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Ulica Sniadeckich 10, Aleje Jerozolimskie 45, Ulica Bagatela 10, Aleja I Armii
Wojska Polskiego 3, Ulica Noakowskiego 4 und 14), aber auch öffentliche Ge-
bäude (Ulica Koszykowa 55, Aleje Jerozolimskie 45, Ulica Swierczewskiego 58,
Ulica Okolnik 9). Merkmale des Jugendstils findet man weiterhin auf Grabsteinen,
z.B. auf dem Friedhof Powqzki (Waclaw Szymanowski) und auf dem Evangelisch-
Augsburgischen Gottesacker (Karol Freund und Karol Temler), sowie in der Denk-
malgestaltung. Ein repräsentatives Beispiel stellt das Denkmal Chopins im Lazien-
ki-Park dar.
Eine weitere Abkehr von historischen Formen brachte der Modernismus (Kon-
struktivismus), dessen Frühphase in die Jahre von 1905 bis 1914 fiel und der bis
zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges andauerte. Diese neue Strömung beruhte
auf sparsamstem Einsatz dekorativer Elemente, einer schlichten, auf die klassizi-
stische Architektur gestützten Komposition mit vertikal betonter, rhythmischer
Gliederung des Baukörpers. Stärker als in den Jugendstilbauten wurde die Baukon-
struktion sichtbar gemacht. Diese Tendenzen waren besonders in Warschau zu
beobachten, wo vom Modernismus der Warschauer Schule gesprochen wurde, der
die Lesbarkeit der architektonischen Konstruktion und die Betonung der Funktion
des Objekts anstrebte. Als heraustagende Vertreter der Warschauer Schule gelten
Jan Heurich jun. (Ulica Jasna 1), Franciszek Lilpop und Karol Jankowski (Ulica
Bracka 26) sowie Czeslaw Przybylski (Ulica Karasia 2).
Besondere Erwähnung verdient der Bau der St.-Jakobs-Kirche nach dem Entwurf
von Oskar Sosnowski. Der an den romanischen Stil anknüpfende Architekt stellte
die Strenge, die Monumentalität und den kubischen Charakter dieses Stils heraus.
In ähnlicher Weise gestaltete Isak Gustaf Clason das Cedergren-Gebäude. Beide
Bauwerke entstanden nach dem Vorbild der zeitgenössischen modernen amerika-
nischen Architektur (Chicago-School). Ein weiterer Schritt auf dem Wege zu einer
ungezwungeneren Behandlung der klassischen Achsenkomposition und der Ver-
wendung des unverputzten grauen Ziegelmauerwerks als dekoratives Fassaden-
element war die spätere Tätigkeit von Lilpop und Jankowski (Kloster und Kirche
der Nazarethschwestern, Ulica Czerniakowska 137, Aerodynamisches Institut der
Technischen Hochschule) von Romuald Gutt (Ulica Gömoslgska 41, Ulica Wa-
welska 56, Ulica Chalubinskiego 2) und Romuald Miller (Ulica Litewska 16). Die
weitere Vereinfachung der Form und die übersichtliche Gestaltung der Struktur-
elemente fanden eine breite Resonanz in den Kreisen der Warschauer Architekten
der zwanziger und dreißiger Jahre unseres Jahrhunderts. Die hervorragendsten
Werke schufen damals Rudolf Swierczyriski (Aleje Jerozolimskie 7, Ulica Zwirki
i Wigury 2, Ulica Chalubinskiego 4), Bohdan Pniewski (Ulica Swierczewskiego 127),
Antoni Dygat (Ulica Sanguszki 1), Zdzislaw Mgczenski (Aleja I Armii Wojska
Polskiego 25, Ulica Frascati 2), Edgar Norwerth (Ulica Marymoncka 90), Czeslaw
Przybylski (Ulica Krakowskie Przedmiescie 11) u.a.
Diese Architektur kennzeichnete die solide und luxuriöse Ausführung der Innen-
räume durch den Einsatz der neuesten technischen Errungenschaften, durch die
Vorliebe für das Handwerk und für gediegenes Baumaterial. Neben der Haupt-
strömung der modernistischen Architektur blieb die strenge Richtung des Klassi-
zismus ziemlich lange bestehen, hauptsächlich im Schaffen der Absolventen der
Petersburger Akademie, wie Pawel W^dziagolski (Ulica Banacha 2), Marian La-
lewicz (Ulica Targowa 70 und Ulica Nowogrodzka 50). Die grundlegenden Kom-
ponenten ihrer Bauwerke sind Säulengänge, Portiken und klassische Fassaden,
die dem Geist des Modernismus angepaßt wurden.
Zugleich zeigten sich starke Tendenzen zur Popularisierung der alten polnischen
Baukunst, vor allem der barocken (Ulica Mysliwiecka 6), aus denen der für die
Suche nach einem nationalen Stil charakteristische sogenannte Herrenhausstil
(Ulica Mochnackiego 23/25, 27/29, Bahnstation Wilanöw)-ebenso wie der Zako-
pane-Stil (Ulica Rutkowskiego 30)-entstand. Ideell und formal knüpfte er an das
traditionelle Landhaus des Adels an. Eine andere nationale Form der polnischen
Architektur mit modernistischen Akzenten verdankt den Errungenschaften der
polnischen Gebrauchs- und Jugendstilkunst sowie der Dekorationskunst Stani-
slaw Wyspianskis ihre Entstehung. Dies war eine Strömung der stilisierten Dekora-
tionsarchitektur, deren wesentliches Kompositionsmotiv die stilisierte geometri-
sche Kristallanordnung bildete. Sie wurde bei der Errichtung von Ausstellungsge-
bäuden, der Ausgestaltung von Innenräumen (Zuschauerraum des Theaters Ate-
neum, Wybrzeze Kosciuszkowskie 20) und bei Monumentalbauten (Hauptschule
für Planung und Statistik, Ulica Rakowiecka 24) herangezogen.
Etwa seit 1925 begann sich der extreme Funktionalismus durchzusetzen und zu
entwickeln, dessen kompositorische Prinzipien auf den großen französischen
Architekten Le Corbusier zurückgehen. Man wandte sich von der traditionellen

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