Ich sehe nicht, was man gegen diese Annahmo Ent-
scheidendes einwenden könnte. Dass die Haartracht sehr
wo! männlich sein könne, lehrt ein Blick auf den Apollon,
welcher dieselbe Frisur zeigt, nur in plastisch durchgeführter
Eiiiüelbeliandlung. Die Nacktheit von Rücken und Schultern
spricht SOgat sehr deutlich zu Gunsten der Männlichkeit;
wenigstens ist sie unter den Lapithinnen des Westsiebeis
ohne Analogie. Dass endlich Kopf und Armstümpfe in
Richtung, Bewegung und Grösse einem bereits vorhandenen
Körper und dessen vorauszusetzender Action so auffallend
genau entsprechen, darf man wo! nicht erst an letzter Stelle
zu Gunsten jener Annahme -eilend machen.
Es bleibt der weiche, leidende Ausdruck des Kopfes als
letzter Gcgengnind übrig; und dieser ist es ja offenbar ge-
wesen, welcher uns alle verleitet hat, ihn für weihlich zu
nehmen. Wie sollte derselbe zu Kaiucus stimmen? Erscheint
er doch in der bildenden Kunst fast nur als der wilde Recke,
den die Kentauren mit Fiehte»klotzen und FclsblÖcken in den
Schooss der Erde hinabzwingen müssen.
Aber Kaineus ist in der Sage vom Weib zum Manne
geworden und könnte sich in unserem Giebel diese Meta-
morphose getrost zum zweiten Male gefallen lassen — wenn
- Ka
den
Wenn es einmal fest steht, das l'ausnnias sieh in der
Deutung der Mittelfigur geirrt hat, so hat er in der Benennung
unseres Lapitheu sicher fehlgegriffen. Wenn Peirithoos
nicht mehr in der Mitte steht, wo anders kann er gestanden
haben, als an der Seite seiner Braut? Was anderes gethan,
als auf ihren Räuber einzuhauen? l.'nd wenn einmal sein
Gegenstück auf der rechten Seile des Giebels unzweifelhaft
Thcseus ist, wie schon steht sich nicht da das Freundcspaar
an gleicher Stelle und in gleicher Handlung gegenüber! Jener
weiche Gesichtsausdruck aber wird durch diese Umncnnung
in den jugendlichen Genossen des TheseuS, den Bräutigam,
um vieles erklärlicher, wie mich dünkt. Jedenfalls aber be-
kenne ich, keinen anderen Ausweg zu wissen um mit diesen
Kopfe fertig zu werden. Hoffen wir, dass die in dem lau-
fenden Winter ganz besonders dem Westen zugewandten
Grabungen eine Sicherung dieses Resultates herbeiführen.
3. Die Obertheiie des würgenden l.apilhen und
beissenden Kenlauren (F G) haben die endgültige Be-
stätigung ihrer Zusammengehörigkeit durch den Fund der
rechten Lapilhcnschulicr gefunden, welche beide Stücke
verbindet. Freilich hat sieh dabei der umschlingende Arm
des Jünglings als so unnatürlich lang herausgestellt, dass an
eine Berührung der Upithcnstirn durch das linke Pferdeohr
des Kentauren nicht mehr zu denken ist. Wie die glatte
Stelle im Haar des l.apilhen nunmehr zu erklären sein wird
weiss ich nicht; jedenfalls aber muss hier das Wahrschein-
liche vor dem Wahren das Feld räumen.
Die Einsicht in das künstliche Ineinandergreifen beider
Gestalten ist ferner durch die Auffindung eines verschlun-
genen Händepaares gefördert worden, das sich au den rechten
würgenden Arm des Upithen nnscbliessen Hess. Man siebt
jetzt, wie der Kentaur mit seiner Linken die Rechte des
l.apilhen gepackt hat und die verzweifeltsten Anstrengungen
macht, um sieb von dem umklammernden Arme seines Gegners
zu befreie.!.
Für das Gesicht des Kentauren ist durch das Yordcr-
kopfstück ein besonders ausdrucksvoller Theil neu gewonnen.
Es umfasst die von Sehmerz und Wuth gerunzelte Stirn und
einen Theil des wirr durcheinander gewebten spärlichen
Haares auf dem halb kahlen Vorderhaupte.
.]. Auch das Gegenstück unserer Gruppe, das Sympiegma
des geraubten Knaben und seines Kentaurcngegncrs
(PO), hat eine wichtige Ergänzung gewonnen. Das keil-
förmige Endstück des Pterdelcibes ist gefunden, und damit
die Bestätigung für die Annahme gegeben, dass der Kentaur
schräg aus der Giebelwand hervorkam. Die unerwartete
Kürze dieses Endstückes giebt uns die Möglichkeit, unsere
Gruppe noch weiter hinter RS hineinzuschieben. Dadurch
gewinnen wir hinter dem Kcntaurenlcibe von N den nöthigen
Raum, den Körper des Knaben P, der doch wahrscheinlich
wie sein Gegenstück geknieet haben wird, weiter hcrabzu-
rüeken. Selbstverständlich rückt dann auch der Kentauren*
leib Q in dieselbe Tiefe, wie der von P.
Von dem Kentauren, welcher der Ergänzung so sehr
bedürftig wäre, ist sonst leider weiter nichts hinzugefunden
worden, als die unter den. Arme des Knaben her umgreifen de
rechte Hand.
5. Für die schwierige Frage nach der Lagerung der
beiden allen reoj><>) in den Giebelenden, und der Zuge-
hörigkeit ttcr Kissen zu denselben haben sich keinerlei neue
entscheidende Momente ergeben, auch trotz mancher hierher
gehöriger Ergänzungsfunde, welche die Liste aufzählt. Ich
benutze daher diese Gelegenheil nur zu dem Hinweise
darauf, dass auch die ueugefundene rechte Hand von U
und die Unterarmstücke beider durch den unter ihnen vor-
springenden Falz deutlich zu erkennen geben, dass sie in eine
besonders gearbeitete Unterlage eingelassen waren. Lagen die
Allen wirklich auf solchen Kissen, so müssen sie, entsprechend
der geneigten oberen Flache des erhaltenen Polsters, vorne
etwas gehoben, hinten etwas gesenkt werden. Sie scbliesseu
sieb hierdurch der Giebellinie auch besser an.
scheidendes einwenden könnte. Dass die Haartracht sehr
wo! männlich sein könne, lehrt ein Blick auf den Apollon,
welcher dieselbe Frisur zeigt, nur in plastisch durchgeführter
Eiiiüelbeliandlung. Die Nacktheit von Rücken und Schultern
spricht SOgat sehr deutlich zu Gunsten der Männlichkeit;
wenigstens ist sie unter den Lapithinnen des Westsiebeis
ohne Analogie. Dass endlich Kopf und Armstümpfe in
Richtung, Bewegung und Grösse einem bereits vorhandenen
Körper und dessen vorauszusetzender Action so auffallend
genau entsprechen, darf man wo! nicht erst an letzter Stelle
zu Gunsten jener Annahme -eilend machen.
Es bleibt der weiche, leidende Ausdruck des Kopfes als
letzter Gcgengnind übrig; und dieser ist es ja offenbar ge-
wesen, welcher uns alle verleitet hat, ihn für weihlich zu
nehmen. Wie sollte derselbe zu Kaiucus stimmen? Erscheint
er doch in der bildenden Kunst fast nur als der wilde Recke,
den die Kentauren mit Fiehte»klotzen und FclsblÖcken in den
Schooss der Erde hinabzwingen müssen.
Aber Kaineus ist in der Sage vom Weib zum Manne
geworden und könnte sich in unserem Giebel diese Meta-
morphose getrost zum zweiten Male gefallen lassen — wenn
- Ka
den
Wenn es einmal fest steht, das l'ausnnias sieh in der
Deutung der Mittelfigur geirrt hat, so hat er in der Benennung
unseres Lapitheu sicher fehlgegriffen. Wenn Peirithoos
nicht mehr in der Mitte steht, wo anders kann er gestanden
haben, als an der Seite seiner Braut? Was anderes gethan,
als auf ihren Räuber einzuhauen? l.'nd wenn einmal sein
Gegenstück auf der rechten Seile des Giebels unzweifelhaft
Thcseus ist, wie schon steht sich nicht da das Freundcspaar
an gleicher Stelle und in gleicher Handlung gegenüber! Jener
weiche Gesichtsausdruck aber wird durch diese Umncnnung
in den jugendlichen Genossen des TheseuS, den Bräutigam,
um vieles erklärlicher, wie mich dünkt. Jedenfalls aber be-
kenne ich, keinen anderen Ausweg zu wissen um mit diesen
Kopfe fertig zu werden. Hoffen wir, dass die in dem lau-
fenden Winter ganz besonders dem Westen zugewandten
Grabungen eine Sicherung dieses Resultates herbeiführen.
3. Die Obertheiie des würgenden l.apilhen und
beissenden Kenlauren (F G) haben die endgültige Be-
stätigung ihrer Zusammengehörigkeit durch den Fund der
rechten Lapilhcnschulicr gefunden, welche beide Stücke
verbindet. Freilich hat sieh dabei der umschlingende Arm
des Jünglings als so unnatürlich lang herausgestellt, dass an
eine Berührung der Upithcnstirn durch das linke Pferdeohr
des Kentauren nicht mehr zu denken ist. Wie die glatte
Stelle im Haar des l.apilhen nunmehr zu erklären sein wird
weiss ich nicht; jedenfalls aber muss hier das Wahrschein-
liche vor dem Wahren das Feld räumen.
Die Einsicht in das künstliche Ineinandergreifen beider
Gestalten ist ferner durch die Auffindung eines verschlun-
genen Händepaares gefördert worden, das sich au den rechten
würgenden Arm des Upithen nnscbliessen Hess. Man siebt
jetzt, wie der Kentaur mit seiner Linken die Rechte des
l.apilhen gepackt hat und die verzweifeltsten Anstrengungen
macht, um sieb von dem umklammernden Arme seines Gegners
zu befreie.!.
Für das Gesicht des Kentauren ist durch das Yordcr-
kopfstück ein besonders ausdrucksvoller Theil neu gewonnen.
Es umfasst die von Sehmerz und Wuth gerunzelte Stirn und
einen Theil des wirr durcheinander gewebten spärlichen
Haares auf dem halb kahlen Vorderhaupte.
.]. Auch das Gegenstück unserer Gruppe, das Sympiegma
des geraubten Knaben und seines Kentaurcngegncrs
(PO), hat eine wichtige Ergänzung gewonnen. Das keil-
förmige Endstück des Pterdelcibes ist gefunden, und damit
die Bestätigung für die Annahme gegeben, dass der Kentaur
schräg aus der Giebelwand hervorkam. Die unerwartete
Kürze dieses Endstückes giebt uns die Möglichkeit, unsere
Gruppe noch weiter hinter RS hineinzuschieben. Dadurch
gewinnen wir hinter dem Kcntaurenlcibe von N den nöthigen
Raum, den Körper des Knaben P, der doch wahrscheinlich
wie sein Gegenstück geknieet haben wird, weiter hcrabzu-
rüeken. Selbstverständlich rückt dann auch der Kentauren*
leib Q in dieselbe Tiefe, wie der von P.
Von dem Kentauren, welcher der Ergänzung so sehr
bedürftig wäre, ist sonst leider weiter nichts hinzugefunden
worden, als die unter den. Arme des Knaben her umgreifen de
rechte Hand.
5. Für die schwierige Frage nach der Lagerung der
beiden allen reoj><>) in den Giebelenden, und der Zuge-
hörigkeit ttcr Kissen zu denselben haben sich keinerlei neue
entscheidende Momente ergeben, auch trotz mancher hierher
gehöriger Ergänzungsfunde, welche die Liste aufzählt. Ich
benutze daher diese Gelegenheil nur zu dem Hinweise
darauf, dass auch die ueugefundene rechte Hand von U
und die Unterarmstücke beider durch den unter ihnen vor-
springenden Falz deutlich zu erkennen geben, dass sie in eine
besonders gearbeitete Unterlage eingelassen waren. Lagen die
Allen wirklich auf solchen Kissen, so müssen sie, entsprechend
der geneigten oberen Flache des erhaltenen Polsters, vorne
etwas gehoben, hinten etwas gesenkt werden. Sie scbliesseu
sieb hierdurch der Giebellinie auch besser an.