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BLATT IV.

GRÄBERSTRASSE VOR DEM DIPYLON.

Die Gräberstrasse vor dem Dipylon ist flir die Topo-
graphie von hervorragender Bedeutung, weil keine ähn-
liche Gruppe attischer Denkmäler in solchem Zusammen-
hange erhalten und mit Bildwerken wie mit Inschriften
so reich ausgestattet ist. Diese Denkmäler sind vor ihrer
Zerstörung durch eine Aufschüttung, deren Ursache noch
zweifelhaft ist, so verdeckt worden, dass sie in der Tiefe
eines scheinbar natürlichen Hügels lagen, des Hügels, an
dem die Kapelle der Hagia Triada liegt. Nachdem man
hier schon 1861 bei Anlage der neuen Piräusstrasse die
ersten Spuren des unterirdischen Friedhofs gefunden, ge-
schah es im April 1S63, dass Sandgräber zufällig die
aufrecht stehenden Denkmäler entdeckten. Sie stiessen
auf den Kopf von No. V, dem Grabstein des Agathon,
und veranlassten so die Freilegung der umliegenden
Gruppe. 1S70 begann die eigentliche Ausgrabung, welche
den Hügel der Hagia Triada bis zur neuen Piräusstrasse
einschnitt und das Terrain so frei legte, wie es im Bilde
vorliegt. Die Ausgrabung ist am genauesten beschrieben
von A. Rhusopulos {'ArtxGxay-ij & ifj äyiqt T^täSt in der
^EtftjfjfQk tt3v (ftXoixce&wf, Athen Mai 1870 No. 736 ff. Die
genaueste Darstellung des bis 1863 Gefundenen findet sich
in Salinas Monumenti sepulcradi scoperti in Atene 1863.
Eine zusammenhängende Beschreibung des Friedhofes
gab Carl Curtius in der Arch. Zeitung XXIX (1872) S. 18.
Die vorliegende Zeichnung des Herrn Baumeister Peltz
giebt ein Panorama der Gräberreihe, indem die herabge-
stürzten Sculpturen an ihren ursprünglichen Ort gestellt
und einige in das Museum gebrachte Bildwerke, deren
ursprüngliche Aufstellung gesichert ist, an ihrer Stelle
eingereiht sind.

Der obere Theil des Blattes giebt eine Ansicht der
südlichen Gräberreihe, welche man zur Linken hat, wenn
man aus dem Dipylon nach dem Peiraieus geht; der untere
Theil rechts und links die Ansicht von zwei Gruppen von
Denkmälern der gegenüberliegenden Gräberreihe. In der
Mitte ist der Grundriss beider Gräberreihen, wo die bei-
geschriebenen Zahlen denen entsprechen, die den bildlich
dargestellten Denkmälern beigefügt sind.

Die Denkmäler der südlichen Reihe, von deren nörd-
licher Fronte die Ansicht vorliegt, sind, wenn wir von
links anfangen, die folgenden:

I. Grabstätte des DexÜeos. Der Reliefstein steht auf
dem südlichen Rande eines Gemäuers von Porosstein,
das einen Viertelkreis bildet. Auf dem Nordrande stehen
die Grabsteine seiner Angehörigen. Dexileos ist nach der
unter dem Relief erhaltenen Inschrift als 'Einer der fünf
Reiter' 393 v. Chr. in der Schlacht bei Korinth gefallen
(vgl. Arch. Zeitung S. 14). Der Stein hat, wie man aus
dem Platze schliessen kann, wo er am Boden liegend
gefunden wurde, weiter hin auf der Westseite des Grab-
randes gestanden, so dass die Vorderseite dem aus der
Stadt Kommenden zugekehrt war.

Auf höherem Niveau sieht man (zwischen I und II)
den Grabstein des Mikion und seiner Angehörigen; die
Namen sind schlecht in die Giebelfläche geschrieben, das
Denkmal selbst ist aber .sehr gut gearbeitet und sehr
wohl erhalten (Arch. Zeitung S. 28).

Links vom Dexileosgrabe ziehen sich die Gräber
nach dem Dipylon hin, wie Blatt HI (C 1) veranschau-
licht. Man sieht die polygone Mauer, welche den Grab-
mälern als Fundament diente. Man erkennt Gruppen von
Familiengräbern. Unter der Mauer bemerkt man einen
Grabstein in Form eines Säulenstumpfes aus hymettischem
Marmor; es ist der Grabstein des Hieronymos (Rhusopulos
S. zog-j), welcher sich von den Tausenden ähnlicher Form
dadurch unterscheidet, dass er einen künstlerischen Charak-
ter trägt, indem ein in sorgfältigem Relief gearbeiteter
Epheukranz den oberen Rand umgiebt.

Nach Süden steigt das Terrain an und je entfernter
von der Strasse, um so weniger ist eine systematische
Ordnung zu erkennen. Es tritt so zu sagen eine Ver-
wilderung des Friedhofs ein und die Mehrzahl der Gräber
gehört einer späteren Zeit an; es sind auch viele Aus-
länder hier bestattet. Der Friedhof hat sich von Norden
nach Süden erweitert.

Rechts vom Dexileos erkennt man einen Durchgang
zu der hinterliegenden höheren Gräberreihe.

Dann beginnt die Stützmauer mit den Gräbern II—VI.
Die Mauer war mit rothem Stuck bekleidet. Nach dem
kastenförmigen Grabe (II) aus pentelischem Stein, dessen
oberer Rand bei der Auffindung ein gemaltes Kymation
zeigte, folgt Grab III, das im Grundriss als eine Aedicula
(ähnlich wie VI) gezeichnet ist, von dessen Wänden nur
geringe Spuren sichtbar sind. Daran schliesst sich die
Stätte, wo die Familie des Agathon aus Herakleia ihre
Gräber hatte, nämlich: IV. Pentelischer Marmorstein mit
Grabrelief und dem Namen der Frau Agathons Korallion
auf dem Architrav.

V. Stele des Agathon, des Sohnes der Agathokles
und seines Bruders Sosikrates.

VI. Grabstein aus hymettischem Marmor mit zwei
vorspringenden Anten. Das Gemälde auf der Grundfläche
ist bis auf die Füsse einer Figur erloschen.

VII. Torso eines kauernden Scythen, der nach seinem
Köcher fasst; der Aufsatz eines etwas zurück gelegenen
Grabes (Rhusopulos S. 2064).

VIII. Grab des Dionysios. Vorn eine Aedicula mit
zwei Anten, gemalten Deckenfeldern und einer jetzt leeren
Wand. Hinter derselben ein aus piraischem Stein aufge-
richtetes Postament, das den aus einem Marmorblock ge-
hauenen lebensgrossen Stier trug. Von den beiden metri-
schen Inschriften (Kaibel, Epigrammata S. 35) steht die eine
am Architrav, die andere an der Basis (Salinas, Tav. ILI).

In dem Stuck des Pfeilers war ein graffito -eingeritzt
(Kumanudes Grabinschriften 2784).
 
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