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Curtius, Ernst [Hrsg.]
Die Ausgrabungen zu Olympia (Band 4): Übersicht der Arbeiten und Funde vom Winter und Frühjahr 1878-1879 — Berlin, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.767#0007
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Aasgrabungsperlodo ein -lücklicher Fortschritt gemacht
worden.

Ganz, eigentümlich sind clor Ältis die Sculpturcn aus
Mergelkalk, thcils Götterbilder, die' für religiöse Bildkunst
der Hellenen wichtig sind, thcils decorative Bildwerke.

Von der letzteren Gattung wurde schon im November 1878
eine Reihe von Hochrcliefplatten aus der byzantinischen
Festungsmaucr hervorgezogen, in denen man einen grös-
seren Zusammenhang nicht verkennen konnte. Weitcrc
Forschungen haben ergeben, dass sie zu der von Tan-
sanias erwähnten Ausstattung des Metrischen Thesaurus
gehören; sie sind also für Geschichte der Architektur und
Plastik von Bedeutung; namentlich auch wegen ihrer Farbcn-
resie. Für die Polychromie der Alten an Marmor, Kalk-
mergcl und Terracotta ist überhaupt ein reiches Material
irthet, manche

.eiche

snha

sichere Belehrung für dies Gebiet der Archäologie ge-
ben wird.

Eine steigende Bedeutung haben aber in diesem Jahre
besonders die Metallfundc von Olympia gewonnen. Fs sind
dies zum Theil sehr unscheinbare Silber- und Erzblcchc,
welche zerbrochen, zertreten, bis zur Unkenntlichkeit oxydirt,
in der Tiefe des Bodens gelegen haben, auf denen sich

Über

odci

erkennen Hessen, die zu den WCrthvollston Überresten alter-
tümlicher Metallarbeit gehören. Fs waren Beschläge ge-
weihler Gcräthc mit mythologischen Reliefs, die von Flecht-
ornamenten cingefassl sind, Proben einer ornamenlircntlcn
Kunst, welche bis dahin in Hellas fast gar nicht vertreten
war; sie schliessen sich den dodonäischen Funden in der
lehrreichsten Weise au, um den Zusammenhang der Bronze-
rclicfs einerseits mit der Vasenzeichnung, andererseits mit
dem Tcppichstil zu bezeugen. Dahin gehört denn auch die
Masse kleiner gegossener Figuren von Thieren und Men-
schen, die Weihgeschenke armer Leute. Endlich sind auch
Erzreticfs von freiem Stil und einzelne Erzstatuetten von
wirklichem Kunstwerth zum Vorschein gekommen, Voll-
bilder des Apollo und Herakles, Stützngure.i von Gerathen,
Kriegcrliguren u. s. w.

Im Ganzen hat die Ausgrabung 1878/79 an Bronzen.
Terracotleu und Münzen einen ungleich reicheren Ertrag
geliefert, wie jede der früheren Arbeitsperioden.

Die Zahl der Inschriften ist über 350 gestiegen. Sie
sind mit Ausnahme der ganz unbedeutenden Fragmente in
der Archäologischen Zeitung herausgegeben, und Alle, welche
diesen Veröffentlichungen gefolgt sind, wissen, weich ein
Gewinn der Alterth ums Wissenschaft daraus erwachsen ist.

Sie sind ein Schatzhaus mundartlicher Formen, dem wir
die erste genauere Kenntiuss wichtiger Dialekte des grie-
chischen Volkes verdanken; sie vervollständigen die Ge-
schichte der griechischen Schrift, da die Schriftformen der
verschiedensten Städte und Landschaften in Olympia ver-
treten waren. Sie sind eine ergiebige Quelle der Künstlcr-
gcscltichte geworden, indem berühmte Meister des Alter-
thums. wie der Samier Pythngoras, hier zum ersten Male
urkundlich bezeugt sind und sowohl von der älteren
wie von der jüngeren Künstlerschule von Argos und ebenso
von der unter römischer Herrschaft thätigen attischen Schule
lehrreiche Urkunden zu Tage gekommen sind. Von der
Gruppirung der Standbilder haben wir eine lebendige
Anschauung gewonnen, ebenso von den Motiven der plas-
tischen Darstellungen, welche in den metrischen Inschriften
beschrieben sind. Die Poesie der Griechen ist durch
eine Reihe von Epigrammen bereichert. Für die Ge-
schichte des olympischen Wettkampfcs ist ein neues Material
gewonnen. Denkmäler der ältesten Kraftproben, die in
Olympia zur Schau gestellt wurden, wie der Felsblock des
Bybon, sind mit den darauf bezüglichen Inschriften an das
Licht gezogen, und wir können die verschiedenen Formen
des Wettkampfes und ebenso das Personal der in Olympia
angestellten Beamten bis an die Grenze der byzantinischen
Zeit verfolgen. Wir erkennen das ältere Olympia als
pcloponncsisches Heiligthum in seinen engeren, nachbar-
lichen Verhältnissen; wir erkennen es in seinen Beziehungen
zu den überseeischen Pllanzsialten, namentlich in Sicilien
und Unterhalten; wir sehen die Herrscher des Nordens
vertreten, welche hier den Göttern Griechenlands ihre
Huldigung darbrachten, um sich den besiegten Hellenen
ebenbürtig zu erweisen; wir linden endlich Olympia als
Mittelpunkt der römisch-griechischen Welt.

Damit beginnt eine neue Reihe von Denkmälern und
Urkunden. Wir lesen die Inschriften, mit denen Mummius
die Weihgeschenke ausstattete, durch welche er den Brand
von Korimh sühnen wollte; und die späteren Schriftdenk-
mäler zeigen uns. wie im Sinne kaiserlicher Politik Olympia
dazu benutzt wurde, um Ost und West zu einer gleich-
artigen Bevölkerung zu einigen; sie bezeugen, wie die
alten Wcltkämpfc auf Musik und Poesie ausgedehnt wur-
den, und der neue Glanz, den die Zeit llndriaus und der
Amonine brachte, ist durch eine Fülle von Monumenten
bezeugt. Wie in Athen, so steht auch hier 1 lerodes
Att'iCUS mit seinen grossartigen Schöpfungen am Schlüsse
der Baugcschichie. Schriftdenkmäler mit sicherer Datirung
führe.! uns aus der römischen Zeit in die byzantinische
 
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