Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Chronik für vervielfältigende Kunst — 3.1890

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.3813#0093
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hl

■■

aers

89

'^m.

interessant und malerisch höchst reizvoll. Es entllammt der Zeit, da
schweres Ungemach den Künltler bedrohte, um 1656, dem Jahre seines
Bankerotts ist es entstanden. Es zeigt den schwergeprusten Künltler
wehmüthig, resignirt, doch sest und energisch. Ziegler's Reproduktion
gereicht das Streben nach packender Charakteristik zum Lob. Es ist ein
gutes, wirksames Blatt (Verlag von Raimund Mitscher, Berlin).
Von H. Kohnert, der lieh namentlich als Landsehaftsradirer
einen Namen gemacht hat, verzeichnen wir heuer ein Seestück und eine
Gefechtsscene. Das erstere Blatt gibt ein Gemälde von C. Salzmann
wieder, die Schifse ,,Niobe" und „Oldenburg" im Hasen von Kiel (Berlin,
Stiesbold & Co., 30 Markdrucke zu Rmk. 100, Drucke mit der Schrist
Rmk. 30), das zweite, bedeutendere Blatt ist eine Radirung nach einer
Scene aus dem Gefecht bei Vendome (1870) von L. Kolitz (Berlin,
Raimund Mitscher, Markdrucke Rmk. 100, vor der Schrift Rmk. 40,
mit Schrist Rmk. 20).
Eine wohlgelungene Porträtradirung ist diejenige des Diresitors
der königl. Hochschule sür Musik in Berlin, des Prof. Josef Joachim,
von Gustav Eilers. Es ist eine Radirung in stecherischer Weise, sorgsältig
und gut individualisirend; bei Paul Bette in Berlin ist sie erschienen.
Das bekannte Reiterbildnis weiland des Kronprinzen Rudolf
von Th. Ajdukiewicz hat der Wiener Radirer Ludwig Michalek sehr
ansprechend im Grossen radirt. Das gefällige Blatt ist durch die Kunst-
handlung von Artaria & Co. in Wien zu beziehen.
Fräulein Doris Raab hat ein pikantes Damenporträt von Neal
mit geschicktcr Leichtigkeit der Nadelsührung radirt.
Onginalradirungen sind erschienen von Bernhard Mannseld :
Das Wetterhom bei Grindelwald(ßerlin, RaimundMitscher, 65:47 an,
Chinadrucke zu Rmk. 20), in des fruchtbaren Künstlers esfektvoller
Manier, und von W. Feldmann: Burg Elz (ebenda, 53:43 cm, China-
drucke zu Rmk. 15), ein decoratives Blatt, das doch den Künstler im
Fortsehritt seiner Radirung: „Burg Hohenzollern" vom Vorjahre gegen-
über zeigt. Ludwig Kühn in München hat eine ansprechende Original-
radirung „Der Mutter liebstes Lied", ein Genrebild, vollendet.

Von William Unger gelangt demnächst bei H, O. Miethke in
Wien zur Ausgabe seine längst erwartete Radirung nach den Rubens-
löhnen der Galerie Liechtenstein. Es ist ein bedeutendes Blatt, dass
sich würdig den grossen Werken des Wiener Meisters, dem Heythuysen
und dem sogenannten Wallenstein, anreiht: gross ausgefasst und geistvoll
in der sreien, leichtslüssigen Behandlung. Nur 150 Remarquedrucke
werden von der Platte gedruckt, und zwar 75 auf Pergament zum
Preise von Rmk. 300 und 75 auf Japanpapier zum Preise von Rmk. 240.
Nach dem Druck dieser beschrankten Auflage wird die Platte z e r-
stört. Wir kommen noch auf das bedeutende Werk zurück.
Im selben Verlag erscheint eine von langer Hand vorbereitete
Publication der Galerie Weber in Hamburg mit 23 Radirungen von
William Unger. Die Gemäldesammlung des Herrn Consuls Ed. F. Weher
in Hamburg geniesst einen besonderen Ruf unter den Privatgalerien der
Hansastadt. Sie ist von allen die reichste an Werken alter Meister und
vornehmlich an Werken aus der Blüthezeit der holländischen und vlämi-
schen Malerschule. Es sind mit sein gebildetem Geschmack auserlcsene
Werke, theils von grossem Reiz der Malerei, theils von mehr kunst-

histoiischcm als ästhetischem Belange und es war ein glücklicher Gedanke,
die Perlen der Weber'schen Galerie in einem Album, dessen Text ein
Kenner von der Bedeutung Dr. Schlie's geschrieben hat, einem weiteren
Kreise bekannt zu machen; glücklich vor Allem, weil ein und derselbe
Kiinstler, Prosessor William Unger, sämmtliche Werke dieser Auswahl
reproducirt hat — mit welchem Ersolge, das braucht den Kennern der
Kunst Unger's nicht erst langathmig dargelegt zu werden. Unger, der aus
der Höhe seines Schassens steht, hat die Feinheit seines Auges, die Ein-
dringlichkeit seiner Aussassung und die gcistvolle Leichtigkeit seiner Hand
in diesen Radirungen nach Bildern der Sammlung Weber von Neuem
bewiesen und eine Folge ausgezeichneter Blatter mehr seinem stattlichen
Radirwerke angefügt. Rembrandt und die von ihm gelernt haben oder
beeinflusst wurden, Fabritius, Lievens, Maes, Adriaan van
Ostade, Pieter de Hooch, Ferdinand Bol, dann Frans Hals und
sein Sohn Herman, Brouwer, Rubens, Jan Steen, Teniers d. J.,
Verelst, Wouwerman, Du Jardin, Albert Cuyp, J. van Goyen,
Jacob van Ruisdael, Hobbema, W. van de Velde d. J., Hoeck-
geest und Cornelis de Heem — das ist die bunte Künstlerschaar,
welche in dem vornehm ausgestatteten Album in vortresflichen Wieder-
gaben erscheint. Der Text Schlie's, der in gefällig sortlausender
Erzählung die einzelnen Bilder würdigt, ist reich an seinen Bemerkungen
zur Charakteristik der einzelnen Meister und steht — das ist eigentlich
relbstverständhch — durchaus aus der Höhe der Wissenschast. Die Galerie
Weber erscheint in einer Auslage von nur 150 numerirten Exemplaren
auf Japan. Ausserdem wurden 4 Exemplare aus Pergament gedruckt zum
Preise von 300 Rmk.

Der Photograph J. Baer in Rotterdam (Boulevard 44) hat eine
grosse Anzahl von Bildern und Zeichnungen des Museums Boy-
mans photographisch ausgenommen. In seiner Sammlung von Photo-
graphien sind die hervorragendsten Gemälde des Museums vertreten.
60 Bilder sind in grossem Formate (22 : 28 cm), 165 in kleinerem aus-
genommen worden. Die Reproduktionen sind durchgängig gut. Besondere
Aufmerksamkeit verdienen die Platinotypien nach Zeichnungen alter
Meister, an denen bekanntlich das Musenm Boymans ausserordentlich
reich ist; sür das Studium der holländischen Kunst birgt es wahre
Schätze. Die Reproduktionen der Zeichnungen sind vortresflich und seien
bestens empsohlen. Ein Verzeichnis der bisher erschienenen Photogra-
phien ist von J. Baer direct zu beziehen. Die Preise sind mässig, nämlich
für Cabinetausnahmen:
unausgezogen Rmk. —.50, grosse Formate Rmk
aus Carton ,, — -85, „ ,, „
sür die Platinotypien:
unaufgezogen Rmk. 1.25, grosse Formate Rmk.
aus Carton „ 1.50, „ „

1.70,
2.50;

1.50,
3.25.

Gründer der Geselllchaft.
Die CompaniaSud-Americana de Bületes deBanco in
Buenos-Aires ist der Gesellschaft sür vervielsältigende Kunft als
Gründer aus die Graphischen Knnlte beigetreten.


 
Annotationen