs recht bescheidenen Holzhandel an, der sich aber bald bei sei-
nem unverkennbareil Geschick erfreulich ansdehnte; zngleich wußte er
die Neckarfähre, die er gepachtet hatte und auch für Fuhrwerke ein-
richtete, immer einträglicher zu gestalteu. Am öffentlichen Leben nahm
er seit den Mannesjahren lebhaften Anteil; er half eine Kranken- und
Sterbekaffe und den Militärverein in Nenenheim begrüudcn und för-
derte das verständige Vereinswesen, wo cr nur kounte, wie er besonders
durch die hilfreiche Unterstützung des Heidelberger Ruderklubs bewies;
dabei stand er in vaterländischen Fragen unentwegt auf der liberalen
und nationalen Seite. So gewann er das Vertrauen seiner Mit-
bürger: er wurde zum Gemciuderat gewählt, 1831 zum ersten, 1888
zum zweiten Male znm Bürgermeister. Jinmer klarer wurde ihm
bei der Arbeit in seinem Amte, daß seine Gemeinde für sich allein
die Aufgaben einer neuen Zeit nicht lösen könne, daß nur der An-
schluß an die leistungSfähigere Stadt ihr zn dem Aufschwunge helfen
werde, den ihre Lage zu verbürgen versprach. Er ließ sich in dieser
Überzeugung und in^der redlichen Absicht, Neuenheim durch die Ver-
einigung mit Heidelberg zu heben, nicht irre machen durch kurzsich-
tige Beschränktheit und auch nicht durch die verletzende Behauptung,
daß er einen Vorteil für sich dabei suche; und allmählich siegte seine
unermüdliche Tatkraft über die Widerstrebenden, und der Anschluß,
dessen Richtigkeit sich nun schon lange erwiesen hat, wurde 1900
beschloffen. Und der Bürgermeifter von Neuenheim begnügte sich dann
gern mit der Würde eines Stadtrats von Heidelberg und wirkte in
der gleichen Weise wie bisher für das Wohl der vereinigten Ge-
meinden, zu denen zu seiner besonderen Freude nach einem Jahr-
zehnt noch Handschuhsheim hinzutrat. So hat er, der sich als „selbst-
gemachter Mann" sühlen durfte und durch scharfen Verstand, un-
gebeugte Tatkraft und warnie Liebe sür die Heimat sich auSzeichnete,
 
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