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wollte er sie zu dem gleichen eisernen Fleiße erziehen, der ihn beseelte,
aber er suchte sie auch mit der gleichen Hingabe an große Ausgaben
zu erftlllen. Ein methodischer Kopf, hat er den Unterricht nach sesten
Grundsätzen erteilt, rvie auch auS einem vielgebrauchten lateinischen
Übungsbuche, das er mit Kollegen herauSgab, ersichtlich ist. Er blieb
unverheiratct und wandte seine aufopferungssähige Hingabe und Be-
geisterung immer mehr Altheidelberg zu, mit dessen Erinnerungen sein
Name immer verknüpft bleibt. Zum Jubiläum der Nniversität 1886
versaßte er alr Hest der Europäischen Wanderbilder bei Lrelli und
Füßli in Zürich seinen Führer durch Heidelberg. Aus dem kleinen,
inhaltreichen, schönheitfrohen Büchlein wurde die vortreffliche Mono-
graphie „Heidelberg und seine Umgebung" (1897 im Verlag von
I. Hörning), die eine sehr angesehene Stellung unter den Stadt-
geschichten einnimmt. Denn immer mehr wandten sich seine Stndien
der Erforschung des heimatlichen Bodens zu, wozu die vielen Gra-
bungen bei den Neubauten den ersten Anlaß boten. Er sammelte die
Spuren der römischen Niederlassungen, deckte Gräber aus der Zeit
der Völkerwanderung auf und ging den Resten prähistorischer Zeit
mit seiner ganzen Energie nach und erbrachte fo den Beweis, daß
schon in Jahrtausenden vor Christi Geburt die Landschast von Menschen
besiedelt war, und verstand es auch, die versprengten Fundreste in cine
geschichtliche Reihenfolge zu ordnen. Denn weitentfernt von bloßer
dilettantischer Sammellust, trieb er alles in scharfer wissenschastlicher
Methode und mit organisierendem Verstand. Bei den Rachgrabungen
ini seuchten Frühjahrswetter holte er leider wohl auch die Keime
der tötlichen Krankheit. Aber er war kein Altertümler, der nur am
Staub der Vergangenheit sich freut, mit hoher Freude ging er den
Schönheiten der Gegend nach; und so glückte es ihm, von seinen
Wanderungen, photographische Ausnahmen heimzubringen, die neu
entdeckte reizvolle Veduten sesthielten. Diese, zum Teil auch das Werk
seiner Schüler, bilden einen schönen Schmuck seines Heidelberger
Buches. Mit gleichem Eifer machte er sich völlig vertraut mit den
architektonischen Einzelheiten des Schlosses und andrer Bauten, und
brachte er manchen verdeckten oder verschollenen Zug zu neuer Kennt-
nir. Als Kranker in der Ferne weilend, schrieb und dachte er immer-
 
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