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Curtius, Ernst [Editor]
Die Ausgrabungen zu Olympia (Band 2): Übersicht der Arbeiten und Funde vom Winter und Frühjahr 1876-1877 — Berlin, 1877

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https://doi.org/10.11588/diglit.764#0018
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IV. Die byzantinifche Kirche. Die weltlich vom Zeus-
Tempel belegene und von der franzofifchen Expedition bereits
tlieihveis blofsgelegte Kirche ift aufs Neue aufgegraben und
aufsen ringsum bis zur antiken Terrainhöhe freigelegt worden.
Im Innern hat die fchwierige und zeitraubende Ausräumung
nur bis zum oberen Pflafter ftattgefunden, doch ift man in der
Apfis und an drei andern Punkten bis zum alten Fufsboden
hinabgeftiegen. Der Holzfchnitt läfst den Grundrifs als eine
einfache Oblonganlage von 14,50111. Breite zu 32,13 m. Länge,
an deren Oftfeite eine fpäter hinzugefügte Apfis liegt, erkennen.

111' 11111

In dem weltlichen Drittel befinden fich die beiden nachträg-
lich hergeftellten Eingänge, der füdliche durch eine von Arka-
den geftützte Vorhalle ausgezeichnet, der nördliche von grofser
Schlichtheit. Beide führen in einen fchmalen Hof, an welchen
fich weftlich zwei zimmerartige Räume fchliefsen, deren kirch-
liche Beftimmung nicht ganz klar ift.

Oeftlich Öffnet fich in 5 Arkaden der übliche Narthex, der
durch 3 Thüren den Zugang zur dreifchiffigen, höchftwahrfchein-
lich als Bafilika zu ergänzenden Kirche vermittelte. Beffer als
der nördliche Ambon ift die marmorne von einer Mittelthür
durchbrochene Schranke, welche das Sanctuarium von dem
Mittelfchiffe abfonderte, erhalten.

Auch der Unterbau für den Altar und den Presbyter-
ftuhl, fowie die halbkreisförmige Bank In der Apfis find noch
vorhanden, und die backfteinernen Umfaffungsmauern ragen bei-
nahe bis zum jetzigen Terrain empor. Alle diefe kurz be-
rührten Eigcnthümlichkeiten der Plandiapofition, fowie eine An-
zahl werthvoller Details altchriftlicher Kunft fprechen für eine
Entftehungszeit des Kirchenbaus in der erften Hälfte des
V. Jahrhunderts. Indeffen fleht eine genauere technifche Ana-
lyfe diefes, für die Topographie wie für die fpätere Gefcbichte
Olympias nicht unwichtigen Baues, der fchon mit Spolien der
letzten klaffifchen Kunft wie z. B. ionifche Doppclhalbfäulcn
unbekannten Urfprungs und korinthifche Pilaftercapitelle, welche
aus der Exedra zu flammen fcheinen u. A. durchweht ift,

noch aus. Der im Holzfchnitt mitgetheilte Querfchnitt durch
das Langhaus nach Offen gefehen, mag eine vorläufige Dar-
ftellung des Befundes geben. Das Wichtigfte bleibt die That-
fache, dafs der gefammte Unterbau hellenifchen Urfprunges,

ift und aus einer von Poros-Ouadern konftruirten Mauer be-
fteht, die nur an der Oftfeite geöffnet war. Ihre Höhe beträgt
1,90 m. und ihre Stärke 1,10 m. Sie fleht, wie der Holzfchnitt
zeigt, auf einer 0,32 m. hohen Stufe und befitzt die allerein-
fachfte Gliederung in Geftalt eines fchwach vorfpringenden
Plinthus und eben folcher Deckplatte. Das vortreffliche Ma-
terial wie die folide Technik fprechen für eine frühe Bauzeit.
Der Ofteingang ift durch eine tiefe Steinfchwelle als gleichzeitig
ausgeführt gefichert. Dafs die ganze Bauanlage als einer der

abgefchloffenen Bezirke in der Altis aufzufaffen fein wird, ift
fehr möglich, wenn auch noch nicht erwiefen, doch darf wegen
der Orientirung der Thür nach Offen fchwerlich an ein Heroon
wie das Hippodameion gedacht werden. Längs der Nordfeite
und Weftfeite fowie vor der nördlichen Hälfte der Oftfeite
find Wafferleitungen vorhanden, deren Gefälle durch die Rich-
tung der Pfeile auf dem Holzfchnitte dargeftellt ift. Die in
ihrem Laufe angeordneten drei Schöpfplätze, durch Krelfe an-
gedeutet, geben den Wink, dafs gerade in diefer Gegend im
Alterthume ein fehr ftarker Waffer verbrauch ftattgefunden hat.
V. Peribolos-Mauer. In dem Nordweftgraben ift eine
fehr ähnliche, aber noch feiner durchgebildete Mauer aufgetaucht,
welche wie der Situationsplan auf Tafel XXXII lehrt, genau
 
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