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Chronik für vervielfältigende Kunst — 3.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.3813#0077
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Briefe und Handschriften Tür die Graphischen Künste und die Chronik sür vervielfältigende Kunst sind an den Schriftleiter
Dr. Richard Graul, Wien, VI., Luftbadgasse 17, zu richten.

INHALT' Ornamentrtich-Sammlung in Köln. — Stiassny: Die Kleinmeister und die italienische Kunst. VI. Schluss. - Max
Rooses: Guillaume Panneeis' Radirungen nach Rubens. — Vermischte Nachrichten: Rovinski: L'oeuvre grave de
Rembrandt. — Mode-Album von Lipperheide. — Auszeichnungen: Dresden, München. — Austeilung in Paris. — Austeilung amerika-
nischer Holzschmtte in Boten. — Verteigerungen: Stuttgart, Berlin. — Personalnachricht. — Gründer der Gesellschast. — Anzeigen.

ORNAMENTSTICH-SAMMLUNG IN KÖLN.


Jseit in Köln ein Kunstgewerbemuseum be-
£>/ gründet ist, herrscht dort auf künstlerischem
-.v"'' Gebiete eine ausserordentliche Regsamkeit.
^K'jDie frische Leitung der neuen Anstalt wird
S2n3mit i'eltener Einsicht von den städtischen
Behörden unterstützt und von der Theilnahme einer hoch-
gebildeten Bürgerschaft getragen. Das ist der Grund des
erfreulichen Erfolges, mit welchem das junge Institut
operirt und weshalb Köln, welches unter den rheinischen
Städten zuletzt ein Gewerbemuseum organisirte, heute
schon in dieser Beziehung allen westdeutschen Städten
voran sleht. Auf dieser ältesten und ehrwürdigsten deutschen
Kunststätte aber hat ein Gewerbemuseum, Dank ihrem
alten Vorrath und der hier nie ganz ausgestorbenen kunst-
gewerblichen Tradition, eine die meisten derartigen Samm-
lungen überragende Bedeutung und Wichtigkeit.
Den Grundstock der Sammlungen bildet eine kleine,
aber durch ihren Werth hervorragende Anzahl kunst-
gewerblicher Gegenstände, welche die Stadt dem Gemein-
sinn früherer Bürger verdankt. Planmässig wird dieser Kern
jetzt vermehrt, wozu der Boden Köln's, der seit Jahren
die willkommene Fundgrube für jeden Sammler und
Händler war und ist, günstige Gelegenheit bietet. Auch
was sonst an entsprechenden Obje6ten in städtischem Besitz
war, ist dem neuen Museum überwiesen worden.
Auf letztere Art gelangte dasselbe in den Besitz der
aus dem Walraffschen Nachlasfe slammenden Ornament-

stich-Sammlung. Die Existenz derselben war bisher
völlig unbekannt: in wüstem Durcheinander lagen die
Blätter, verstaubt und verschmutzt, seit Jahrzehnten da —
ein Schatz, der, richtig verwaltet und nutzbar gemacht,
schon reiche Zinsen getragen hätte. Nach der Zahl der
Blätter unter den deutschen Sammlungen etwa die vierte
Stelle einnehmend, hat diese Sammlung aber allen anderen
gegenüber den grossen Vortheil, dass sie nicht, wie jene, in
neuester Zeit auf Grund des augenblicklichen Angebotes
auf dem Kunstmarkte entslanden ist. Zu einer Zeit zu-
sammengebracht, in der noch Alles vorhanden war, zeigt
die Sammlung vielmehr deutlich das Gepräge ihres feinen,
für die Erhaltung kölnischer Kunslwerke so verdienstvollen
Stifters. Jenes Mittelgut, das so manche andere Sammlung
beschwert, fehlt hier, während Vieles vorhanden ist, was
grössere Sammlungen entbehren. Von den gotischen
Blättern abgesehen, welche zum Theile als Unica von
grösstcm kunstgeschichtlichen und materiellen Werthe
sind, fehlen selblt in den grossen Pariser Staatslämm-
lungen die hier vorhandenen Blätter des Jackson, Gautier-
Dagoty, van Tielt und Anderer. Französische Meister von
dem Range eines Jean Vauquer und Jean-Baptiste Mon-
noyer sind, wie es scheint, mit ganz neuen Werken ver-
treten. Das Cartouchenwerk des Peretti findet (ich hier
in einem bis dahin wohl kaum angetrosfenen Umfange.
Jean-Bernard Toro, desfen Werke in Deutschland noch
lange nicht genügend geschätzt werden, ist nahezu voll-

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