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Curtius, Ernst [Hrsg.]
Die Ausgrabungen zu Olympia (Band 4): Übersicht der Arbeiten und Funde vom Winter und Frühjahr 1878-1879 — Berlin, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.767#0033
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----33 ■—

Forschung wegen Zeitmangels bis zum nächsten Jahre ver-
schoben bleiben mussle, so anziehend auch die vorgefiuute-
nen Bnurcstc waren. Beides sind Säulenhallen. Die eine
liegt in dem neuen Südwestgraben*), der behufs besserer

Knl Wässerung nach dem Kladeos gezogen werden mussle.
Die andere seh Messt sich östlich und nördlich .in die Werk-
statt des Phcidias an. ist aber eine offciib.ir nachträglich
hinzugefügte mit Gemächern versehene Bauanhgc.

-^ip.4^^-

VI. ARCHITEKTONISCHES.

Vor

den hier folgenden Batiboschreihungcn bezw. Er-
läuterungen zu den architektonischen Tafeln isi zu be-
merken, dnss dem Herrn Bauführer Dörpfeld die des Me-
troon, der Schatzhäuser der Karlhager und Megarer, des
Buleuteri011, des Leonidaion und der Echohalle, dem Herrn
Bauführer Borrmann die der ionischen Südwesthalle, des
Propylaion zum Stadion und der römischen Südhalle ver-
dankt werden.

I. Metroox;**) Unter den drei Tempeln Olympia's ist
der im Süden der Thesauren-Terrasse gefundene Tempel
der Götlcrmuuer der kleinste und späteste. Dass er das
Meiroon wirklich gewesen ist, folgt aus der Stelle des
Pausamas (V, 21, ü), nach welcher an dem Wege vom
Metroon zum geheimen Siadioneingnnge die 16 aus Straf-
geldern errichteten Standbilder des Zeus aufgestellt waren.
Da ihre Basen noch alle zwischen diesem Tempel und der
Krypte unverrückt am Platze stehen, so ist die Benennung
Metroon zweifellos gesichert.

Die Erbauung des Tempels kann auf Grund der vor-
handenen Kunstformen und Troportionen der Bauglieder an-
näherungsweise in das IV. oder 111. Jahrhundert v.Chr. ge-
setzt werden. Zur Zeit der römischen Kaiser isi der ganze

*) D

Bau roh restaurirt d. h. mit einer dicken Putzschicht über-
zogen worden; auch wurden damals römische Kaiserstatuen
(11. a. Titus und Claudius) in der Cclla aufgestellt. Aus
dieser Zeit stammt wahrscheinlich die Inschrift am Architrave
(Ärch. Zcitg. 1S7S, I, p. 39), welche mehrere Beinamen eines
römischen Kaisers enthält, und von Dittenberger auf
Augustus oder Hadriau bezogen worden ist. Nach der
Auffindung obiger Kaiscrstatuen wird wohl die Entscheid-
img für Augustes getroffen werden müssen.

Im V. oder im VI. Jahrb. n, Chr. wurde der ganze
Tempel systematisch abgebrochen und seine Quadern, Säu-
len und Gebälkstücke zum Bau der Kastellmauer verwen-
det, welche den Zeustempel mit der Nordostecke der römi-
schen SiUlhalle verband. Diese Zerstörimg betraf nicht nur
den ganzen Oberbau sondern auch einen grossen Teil des
Fundamentes. Glücklieherweise sind an der Nordwestecke
einige Stufen und die Reste zweier Säulenlrommeln stehen
geblieben, welche gerade hinreichen, um die Zugehörigkeit
des weggeschleppten Gebälkes zum Metroon zu erkennen
und zu beweisen.

Auf Tafel XXXII ist links unten der Zustand des
Tempels nach seiner Zerstörung dargestellt. An der Nord-
seite sind alle 3 Stufen und die beiden Säulenreste noch
in situ, an den übrigen Seiten fehlen die Stufen und selbst
die oberen Schichten des Fundamentes. Die Axenweite
der zwei Säulen, welche beide auf der Mitte je einer
Quader des Stylobates stehen, beträgt ;,oi m. Die Hälfte
dieses Maasses (1,005 m) linden wir als Breitemuaass sämmt-
licher Quadern des ganzen StereobatCS wieder. Eine Aus-
nahme bilden nur die an den Ecken befindlichen Ouadem,
 
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